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# taz.de -- Hallelujah mit Händel: Erlösung, zumindest in der Musik
> So kompakt wie energisch: Mit Chefdirigent Justin Doyle hat der RIAS
> Kammerchor Georg Friedrich Händels Oratorium „Messiah“ eingespielt.
Bild: Fröhliche Töne dominieren die Aufnahme des RIAS Kammerchors
„For behold, / darkness shall cover the earth, / and gross darkness the
people“. Als Justin Doyle zu Beginn des Jahres im Neujahrskonzert des RIAS
Kammerchors Händels „Messiah“ in der Philharmonie aufführte, in dem diese
Zeilen erklingen, war noch nicht abzusehen, dass sich die biblischen Verse
aus Jesaja 60,2 wenig später in ganz anderem Sinn bewahrheiten sollten.
Das Dunkel bedeckt seither die Völker, um bei der prophetischen Diktion zu
bleiben. Zumindest laufen die Brexit-Verhandlungen noch.
Händels großer Hit, „Der Messias“, ist als Oratorium eine sonderbare
Mischform aus Weihnachts- und Passionsgeschichte, man könnte ihn daher
ebenso gut zu Ostern aufs Programm setzen. Die fröhlichen Töne dominieren
aber, nicht allein im triumphierenden „Hallelujah“. Was zunächst an Hände…
schlank gesetzter Musik liegt. Selbst komplexere Mehrstimmigkeit hat bei
ihm nichts Schweres, die Stimmen von Chor und Orchester fließen ungehindert
vorwärts.
Bei Justin Doyle, dem Chefdirigenten des RIAS Kammerchors, kommen diese
Vorzüge noch einmal verstärkt zur Geltung. Denn der Brite, der seit Herbst
2017 das Vokalensemble leitet, arbeitet in dieser Aufnahme, die im Januar
in der Jesus-Christus-Kirche entstand, nicht allein den
transparent-homogenen Klang des Chors zum Vorteil des Werks heraus, er
lässt auch die Akademie für Alte Musik Berlin mit der gleichen Klarheit
spielen.
Die vier Gesangssolisten Julia Doyle, Tim Mead, Thomas Hobbs und Roderick
Williams stehen dem in nichts nach, wahren auch in expressiven Passagen
stets das richtige Maß.
Das wache Zusammenwirken der Beteiligten macht diesen „Messiah“ so kompakt
wie energisch. Wo Drama verlangt ist, kommt Drama, wenn Gotteslob gefragt
ist, strahlt alles gemeinsam. Am Ende bleibt der Eindruck von Licht und dem
damit einhergehenden Optimismus. Schließlich lautet die Fortsetzung des
Zitats vom Anfang: „but the Lord shall arise upon thee, / and His glory
shall be upon thee.“ In Doyles Interpretation ist das allemal eingelöst.
25 Dec 2020
## AUTOREN
Tim Caspar Boehme
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