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# taz.de -- Dissident Ruhollah Sam im Iran: Falle gelegt und hingerichtet
> Iran hat den Journalisten Ruhollah Sam erhängen lassen. Der
> Regierungskritiker lebte in Frankreich. Eine Reise wurde ihm zum
> Verhängnis.
Bild: Ruhollah Sam beim Prozess gegen ihn in Teheran
Kairo taz | Der Iran hat den Oppositionellen Ruhollah Sam hingerichtet. Der
47-jährige Journalist wurde am Samstag in einem Gefängnis in Teheran
gehängt. Zu den Anklagepunkten gehörten „Verbrechen gegen die innere und
äußere Sicherheit“, „Spionage für den französischen Geheimdienst“ und…
Beleidigung des Islam.
Sam war Sohn eines reformorientierten schiitischen Geistlichen. Während
regierungskritischer Proteste 2017 hatte er Uhrzeiten von Demonstrationen
geteilt und über Korruption berichtet. Das schürte die öffentliche Wut auf
die Regierung und brachte Sam ins Fadenkreuz der iranischen
Revolutionsgarde.
Sam war bereits 2009 aus dem Iran zunächst in die Türkei geflohen, seit
2011 lebte er dann unter Flüchtlingsstatus mit seiner Frau und zwei
Töchtern in Frankreich. Aus dem Exil betrieb Sam lange den
regierungskritischen Onlinekanal Amad News, der auch über den
Kurzmitteilungsdienst Telegram Nachrichten verschickte.
Amad News hatte eine Leserschaft von über einer Millionen Iraner*innen.
Mitte 2018 fühlte sich Sam direkt bedroht, als er zu einer Reihe dubioser
Treffen eingeladen wurde. Er war überzeugt, dass er getötet werden sollte.
Die französische Polizei lachte ihn zunächst aus, gewährte ihm aber später
zwei bewaffnete Sicherheitskräfte.
Mit einem Trick konnte der iranische Geheimdienst Sam 2019 jedoch aus
Frankreich locken: „Er hatte vor, einen Fernsehsender einzurichten, und
wollte nach Bagdad, um Ayatollah Ali al-Sistani zu treffen“, [1][sagte]
Sams Anwalt Hassan Fereshtyan der Plattform für iranischen
Exil-Journalismus IranWire. Sistani ist einer der einflussreichsten
Geistlichen im Irak und ist laut Medienberichten mit der iranischen
Opposition verbunden.
Gleichzeitig verlor Amad an Leserschaft und Sam wollte den Service mit
einem Fernsehsender weiterentwickeln. Obwohl sein Anwalt ihn warnte, flog
Sam in den Irak. Er hatte [2][beruhigende Nachrichten] einer Amad-Kollegin
erhalten, die für ihn in Bagdad alles arrangieren sollte. Wie sich jedoch
herausstellte, gab sie nur vor, vor Ort zu sein.
## 251 Hinrichtungen im vergangenen Jahr
Nachdem Sam von Paris nach Bagdad gereist war, entführten ihn Agenten der
iranischen Revolutionsgarde und bezichtigten ihn im Iran vor Gericht,
„Leiter des konterrevolutionären und feindseligen Netzwerks Amad News“ zu
sein. Sie beschuldigten ihn, für das FBI, die CIA, den MI6 und den
französischen Geheimdienst spioniert zu haben.
Sam wurde gezwungen, im iranischen Staatsfernsehen seine „Straftaten“ zu
gestehen. Wie die Plattform IranWire berichtet, sollte Sam sich für die
Verhandlungen einen Anwalt aus einer Liste mit zwanzig Namen aussuchen, die
vom Regime genehmigt worden waren.
Im vergangenen Juni wurde Sam von einem Revolutionsgericht in Teheran wegen
„Korruption auf Erden“ zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde später vom
obersten Gericht bestätigt. Korruption auf Erden wird nach islamischem
Recht mit Hinrichtung bestraft.
Nach [3][Angaben von Amnesty International] hat der Iran im Jahr 2019
mindestens 251 Menschen hingerichtet. Die Bundesregierung übte scharfe
Kritik an der Todesstrafe: Die Bundesregierung sei „schockiert über die
Umstände unter denen die Verurteilung erfolgt ist, besonders die
vorausgehende Verschleppung aus dem Ausland“.
Das französische Außenministerium prangerte einen „barbarischen und
inakzeptablen Akt an, der im Widerspruch zu den internationalen
Verpflichtungen Irans steht“. Paris hatte die Verhaftung des Journalisten
nach der Entführung in den Iran zwar verurteilt, aber nicht in seinem Namen
gehandelt.
13 Dec 2020
## LINKS
[1] https://iranwire.com/en/features/8288
[2] https://www.ft.com/content/a9247a7c-f0b4-11e9-ad1e-4367d8281195
[3] https://www.amnesty.de/allgemein/pressemitteilung/amnesty-bericht-zur-todes…
## AUTOREN
Julia Neumann
## TAGS
Schwerpunkt Iran
Todesstrafe
CIA
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Hinrichtung
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