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# taz.de -- Die Wahrheit: Der neunte Arm des Oktopus
> Reicht es nicht, ein Drogerieimperium aufgebaut zu haben? Muss der
> Roßmann jetzt auch noch schreiben? Zum Tintenfisch nochmal!
Neben der neunschwänzigen Katze, den vier apokalyptischen Reitern und den
drei goldenen Haaren des Teufels habe ich in letzter Zeit verstärkt Angst
vor dem „Neunten Arm des Oktopus“. So heißt das neue, bereits zweite Buch
des Drogeriemagnaten Dirk Roßmann, und obwohl es nicht in Buchläden,
sondern in seinen Drogerien steht, ist es auf der
[1][Spiegel-Bestsellerliste]. Das würde man jetzt gern mit dem Lockdown
erklären, aber zumindest in Berlin und Brandenburg sind neben den Drogerien
auch die Buchhandlungen geöffnet – dass man neue Lektüre zusammen mit dem
Klopapier, der Menstruationstasse und dem Hornhauthobel in den Plastikkorb
wirft, kann also eigentlich nur an der Angst vor mehr Aerosolen in mehr
verschiedenen Läden zusammenhängen. Und vielleicht sind
Spiegel-Bestsellerlisten auch nicht mehr das, was sie mal waren.
Dass ein Oktopus normalerweise gar keine neun Arme hat, muss man aber erst
einmal wissen – sonst kommt einem der Titel ungefähr so spannend vor wie:
„Die Katze mit dem Fell“ oder „Das Huhn mit den zwei Beinen“. Aber nach…
ich mir den „Sesamstraßen“-Spot zu „[2][Im Garten eines Kraken]“ ins
Gedächtnis gerufen hatte, aus dem ich überhaupt erst erfuhr, wie viele Arme
ein gesunder Oktopus haben sollte, acht nämlich, verstand ich die Brisanz:
Wahrscheinlich benutzt der Oktopus seinen mysteriösen neunten Arm dazu, die
Welt aus den Fugen zu heben oder weiblichen Oktopussen (die werden manchmal
Oktotussen genannt, allerdings nicht, wenn sie aus Moskau kommen, dann
heißen sie Oktorussen) auf den Hintern zu hauen. Oder, denn jetzt fällt mir
wieder ein, dass „Der neunte Arm des Oktopus“ ein „Umweltthriller“ ist …
der neunte Arm ist das Zeichen für eine durch Umweltgifte ausgelöste
Mutation. Und wenn das so weiter geht, dann kommt bald „Das dritte Bein des
Huhns“ oder „Die Katze ohne Fell“, ganz zu schweigen von „Das dritte Bu…
des Dirk Roßmann“!
Unter Oktopussen (zu besonderen Gelegenheiten ziehen die Tiere schicke
Stoffüberzüge an, sogenannte Oktohussen) bedeutet dieser neunte Arm
bestimmt eine Art von Diskriminierung, und wie in „Animal Farm“ schwimmen
sie morgens zu einem Kreis zusammen, und blubbern: „Eight legs good! Nine
legs bad!“. Vielleicht ist der inkriminierte Oktopus aber auch in
Wirklichkeit ein Riesenkalmar, der neben den acht Armen zusätzlich über
zwei Tentakel verfügt – einen davon könnte er bei einem Kampf verloren
haben, zum Beispiel mit einem Drogeriekettenmilliardär, der beim
Recherchetauchen die Arme nachzählen wollte und dann beim Bedanken zu fest
die Hand, also den Arm geschüttelt hat. (Habe ich schon erwähnt, wie sich
die Fortbewegung bei Oktopussen oft abspielt? Sie sind zuweilen etwas faul
und lassen sich kutschieren – in Oktobussen.) Wobei mir einfällt, dass der
neunte Arm des Oktopus ein Widerspruch an sich ist: Wenn er neun hat, ist
er kein Oktopus mehr, sondern ein Novempus.
8 Jan 2021
## LINKS
[1] https://www.spiegel.de/kultur/bestseller-buecher-belletristik-sachbuch-auf-…
[2] https://www.youtube.com/watch?v=DdCBK_9mpKA
## AUTOREN
Jenni Zylka
## TAGS
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