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# taz.de -- Schutzmaßnahmen in Hamburg: Schulbehörde geizt mit Tests
> Lehrkräfte und Angestellte in Schulen bekommen kostenfrei Coronatests,
> nur die knapp 5.000 Honorarkräfte nicht. Das sorgt für Verärgerung.
Bild: Auch für Honorarkräfte nicht ohne Risiko: Schule in Corona-Zeiten
Hamburg taz | Mit warmen Worten gedankt für ihren Einsatz in der Pandemie
wird Hamburgs Schulbeschäftigten derzeit in Behördenbriefen. Am 8. Dezember
schreibt Landesschulrat Thorsten Altenburg-Hack von „zusätzlichen
Sicherheitsmaßnahmen“. Man ermögliche „allen Schulbeschäftigten
[1][kostenlose Corona-Tests] beim Hausarzt“, viele andere Länder täten das
nicht.
Joona Wirth ist als Honorarkraft ein bis zweimal wöchentlich in einer
Bergedorfer Grundschule als Fachkraft für Trauma- und Bewegungspädagogik
tätig. Und als es kürzlich zwei Coronafälle in der Klasse gab und auch
Wirth selber erkältet war, ging die Pädagog*in zum Hausarzt und machte den
Coronatest. Der fiel zum Glück negativ aus.
Doch als Wirth im Schulbüro nach dem Formular fragte, das für die
Kostenübernahme nötig ist, kam die böse Überraschung. „Ich kann dir das
Formular leider nicht schicken“, schrieb die Schulleiterin. „Die kostenlose
Testung gilt nur für Angestellte, Beamte und PTFs“. Letztes meint
festangestelltes Pädagogisch-Therapeutisches Fachpersonal. Joona Wirth
gehört als stundenweise bezahlte Kraft nicht dazu.
„Uns Honorarkräfte hat bei der Pandemie keiner auf der Rechnung“, ärgert
sich auch Wilma Beyer, die Kunstkurse an drei Schulen gibt. Weil das so
wenig einbringt, jobbt sie auch in einer Arztpraxis und hat dort
mitbekommen, dass die Gratistests für ihresgleichen nicht zu haben sind,
sondern rund 75 Euro kosten. „Mich ärgert dieser Geiz mit Tests“, sagt die
Künstlerin, die ihren wirklichen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.
Auch beim Honorar zeigten sich die Schulen knauserig. Sie habe im Frühjahr
nur noch zwei Wochen im März Geld bekommen und dann lange nichts mehr. Die
Schulen, so erfuhr sie, behielten das Eingesparte. „Keine Schule fand es
nötig, uns Honorarkräften Geld zur Überbrückung anzubieten“, ärgert sich
Beyer. Hingegen wurde sie im Lockdown gefragt, ob sie eine Notbetreuung
übernehme: „Wo es gefährlich wird, dürfen wir an die Front.“
Joona Wirth hat jetzt einen offenen Brief an [2][Schulsenator Ties Rabe]
(SPD) geschrieben. Es sei aus „medizinischem und pandemischem Blickwinkel“
nicht erkennbar, warum selbstständige Fachkräfte hier ausgegrenzt werden.
„Vielmehr erscheint es mir klassistisch und diskriminierend.“ Honorarkräfte
seien ohnehin schlechter gestellt. Der Schulsenator möge „bitte“ künftig
alle pädagogischen Kräfte in die Coronatest-Freigabe einbeziehen.
Doch danach sieht es nicht aus. Laut einem Behördenbrief wird das
kostenlose Angebot bis zu den Frühjahrsferien gelten – nur eben nicht für
„Werkvertragsnehmer, Dienstleister oder Schulbegleiter“. Eine schlüssige
Begründung nennt die Behörde nicht. „Es handelt sich um eine freiwillige
Leistung des Arbeitgebers BSB für den beschriebenen Personenkreis“, sagt
Behördensprecher Peter Albrecht. Man beschränke sich auf Personen mit
„dauerhaftem Vertragsverhältnis“.
Zur Zeit seien rund 4.900 Honorarkräfte an Schulen tätig. Für sie gelte das
allgemeine Angebot. Hamburg biete für alle kostenlose Tests beim Arztruf,
dem Hausarzt oder dem Testzentrum am Hauptbahnhof an, wenn „einschlägige
Symptome“ bestehen. Doch genau das genügt für Wilma Beyer nicht: „Wenn
Symptome da sind, ist es zu spät. Sich auch symptomlos testen zu können,
ist für uns sehr wichtig.“
Die Opposition stimmt ihr zu. Die CDU-Schulpolitikerin Birgit Stöver findet
die Regelung „unverständlich“. Sowohl Honorarkräfte als auch Schul-Caterer
müssten den Test bekommen. Die Linke Sabine Boeddinghaus hat bemerkt, dass
die Behörde die Honorarkräfte zur großen Zahl der 35.000 Schulbeschäftigten
zählt, wenn es darum geht, die Coronaquoten ins Verhältnis zu setzen: „Da
ist es selbstverständlich, sie auch in die Tests mit einzubeziehen.“
17 Dec 2020
## LINKS
[1] https://www.hamburg.de/bsb/pressemitteilungen/14141898/2020-07-24-bsb-koste…
[2] /Schulsenator-Rabe-zum-Lockdown/!5733760
## AUTOREN
Kaija Kutter
## TAGS
Honorarkräfte
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Gesundheit
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