# taz.de -- Jahresbericht Reporter ohne Grenzen: 50 Medienschaffende getötet | |
> Reporter ohne Grenzen hat seinen Jahresbericht veröffentlicht. Gründe für | |
> die Morde seien Recherchen zu Themen wie Korruption und Umweltzerstörung. | |
Bild: Der Journalist und Blogger Ruhollah Sam wurde trotz internationalen Prote… | |
BERLIN epd/afp | In diesem Jahr sind nach Angaben von „Reporter ohne | |
Grenzen“ weltweit mindestens 50 Journalistinnen, Journalisten und andere | |
Medienschaffende im Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet worden. Die | |
meisten von ihnen seien gezielt ermordet worden, erklärte die | |
Menschenrechtsorganisation zur Veröffentlichung des [1][zweiten Teils ihrer | |
Jahresbilanz 2020] in Berlin. Die Zahl bewegt sich auf ähnlichem Niveau | |
[2][wie 2019], als 53 Medienschaffende getötet wurden, obwohl aufgrund der | |
Corona-Pandemie in diesem Jahr deutlich weniger Vor-Ort-Recherchen | |
durchgeführt wurden. | |
Gründe für die Morde seien Recherchen zu Themen wie Korruption, | |
organisiertem Verbrechen und Umweltzerstörung. Zudem seien mehrere | |
Medienschaffende getötet worden, als sie über Demonstrationen berichteten. | |
Die Zahlen beziehen sich auf den Zeitraum vom 1. Januar dieses Jahres bis | |
zum Stichtag am 15. Dezember. Zwei Drittel der Medienschaffenden starben | |
laut „Reporter ohne Grenzen“ außerhalb von Konfliktregionen. | |
Die diesjährigen Zahlen bestätigen einen Trend, der 2016 begann und sich in | |
den vergangenen zwei Jahren verfestigt habe: Die Zahl der in Kriegs- und | |
Krisenregionen getöteten Journalistinnen und Journalisten sinke weiter. | |
Inzwischen zählten in erster Linie Länder, in denen offiziell Frieden | |
herrscht, zu den weltweit gefährlichsten für Medienschaffende. | |
Nur eine Person sei im Ausland getötet worden, alle anderen in ihren | |
Heimatländern. Zwei Opfer seien Frauen. Mit der [3][Hinrichtung des | |
regimekritischen Bloggers und Journalisten Ruhollah Sam im Iran] Mitte | |
Dezember sei zudem das erste Mal seit 30 Jahren die Todesstrafe an einem | |
Medienschaffenden vollstreckt worden. | |
## Mexiko wieder das gefährlichste Land | |
Insgesamt wurden den Angaben nach in den vergangenen zehn Jahren mindestens | |
937 Menschen wegen oder während ihrer journalistischen Arbeit getötet..Im | |
laufenden Jahr seien zudem drei Medienschaffende wegen mangelnder | |
ärztlicher Versorgung an Covid-19 gestorben, nachdem sie sich mutmaßlich in | |
Gefängnissen in Ägypten, Russland und Saudi-Arabien infiziert hatten. | |
Das gefährlichste Land für Medienschaffende ist der Jahresbilanz zufolge | |
[4][zum fünften Mal in Folge Mexiko]. In diesem Jahr seien dort acht | |
Journalistinnen und Journalisten ermordet worden. Besonders gefährdet seien | |
die Menschen, die zu den Verbindungen von Drogenkartellen und Politik | |
recherchierten. Auf Mexiko folgen der Iran mit sechs und Afghanistan mit | |
fünf getöteten Medienschaffenden. In Indien und Pakistan seien je vier | |
Journalistinnen und Journalisten umgebracht worden. | |
Kritisch über Korruption, Mafia oder Umweltzerstörung zu berichten, sei in | |
viel zu vielen Ländern lebensgefährlich, sagte „Reporter ohne | |
Grenzen“-Vorstandssprecher Michael Rediske. Die Taten zielten niemals nur | |
auf die unmittelbaren Opfer. „Jeder Mord an einer Journalistin oder einem | |
Journalisten ist ein Anschlag auf das Recht aller Menschen, sich frei und | |
unabhängig zu informieren“, sagte er. | |
## Hohe Zahl der Inhaftierten kritisiert | |
[5][Im ersten Teil der Jahresbilanz] hatte „Reporter ohne Grenzen“ die hohe | |
Zahl der inhaftierten Medienschaffenden kritisiert. Am Stichtag am 1. | |
Dezember hätten mindestens 387 Medienschaffende wegen ihrer Arbeit im | |
Gefängnis gesessen. Das waren nur zwei Medienschaffende weniger als zum | |
selben Zeitpunkt 2019, als diese Zahl zum dritten Mal in Folge deutlich | |
gestiegen war und mit 389 einen Höchststand erreichte. | |
Mehr als die Hälfte von ihnen seien in China (117), Saudi-Arabien (34), | |
Ägypten (30), Vietnam (28) und Syrien (27) inhaftiert worden. Insgesamt 54 | |
Journalistinnen und Journalisten gelten den Angaben zufolge derzeit als | |
entführt, vier sind 2020 verschwunden. | |
29 Dec 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.reporter-ohne-grenzen.de/fileadmin/Redaktion/Downloads/Jahresbi… | |
[2] https://www.reporter-ohne-grenzen.de/fileadmin/Redaktion/Downloads/Jahresbi… | |
[3] /Todesstrafe-fuer-Journalisten-im-Iran/!5737718 | |
[4] /Journalistin-ueber-Gewalt-in-Mexiko/!5729095 | |
[5] https://www.reporter-ohne-grenzen.de/fileadmin/Redaktion/Downloads/Jahresbi… | |
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