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# taz.de -- Belgischer Symbolismus in Berlin: Böse ausgebremste Dekadenz
> Die dunklen Seiten der Kunst will eine Ausstellung in der Alten
> Nationalgalerie zeigen, Corona aber stiehlt ihr die Show.
Bild: Beispielhaft: „Liebkosungen“ von Fernand Khnopff in der „Dekadenz u…
Gut, gerade sind schon alle in der einen Art oder anderen Weise gebeutelt
in diesen pandemischen Zeiten. Aber so ein richtiger Coronaverlierer, das
ist doch der belgische Symbolismus.
Der bitte was?
Genau! Auch wenn jetzt manche vielleicht wissend die Augenbraue heben, wird
bei vielen da nur ein dunkler Fleck sein, wo sich ein Bild auftun sollte
von dieser ominösen Angelegenheit. Ja, viel Aufmerksamkeit dafür wollte man
schaffen und das Phänomen mal so richtig ausleuchten. Aber dann ist da halt
Corona böse reingegrätscht und hat den belgischen Symbolismus ausgebremst.
Mit einer Ausstellung in der Alten Nationalgalerie sollte der Symbolismus
in seiner belgischen Spielart groß herauskommen. [1][„Dekadenz und dunkle
Träume“]: Eine Blockbuster-Schau, die die Massen anziehen müsste, wenn, ja,
wenn...
Die Ausstellung war eigentlich für die Sommermonate des vergangenen Jahres
geplant, angesichts des ersten Shutdowns wurde sie in den Herbst und damit
letztlich in den nächsten Shutdown verschoben. Nur ein paar Tage durften
mal Besucher rein, ein Jammer, weil da eine wirklich spektakuläre Schau
wirkungslos verpufft.
Der Symbolismus formierte sich ab den 1880er Jahren, eine typische
Fin-de-siècle-Kunst, ein Spiel mit der Endzeit, die man damals zu spüren
meinte, zerrissen zwischen der Zukunftseuphorie (Industrialisierung,
Nationalismus, Naturwissenschaften...) und Zukunftsangst (ja,
Industrialisierung, Nationalismus, Naturwissenschaften...). Eine morbide
Stimmung, die von den Symbolisten mit lustvoller Opulenz bis hin zum Kitsch
ausgemalt wurde. Die Belgier darf man dabei gern als die Hardcore-Fraktion
der Zunft bezeichnen.
Das würde man vielleicht auch noch allgemeiner wissen, wenn sich nicht die
zeitgleich malenden Impressionisten so breitgemacht hätten im
Kunstgedächtnis. „Dekadenz und dunkle Träume“ sollte die Symbolisten aus
der Vergessenheit hervorholen, bis zum 17. Januar läuft die Ausstellung
noch offiziell, eine Verlängerung ist so gut wie ausgeschlossen.
Um wenigstens eine Ahnung von der Schau zu bekommen, kann man sich durch
das [2][digitale Angebot] dazuklicken, kürzere einführende Clips wie
[3][„Traum und Wirklichkeit“] und [4][„Lust und Vergänglichkeit“,] oder
auch in eine [5][50-minütige Tour] mit Ralph Gleis, dem Leiter der Alten
Nationalgalerie und Kurator der Schau. Da drängen sich wenigstens keine
weiteren Besucher vor die Bilder (um mal das Positive zu sehen) und
versperren einem den Blick auf die vielen Totenschädel, Sphinxe, Maskeraden
und sonstigen seltsamen Visionen in dieser Ausstellung.
Nebenbei erfährt man in dieser Live-Schalte mit den eingefrorenen Bildern
und dem Tonausfall auch, dass es um das Netz in der Alten Nationalgalerie
lausig bestellt ist. Was nichts mit einer Dekadenz des Fin de siècle zu tun
hat, sondern mit den üblichen Problemchen beim Zurechtfinden in der
Gegenwart. Muss man sich drum kümmern. Und um den belgischen Symbolismus
schon auch.
13 Jan 2021
## LINKS
[1] https://www.smb.museum/ausstellungen/detail/dekadenz-und-dunkle-traeume/
[2] https://www.smb.museum/nachrichten/detail/dekadenz-digital-online-angebote-…
[3] https://www.youtube.com/watch?v=T1KX7rY4pPQ&list=PLD-p8yovJgerGZqugPrny…
[4] https://www.youtube.com/watch?v=PyiKbH_QvIw&list=PLD-p8yovJgerGZqugPrny…
[5] https://www.facebook.com/98299606458/videos/223864119157080/?__so__=channel…
## AUTOREN
Thomas Mauch
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Belgien
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Traum
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Paris
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