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# taz.de -- Weihnachtsgottesdienste trotz Lockdown: Es geht anscheinend nicht o…
> Wie vernünftig ist es, an den Feiertagen zu Präsenz-Gottesdiensten
> einzuladen, wenn die Infektionszahlen munter weitersteigen?
Bild: Na klar gibt es Hygiene-Konzepte, aber muss es gerade jetzt ein Präsenz-…
Das Jahr 2020 war kein leichtes für die christlichen Kirchen. Nicht, dass
es vorher viel besser ausgesehen hätte – die Mitgliederzahlen sinken
verlässlich –, aber angesichts einer globalen Krise wie der Pandemie fiel
noch einmal deutlicher auf, wie wenig die Erlösungs-Erzählungen noch
verfangen. Die Stimme der Religionen war angesichts der Zumutungen durch
das Virus kaum vernehmbar.
Wen wundert’s: Zwar werden KirchenvertreterInnen nicht müde zu betonen, wie
ohnmächtig der Mensch vor Gott ist, aber wenn es darauf ankommt, sind es
eben doch von Menschen betriebene Wissenschaft, menschliche Vernunft und
menschliche Empathie, die Rettung versprechen können.
Ganz klar: Wem Beten hilft, dem sei es gegönnt. Und natürlich wirken
Kirchen auch als gesellschaftliche Kräfte, die angesichts von Leid und
Ängsten Halt geben können: durch praktizierte Solidarität, die gut tut,
auch wenn sie kein Alleinstellungsmerkmal ist.
Aber wie vernünftig ist es, an den Feiertagen zu Präsenz-Gottesdiensten
einzuladen, wenn die Infektionszahlen munter weitersteigen und der Großteil
der Gesellschaft versucht, sich Kontakte zu verkneifen? Liegt da nicht der
Appell auf der Hand, dieses eine Mal zu Hause eine Kerze anzuzünden und
sich den Mitgläubigen rein metaphysisch verbunden zu wissen? Wer kann auf
ein solche Ressource bauen, wenn nicht die Kirchen? Ihr Problem ist, dass
Weihnachtsgottesdienste seit Langem ihre wichtigsten PR-Events sind: Viele
kommen da doch mal wieder, weil’s so schön ist, und auf diesen Werbeeffekt
verzichtet man nicht so gern.
## Was würde Jesus heute machen?
Trotzdem hat gerade die Evangelischen Landeskirche weitgehend verstanden,
dass dieses Jahr alles anders sein muss. Vieles findet virtuell oder – ganz
klassisch – in Rundfunk und Fernsehen statt, und am Heiligabend um 20 Uhr
sollen alle Menschen von ihren Balkonen aus „Stille Nacht, heilige Nacht“
singen. Das kann man in jedem Fall verantworten.
Die katholische Kirche wiederum schafft es nicht, einmal auf Distanz zu
setzen. Zwar teilte das Erzbistum mit, man werde keine detaillierte
Auflistung der Gottesdienste veröffentlichen, damit die Menschen keine
langen Wege zurücklegten und Kirchen in ihrer direkten Nachbarschaft
aufsuchten – auch das nicht unbedingt vorbildliches Handeln dieser Tage. In
Wirklichkeit findet sich auf der Website des Bistums dann aber doch eine
Liste mit rund 200 Andachten und Messen in der ganzen Stadt.
Bleibt die Frage: Was würde Jesus heute machen? Aber die beantwortet ja
jeder schon immer nach seiner Fasson.
24 Dec 2020
## AUTOREN
Claudius Prößer
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Schwerpunkt Coronavirus
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