# taz.de -- John le Carré gestorben: Der Meister des Thrillers | |
> Der frühere Geheimagent John le Carré schrieb zahlreiche Romane wie „Der | |
> Spion, der aus der Kälte kam“. Am Samstag ist er im Alter von 89 Jahren | |
> gestorben. | |
Bild: Der Spion, den sie liebten: John le Carré | |
London afp | Der Meister des Spionagethrillers ist tot: Der britische | |
Schriftsteller John le Carré, der selbst früher als Geheimagent tätig war, | |
ist im Alter von 89 Jahren verstorben. Er erlag am Samstagabend in der | |
englischen Grafschaft Cornwall einer Lungenentzündung, wie seine Familie am | |
Tag darauf mitteilte. Sein Tod sei nicht auf das Coronavirus | |
zurückzuführen, erklärte le Carrés Agent Jonny Geller. | |
Le Carré verfasste in seiner sechs Jahrzehnte umspannenden Laufbahn als | |
Schriftsteller 25 Romane und ein autobiografisches Buch. Von seinen Büchern | |
wurden weltweit etwa 60 Millionen Exemplare verkauft. Das Genre des | |
Spionageromans hat er wesentlich geprägt. | |
Zu weltweitem Ruhm gelangte David Cornwell, so sein bürgerlicher Name, mit | |
seinem dritten Roman „Der Spion, der aus der Kälte kam“ von 1963. Allein | |
dieses Buch verkaufte sich weltweit rund 20 Millionen Mal. Auch wurde es | |
mit Richard Burton in der Hauptrolle verfilmt. Weitere große Erfolge le | |
Carrés waren: „Dame, König, As, Spion“ (1974) und „Ein blendender Spion… | |
(1986). | |
Geller würdigte den Verstorbenen als „große Figur der britischen | |
Literatur“. Der Agent rühmte le Carré auch als Menschen und hob dessen | |
„Liebenswürdigkeit, „Humor“ und „Intelligenz“ hervor. | |
US-Schriftstellerkollege Stephen King würdigte le Carré in einer Botschaft | |
im Internetdienst Twitter als „literarischen Giganten“ und „humanitären | |
Geist“. | |
Seinen Bestseller „Der Spion, der aus der Kälte kam“ hatte le Carré | |
verfasst, als er an der britischen Botschaft in Bonn tätig war. Sein | |
Diplomatenjob war lediglich ein Deckmantel für seine Spionagetätigkeit für | |
den britischen Geheimdienst MI6, wie er erst viele Jahre später zugab. In | |
„Der Spion, der aus der Kälte kam“ erzählt le Carré die Geschichte eines | |
britischen Doppelagenten, der ein Spionagenetzwerk in der DDR betreibt. | |
Le Carrés eigene Laufbahn als Spion wurde 1964 durch den realen | |
Doppelagenten Kim Philby zerstört, der viele seiner Kollegen auffliegen | |
ließ. Le Carré musste daraufhin aus dem MI6 zurücktreten. Der zur | |
Selbstironie neigende Autor sagte jedoch später, er sei ohnehin ein | |
schlechter Spion gewesen. | |
Ein Großteil von le Carrés Romanen beschäftigt sich mit der Ära des Kalten | |
Kriegs. Nach Ende dieser Epoche befasste er sich aber auch mit anderen | |
Themen, darunter dem Waffen- und Drogenhandel. In dem – ebenfalls | |
verfilmten – Roman „Der ewige Gärtner“ von 2001 setzte er sich mit den | |
Praktiken von Pharmakonzernen in Afrika auseinander. | |
Le Carré war ein sehr politischer denkender Autor, der sich auch zu | |
aktuellen Fragen äußerte. Den Brexit lehnte er vehement ab, am britischen | |
Premierminister Boris Johnson übte er wiederholt ätzende Kritik. Le Carré | |
hinterlässt eine Ehefrau, vier Söhne und 13 Enkel. | |
14 Dec 2020 | |
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