| # taz.de -- Postpunk und Wave aus Berlin: Phantomschmerz im Tanzbein | |
| > Der neue Sampler vom Kassetten-Label Kollektiv Flennen bietet richtig | |
| > gutes Zeug – die Erlöse gehen an Opfer rassistischer Polizeigewalt. | |
| Bild: Laut statt stumm: die Band Pigeon ist mit dem Song „Mute“ vertreten | |
| Dass das Medium Kompaktkassette – gerade in Berlin – eine beachtliche | |
| Renaissance gefeiert hat, dürfte kein Geheimnis mehr sein. Auf Labels wie | |
| etwa Static Age Musik, Kitchen Leg Records, Beatbude oder Billo Records | |
| ließ sich immer mal wieder „Richtig Gutes Zeug“ auf Tapes entdecken, um mit | |
| [1][Deichkind] zu sprechen. | |
| Besonders hervorgetan hat sich diesbezüglich das [2][Kollektiv Flennen], | |
| das zu normalen Zeiten darüber hinaus auch Shows veranstaltet. | |
| Postpunk-Bands wie Pigeon und [3][Liiek], die in dieser Kolumne auch schon | |
| gewürdigt wurden, entstammen dem Flennen-Umfeld. | |
| Nun ist ein neuer Labelsampler erschienen, der zehnte seiner Art, mit 30 | |
| Songs, dessen Erlöse allesamt an die [4][Kampagne für die Opfer | |
| rassistischer Polizeigewalt] fließen. Schon deshalb: gute Sache das. Wer | |
| sich aber für Synthpunk/-Pop, Noise und Wave interessiert, wird auch | |
| musikalisch reich beschenkt. | |
| Der 2020-Faktor schwingt dabei manchmal mit, so weiß eine Band namens | |
| Isolationsgemeinschaft (I.G.) mit dem Song „Gelände“ zu überzeugen – | |
| eingängiger Düster-Wavepop in Synthie-Schleifen mit guten Lyrics ist da zu | |
| hören. Von Joy Division und Oggersheim gleichermaßen beeinflusst zeigt sich | |
| dagegen die Band Blühende Landschaften, in „Gries“ erklingen zäh mäander… | |
| Gitarren. | |
| Gegen Ende des Seuchenjahres fühlt man sich hier gut verstanden: „Ich bin | |
| die Krise/ Du bist die Krise/ Wir sind die Krise/ Die Krise in der Krise“, | |
| heißt es da. | |
| Etwas flotter geht es zuvor – wie der Bandname vermuten lässt – bei Go | |
| Lamborghini Go zur Sache: Das Berliner Quintett hat die Gang-Of-Four-Schule | |
| mit Bestnoten abgeschlossen, da kann man schon mal Phantomschmerzen im | |
| Tanzbein verspüren („Repetition Of High“). | |
| So hört man sich sehr interessiert durch Synthie-Experimente (Staxl), | |
| feinen Weirdo-Dada-Pop (Flaccid Knob, ICE), Jazz-Noisepunk (ÖPNV) und freut | |
| sich, wenn zum Ende hin die großartigen Leipziger Planets Are On It den | |
| Bass slappen lassen und polyrhytmisch-funky zu Werke gehen. Sehr | |
| vielseitig, sehr gut, diese Kompilation. | |
| 1 Jan 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=1coEIN7safI&list=LLUvRL… | |
| [2] https://flennen.bandcamp.com/ | |
| [3] /Postpunk-aus-Berlin/!5689184 | |
| [4] https://kop-berlin.de/ | |
| ## AUTOREN | |
| Jens Uthoff | |
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