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# taz.de -- Feuerwerksverbot und Corona: Knaller wandern zurück ins Lager
> Die Hersteller von Feuerwerk sehen sich durch das Verkaufsverbot bedroht.
> Umweltschützer freuen sich dagegen über das ruhige Silvesterfest.
Bild: Fällt dieses Jahr aus: Werksverkauf beim Feuerwerkshersteller Weco in Ei…
Berlin taz | Einen Moment lang konnten die Fans des Feuerwerks noch auf ein
laut-buntes Jahresende hoffen. Einige Discounter konnten die Werbung für
Böller und Raketen nicht mehr aus den bereits gedruckten und verteilten
Prospekten entfernen. Doch die Freude währte nur kurz: Der Verkauf der
Pyrotechnik bleibt verboten.
Bei Ebay werden zwar weiterhin Pakete mit Knallern oder Raketen angeboten.
Doch zumindest die seriösen Onlineshops melden das Ende des Verkaufs für
dieses Jahr. Auch die zum Beispiel bei Berlinern beliebte [1][Einkaufstour
nach Polen] ist mittlerweile verboten. So werden Silvester wohl in
Deutschland nur die noch vorhandenen Restbestände abgebrannt.
Die Hersteller und Importeure der Pyrotechnik hat das Verkaufsverbot
unerwartet und hart getroffen. Noch am 25. November gaben Bund und Länder
[2][grünes Licht für die Ballerei] zum Jahreswechsel. Den größten Teil der
Waren hatte die Branche da längst in den Lagern oder bei den Herstellern
geordert. Drei Wochen später war sie per Dekret unverkäuflich. „Wenn es
keine wirtschaftlichen Hilfen gibt, wird es zu Insolvenzen kommen“, sagt
der Sprecher des Verbands der pyrotechnischen Industrie, Klaus Gotzen.
Das Geschäft der 21 Verbandsunternehmen läuft vor allem kurz vor Silvester.
Die Tage zwischen den Jahren bringen 95 Prozent des Umsatzes ein. Im
vergangenen Jahr jagten die Deutschen zum Jahreswechsel Böller und Raketen
im Wert von über 120 Millionen Euro in die Luft. Der Großteil der Ware wird
für über 70 Millionen Euro aus Fernost importiert. Laut Verband sind rund
3.000 Arbeitsplätze durch das Verkaufsverbot gefährdet.
## Pyrotechnik-Branche bekommt keine Corona-Hilfen
Die Hilfen für andere Geschäftszweige seien für die Branche nicht nutzbar,
kritisiert der Pyrotechnik-Verband. Den Firmen ist nicht nur das
Silvestergeschäft durch die Lappen gegangen. Da es in diesem Jahr kaum
größere Veranstaltungen gab, wurden zudem kaum Großfeuerwerke gezündet.
Thomas Schreiber, Chef des nach eigenen Angaben größten deutschen
Herstellers von Pyrotechnik, Weco, befürchtet gar die „Insolvenz des
gesamten Wirtschaftszweiges“. Die bereits ausgelieferte Ware müssen die
Hersteller und Importeure nun wieder aus den Geschäften zurückholen.
Immerhin hält sich das Feuerwerk ein bis zwei Jahre, könnte also
theoretisch im kommenden Jahr verkauft werden. Ob alle Firmen bis dahin
überleben, ist ungewiss. Der baden-württembergische Hersteller Zink lagert
die Böller und Raketen nun erst einmal ein. Da das Unternehmen breit
aufgestellt sei, sei es nicht existenziell bedroht, versichert
Geschäftsführer Arne von Boetticher.
Ob die Politik auch diesem Wirtschaftszweig unter die Arme greift, ist nach
Branchenangaben noch ungewiss. Womöglich spielt bei der Entscheidung auch
eine Rolle, dass die Knallerei zu Silvester umstritten ist. Tierschützer
weisen auf die Schäden für die durch den Lärm verängstigten Hunde oder
Katzen hin. Die Deutsche Umwelthilfe fordert seit Jahren ein Böllerverbot
und sieht dafür nun einen geeigneten Zeitpunkt.
Gut 2.000 Tonnen Feinstaub setzen Feuerwerke jährlich frei, etwa ein
Prozent aller Feinstaubemissionen. „Das Verkaufsverbot ist eine gute
Nachricht für saubere Luft“, sagt Verbandschef Jürgen Resch. Die
Umwelthilfe fordert die Menschen dazu auf, neue Silvesterbräuche zu
entwickeln, die für Tiere und Umwelt unschädlich sind.
27 Dec 2020
## LINKS
[1] /Berliner-Innensenator-zu-Boellerverbot/!5735148
[2] /Vor-dem-Bund-Laender-Gipfel-zu-Corona/!5727317
## AUTOREN
Wolfgang Mulke
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