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# taz.de -- Arzt gekündigt in der Coronapandemie: Kein Vertrauen mehr übrig
> Das Bezirksamt Treptow-Köpenick hat dem Arzt Denis Hedeler gekündigt –
> maßgeblich auf Betreiben eines AfD-Stadtrats.
Bild: Denis Hedeler, gekündigter Arzt im Bezirksamt Treptow-Köpenick
Berlin taz Mitten in der Pandemie hat das Bezirksamt Treptow-Köpenick dem
Arzt Denis Hedeler gekündigt. Das teilte Gesundheitsstadtrat Bernd
Geschanowski (AfD) in einer Presseerklärung mit. Die Kündigung sei „ein
notwendiger Akt“, weil das Vertrauensverhältnis „nachhaltig zerstört“ w…
heißt es dort.
Die öffentlichen Behauptungen Hedelers über seine Nichtberücksichtigung bei
der Vergabe des Amtsarztpostens seien nachweisbar unwahr, [1][so der
AfD-Politiker]. „Durch diese öffentliche Rufmordkampagne hat er nicht nur
das Ansehen meiner Person und meine Funktion als Bezirksstadtrat, sondern
der gesamten Verwaltung des Bezirksamtes schweren Schaden zugefügt.“
Hedeler, Hygienereferent im Bezirksamt Treptow-Köpenick hatte sich an die
Medien gewandt, weil er sich von dem Gesundheitsstadtrat diskriminiert
fühlte. Hedeler ist schwarz und schwul. Er wurde bei zwei Bewerbungen 2020
auf die Amtsarztstelle nicht berücksichtigt. Der in der Pandemie wichtige
Job ist in Treptow-Köpenick seit September nicht besetzt, weil es keine
anderen Bewerber gibt. Hedeler ist zwar studierter Arzt und hat Erfahrungen
in der Bekämpfung von Epidemien, unter anderem in Sierra Leone, gesammelt.
Doch für die Qualifikation als Facharzt für das öffentliche
Gesundheitswesen fehlen ihm noch Ausbildungsabschnitte in der Psychiatrie.
Seine Rassismusvorwürfe konnte Hedeler nicht belegen, weil die von ihm
behaupteten Vorfälle mündlich ohne Zeugen stattgefunden hätten. So hätte
Geschanowski Hedeler zufolge in einem Gespräch gesagt, er müsse an seiner
Außendarstellung arbeiten. Auf Hedelers Frage, was der Stadtrat damit
meine, hätte dieser Hedeler zufolge auf seine Haut gezeigt. Am Montag war
Hedeler nicht zu erreichen.
## Wichtige Stelle bleibt vorerst vakant
Laut dem AfD-Politiker hätte Hedeler „seine Herkunft, seine Hautfarbe und
seine sexuelle Identität instrumentalisiert und gezielt als Mittel
eingesetzt, um damit einen persönlichen Vorteil zu erzielen.“ Oft sind
rassistische und sexistische Diskriminierungen allerdings nichts, was man
an objektiven Kriterien festmachen könnte. Betroffene empfinden viele
Äußerungen anders als Menschen, die der Mehrheitsgesellschaft angehören. Da
führen Gespräche eher zum gegenseitigen Verständnis als Abwiegelungen.
Kritik kommt von Grünen und SPD im Bezirk. Die grüne Fraktion schreibt:
„Während der Pandemie und angesichts der auch in Treptow-Köpenick [2][hohen
Infektionszahlen] ist es wichtiger denn je, die Funktion des Amtsarztes zu
besetzen und jede fachliche Unterstützung zu nutzen. Es wirft ein
schlechtes Licht auf den Gesundheitsstadtrat, wenn diese wichtige Stelle
vakant bleibt.“
SPD-Fraktionschef Alexander Freier-Winterwerb zufolge gibt es durch das
Vorgehen des AfD-Stadtrates nur Verlierer: „Mitten in der
Pandemiebekämpfung einen Fachmann zu entlassen, geht gar nicht. Die
Kündigung schadet zudem dem Ansehen des Bezirksamtes als Arbeitgeber.“
Freier-Winterwerb kritisiert auch, dass der Stadtrat die Kündigung zu einer
Zeit ausgesprochen hat, in der die Bezirkspolitik schon in der
Weihnachtspause ist und keine Rücksprache mit den politischen
Aufsichtsgremien im Bezirk erfolgt ist. „Die Personalie war ja zweimal
Gegenstand in Ausschusssitzungen der Bezirksverordnetenversammlung. Dort
gab es aber keinerlei Informationen.“
21 Dec 2020
## LINKS
[1] /AfD-im-Visier-des-Verfassungsschutzes/!5737573
[2] /Aktuelle-Entwicklungen-in-der-Coronakrise/!5740043
## AUTOREN
Marina Mai
## TAGS
Schwerpunkt AfD in Berlin
Diskriminierung
Initiative Schwarze Menschen in Deutschland
Black Lives Matter
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