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# taz.de -- Biontech zu mutiertem Coronavirus: „Kein Grund zur Sorge“
> Biontech-Chef Uğur Şahin ist zuversichtlich. Er geht davon aus, dass der
> entwickelte Impfstoff auch vor Mutationen des Coronavirus schützt.
Bild: Biontech-Chef Şahin: „Kein Virus ist stabil, alle Viren evolvieren“
Berlin taz | Der Mainzer [1][Impfstoffhersteller Biontech] geht davon aus,
dass [2][sein Wirkstoff] auch vor mutierten Varianten des Coronavirus
schützt. „Wissenschaftlich gesehen ist es sehr wahrscheinlich, dass er auch
mit der in Großbritannien aufgetauchten Variante zurechtkommt“, sagte
Firmenchef Uğur Şahin am Dienstag in einer Onlinepressekonferenz. Da noch
keine Daten dazu vorliegen, könne er sich zwar nicht sicher sein. Aber vom
Grundprinzip her sollte das Immunsystem geimpfter Personen auch auf
Nebenformen mit erheblichen Abweichungen anspringen. „Wir müssen aber noch
Experimente anstellen und Daten dazu sammeln.“
Am Wochenende hatten Nachrichten aus Großbritannien die Welt in Aufregung
versetzt. Eine Variante von Sars-CoV-2 mit 17 genetischen Abweichungen von
der ursprünglichen Form grassiert in Südengland. Wissenschaftler*innen
zeigten sich erstaunt über die Zahl der Mutationen, die das veränderte
Virus auf einmal trägt. Seine schnelle Verbreitung geht offenbar darauf
zurück, dass einige der Mutationen die Ansteckung vereinfachen. Wenn die
ersten Schätzungen der Forscher richtig sind und das Virus sich 70 Prozent
leichter überträgt, dann könnte die Mutation auch zu einem Anstieg der
Infektionszahlen beitragen.
Die in Großbritannien und anderen Ländern nachgewiesene Mutation des
Coronavirus ist nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Deutschland
bisher noch nicht nachgewiesen worden. Die Wahrscheinlichkeit, dass die
Mutation unerkannt bereits in Deutschland sei, sei allerdings „sehr, sehr
hoch“, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler.
Deshalb gilt die Aufmerksamkeit jetzt umso mehr dem Impfstoff, der am
Montag seine EU-Zulassung erhalten hat. Biontech-Chef Şahin erklärte, warum
er es für wahrscheinlich hält, dass sein Produkt trotz der Mutation wirkt.
Der Impfstoff gibt dem Immunsystem Informationen über das Aussehen des
ganzen Stachels auf der Oberfläche von Sars-CoV-2. Dieser besteht aus 1.270
Bausteinen. In der neuen Variante haben sich neun davon verändert. Für eine
Mutation ist das viel – und doch haben sich nur 0,7 Prozent gewandelt. Der
Stachel ist für die Immunzellen weiterhin klar erkennbar. Das gilt auch für
weitere mögliche Mutationen.
## Biontech hätte weiteres Ass im Ärmel
Bisher sieht Şahin auch keinen Grund anzunehmen, dass das Virus sich nun
schnell an den Impfstoff anpasst. Der Stachel in seiner Gesamtheit macht
das Virus ganz entscheidend aus. Er kann nicht ohne Weiteres wegmutieren.
„Kein Virus ist stabil, alle Viren evolvieren“, sagte Şahin. Das sei von
den Forschern von Anfang an einkalkuliert. Bisher habe sich Sars-CoV-2
sogar als vergleichsweise beständig erwiesen. „Alles spricht dafür, dass
der Impfschutz nicht eingeschränkt ist, wenn sich diese Variante weiter
ausbreitet“, sagte auch RKI-Chef Wieler.
Selbst wenn eine krasse Mutation den Impfstoff austricksen sollte, hätte
Biontech noch ein Ass im Ärmel. Der Impfstoff basiert auf rein
informatisch-gentechnisch hergestellter Boten-Ribonukleinsäure (mRNA). Die
Informationen über das Aussehen des Zielproteins, also des Stachels, lassen
sich austauschen. Şahin schätzt, dass es nur anderthalb Monate dauern
würde, den Impfstoff an ein transformiertes Virus anzupassen. „Das ist
allerdings nur die technische Seite, was die Behörden wie die EMA oder die
FDA dazu sagen würden, ist eine andere Sache.“ Ein derartig veränderter
Impfstoff braucht eine neue Zulassung durch die Arzneiaufsicht in Europa,
den USA und anderswo.
## Derzeitiges Impfvorhaben bleibt aktuell
Die Experimente zur Einschätzung der Wechselwirkung zwischen der Mutation
und dem Impfstoff stellt Biontech mit seinen bewährten rein gentechnischen
Verfahren an. Die Forscher*innen wollen das mutierte Virus erst im Labor
nachbauen. Seine Erbgutsequenz ist bekannt. Dann können sie in Versuchen
nachstellen, wie Immunzellen, die der Körper typischerweise als Reaktion
auf die Impfspritze herstellt, damit reagieren.
Insgesamt konnte Biontech also Entwarnung geben: Die Mutation ändert nichts
an dem Vorhaben, die Bevölkerung im Laufe des kommenden Jahres per Impfung
zu schützen. „Es gibt nach derzeitigem Stand keinen Grund zur Sorge“, dass
der Impfstoff doch noch versagt, fasst Şahin zusammen.
Der Berliner Virologe Christian Drosten bewertet es als positiv, dass der
neuen Variante ein bestimmtes Gen fehlt, das eigentlich die
Krank-heitsschwere verstärkt. „Es könnte also durchaus sein, dass B.1.1.7.
harmloser ist.“ Möglicherweise sei das auch ein Grund für die schnellere
Verbreitung. Denn Menschen ohne oder mit nur leichten Symptomen isolieren
sich eher nicht und können dadurch vermehrt andere anstecken, so Drosten.
## RKI warnt vor weiter steigenden Zahlen
Es bleiben aber noch offene Fragen. Biontech kann bisher weder sagen, wie
lange die Immunität anhält, noch ob er nur die Erkrankung verhindert oder
auch die Infektion. „Das wird sich erst mit der Zeit zeigen“, sagte die
zweite Biontech-Chefin Özlem Türeci.
Das RKI sieht auch nach einer Woche Lockdown keine Trendwende bei den
Infektionen in Deutschland. „Zurzeit verschlechtert sich die Situation
weiter“, sagte Wieler. „Es wird vermutlich noch mehrere Wochen dauern, bis
die Fallzahlen zurückgehen.“ Es stünden schwere Wochen bevor. „Ich bitte
Sie eindringlich, die Tage zwischen den Jahren in Ruhe und in kleinstem
Familienkreis zu verbringen“, appellierte Wieler.
22 Dec 2020
## LINKS
[1] /Der-Corona-Impfstoff-von-Biontech/!5733717
[2] /EU-genehmigt-Biontech-Vakzin/!5735270
## AUTOREN
Finn Mayer-Kuckuk
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