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# taz.de -- Berlin Fashion Week diesmal nur digital: Wie Phönix aus der Asche
> Allen Abgesängen und der Pandemie zum Trotz findet die Berlin Fashion
> Week statt. Digital und vielversprechend. Der Senat buttert Millionen ins
> Event.
Bild: Fashion Week 2020: Eine Show von Kilian Kerner, der Berliner Designer ist…
Berlin taz | Es war ein herber Schlag für den Modestandort Berlin: Im
vergangenen Juni hatten die großen Messen Premium und Neonyt den Abgang
nach Frankfurt am Main verkündet. Als krisenhaft galt [1][die Berliner
Modewoche] da allerdings schon länger, international war sie kaum mehr von
Belang – seitdem aber ist endgültig klar: Wenn das jemals doch noch etwas
werden soll mit Berlin und seiner Fashion Week, dann muss sich einiges
bewegen.
Bis dato waren die Modenschauen und Präsentationen eher Beiwerk für die
Messen, die das Fachpublikum anzogen, eine Neuausrichtung für eine
Fortsetzung ohne deren Zugkraft also zwingend nötig. Allein für 2021 und
„um die Strahlkraft Berlins zu stärken“ stellte der Senat für diese ein
Investitionspaket in Höhe von 3,5 Millionen Euro zur Verfügung.
3,5 Millionen Euro sind eine Hausnummer. Zum Vergleich: In den vergangenen
Jahren waren es, nach Angaben von Matthias Borowski, dem Pressesprecher der
Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, lediglich rund
250.000 bis 300.000 Euro pro Saison.
Wie Borowski aufschlüsselt, entfallen 3 Millionen Euro auf die Formate der
Fashion Week in Januar und Juli 2021, die verbleibenden 500.000 Euro gingen
in zusätzliche Standortmarketing- und Kommunikationsmaßnahmen. Über eine
Million werde für die am Montag beginnende Fashion Week ausgegeben, der
Rest steht für den Sommer zur Verfügung. Einzelne Formate hätten jeweils
zwischen 100.000 und 200.000 Euro erhalten.
## Mischung aus Bewährtem und Neuem
In Frankfurt am Main übrigens wollen Stadt, Land Hessen und Messe Frankfurt
gemeinsam 10 Millionen Euro in den Jahren 2021, 2022 und 2023 in [2][die
Frankfurt Fashion Week] investieren, die im Juli zum ersten Mal ansteht.
Wäre nicht Corona, würde jetzt noch einmal die alte Kombination aus Schauen
und Messen stattfinden. Pandemiebedingt fallen Letztere weg, bleiben also
die Formate der neuen Berliner Modewoche. Was da vom 18. Januar an und bis
Sonntag (24. Januar) so strahlen soll – und zwar offenbar möglichst
nachhaltig und innovativ –, ist eine Mischung aus Bewährtem, Neuem und
Wiederbelebtem.
Die MBFW, die Mercedes-Benz Fashion Week, die ihre Schauen und
Präsentationen aus dem leeren Kraftwerk streamt, lässt Tom Van Der Borght
den Auftakt am Montagabend gestalten. Der belgische Nachwuchsdesigner hat
im vergangenen Herbst mit skulptural-avantgardistischen Entwürfen den
renommierten Modepreis von Hyères gewonnen. Weitere Designer*innen und
Labels im Programm sind unter anderem [3][Kilian Kerner aus Berlin], Marc
Cain (aus Süddeutschland) und Lou de Bètoly aus Frankreich.
Reanimiert wurde die Gruppenausstellung Berliner Salon, neu hinzu kommt das
Fashion Open Studio, das Einblicke in die Design- und Herstellungspraxis
innovativer Nachwuchslabels bieten sollen. Auf dem „202030 – The Berlin
Fashion Summit“ wiederum diskutieren Branchenvertreter*innen mit Fokus auf
Nachhaltigkeit und Digitalisierung, auf der Konferenz „Wear It“ geht es um
Aspekte der Technologie.
## Modewoche mit Coolness-Faktor
Darüber hinaus aber – und das ist, was die aktuelle Ausgabe der Fashion
Week wirklich anders und vielversprechend macht – holte man sich mit der
PR-Agentur Reference Studios und dem Onlinemagazin [4][Highsnobiety]
Veranstalter mit an Bord, die der Modewoche einen Coolness-Faktor verleihen
könnten, von dem dort schon sehr lange nichts mehr zu spüren war.
Für das Reference Festival (21.–23. Januar) und Berlin, Berlin (22.–24.
Januar) stellten diese ein Programm zwischen Mode und Kunst zusammen, zu
deren illustren Gästen unter anderem das international gehypte Berliner
Label GmbH oder die mit dem goldenen Löwen ausgezeichnete Künstlerin Anne
Imhof zählen.
Trotz aller Corona-Einschränkungen und der bekannten Nachteile digitaler
gegenüber analoger Großveranstaltungen klingt das alles erst einmal gar
nicht schlecht, besser sogar als vieles, was in der jüngeren Vergangenheit
so geboten wurde. Möglicherweise könnte also der Abgang der Messen für die
Berliner Modewoche tatsächlich eine Chance sein, sich interessanter
aufzustellen.
## Digitalausgabe zum Start
Ein nicht unwichtiger Aspekt dabei: Ohne die Messen kann der Termin
flexibler gewählt werden. Nicht selten fand die Berliner Modewoche in der
Vergangenheit zeitgleich mit wichtigeren Großveranstaltungen des
internationalen Modekalenders statt.
Ein Gutes hat auch die Digitalausgabe zum Start. Sie macht den sonst so auf
Exklusivität bedachten Modezirkus mit einem Wisch für jeden zugänglich.
Offener zu werden hatte sich die MBFW bereits vor drei Jahren, als sie sich
schon einmal neu erfand, auf die Fahnen geschrieben. Jetzt könnte das
vielleicht sogar gelingen, wenn sich alle von zu Hause vor dem Rechner
zuschalten und es keinen erlauchten Kreis vor Ort, gar keine erste Reihe
mehr gibt.
Ob das Konzept aufgehen wird, muss sich noch zeigen. Allen beteiligten
Kreativen wäre es jedenfalls nur zu wünschen, gerade jetzt in diesem Jahr.
Denn besonders kleineren Labels, die nicht bei den großen Onlineshops
aufgeführt sind, hat die aktuelle Krise schwer zugesetzt. Wie es an sich um
den „Status deutscher Mode“ steht, ist am Montagnachmittag bei der
Präsentation der gleichnamigen Studie zu erfahren.
Termine, Links und Informationen zur Registrierung unter
[5][fashion-week-berlin.com]
17 Jan 2021
## LINKS
[1] https://fashion-week-berlin.com/
[2] https://www.frankfurt.fashion/de
[3] https://www.kilian-kerner.de/
[4] https://www.highsnobiety.com/about/
[5] https://fashion-week-berlin.com/
## AUTOREN
Beate Scheder
## TAGS
Fashion Week
Modelabels
Investitionen
Fast Fashion
Schwerpunkt Rot-Rot-Grün in Berlin
Risiko
Mode
Fashion Week
Mode
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