| # taz.de -- Flüchtlinge auf Kanaren: Bußgelder für Hotels | |
| > Eine Bürgermeisterin auf Gran Canaria fordert Madrid auf, Hotels mit | |
| > Flüchtlingen zu räumen. Widerspenstigen Betreibern droht sie Strafen an. | |
| Bild: Migranten aus Marokko auf Gran Canaria sollen nicht mehr in Hotels unterg… | |
| Madrid taz | Die beiden Gemeinden Mogán und San Bartolomé de Tirajana im | |
| Süden der Insel Gran Canaria drohen den Betreibern von 16 Hotels mit | |
| empfindlichen Geldstrafen. Sollten sie bis Ende Dezember ihre Verträge mit | |
| der spanischen Regierung, Bootsflüchtlinge in ihren Häusern unterzubringen, | |
| nicht auslaufen lassen, würden Bußgelder von bis zu 300.000 Euro pro Hotel | |
| fällig. „Die Touristenorte können die Probleme des spanischen Staates nicht | |
| länger lösen. Die Lage ist außer Kontrolle“, erklärte Onalia Bueno, | |
| Bürgermeisterin von Mogán am Donnerstag auf einer Pressekonferenz. Sie will | |
| eine Gemeindeverordnung anwenden, die es Hotels untersagt, andere Bewohner | |
| als Touristen aufzunehmen. | |
| Zu der im Inland gelegenen Gemeinde gehört der Hafen [1][Arguineguín, in | |
| den Rettungsboote einen Großteil der auf den Kanaren ankommenden | |
| Flüchtlinge bringen]. [2][Dieses Jahr erreichten bereits 20.000 Menschen | |
| die Inselgruppe im Atlantik, so viele wie seit dem Rekordjahr 2006 nicht | |
| mehr]. | |
| Die Flüchtlinge setzen aus der von Marokko okkupierten ehemaligen | |
| spanischen Kolonie Westsahara und aus dem Senegal über. Die spanische | |
| Regierung weigert sich, die Menschen aufs Festland zu verlegen. Zuerst | |
| durften sie den Hafen nicht verlassen, schliefen dort auf dem Boden. Dann | |
| wurden sie unter ähnlich schlechten Bedingungen in Lagerhallen | |
| untergebracht. | |
| Nun mietet das Innenministerium auch Hotels und Apartments. An | |
| verschiedenen Stellen auf den Kanaren werden Zeltsiedlungen eingerichtet. | |
| Auch ein verlassenes Militärgelände auf Gran Canaria soll als Notunterkunft | |
| dienen. Unter den Flüchtlingen in den Hotels befinden sich rund 450 | |
| Minderjährige, und auf einer Quartantänestation zudem rund 90 | |
| Covid-Infizierte. | |
| Bürgermeisterin Bueno, die von örtlichen Unternehmensverbänden aus der | |
| Tourismusbranche unterstützt wird, sagt, sie sehe die Gefahr, dass Gran | |
| Canaria zu „einem neuen Lampedusa oder Lesbos“ werde. Das würde dem | |
| Tourismusziel Gran Canaria schaden. | |
| ## Bürgermeisterin führte Demos gegen Flüchtlinge an | |
| Deshalb führte die Bürgermeisterin in den vergangenen Wochen mehrere | |
| Demonstrationen gegen die Flüchtlinge an. Während sie sich als besorgtes | |
| Gemeindeoberhaupt gab, die angesichts der Lage der Flüchtlinge für die | |
| „Menschenrechte kämpft“, reihten sich hinter ihr zahlreiche | |
| ausländerfeindliche und rechtsextreme Demonstranten ein. „Stoppt die | |
| Invasion“ war auf mehreren Transparenten zu lesen. | |
| Bürgermeisterin Bueno kommt die Aufregung um die Flüchtlinge gelegen, lenkt | |
| sie doch von ihr selbst ab. Die Politikerin, die auf einer von ihr | |
| gegründeten Bürgerliste ins Rathaus einzog, war nämlich im September | |
| festgenommen worden. Gegen sie wird wegen Wahlbetrug und Vergehen gegen die | |
| öffentliche Verwaltung ermittelt. Zahlreiche Unterlagen wurden | |
| beschlagnahmt. | |
| Es geht um Stimmenkauf bei den Gemeinderatswahlen 2015. Bei den Briefwahlen | |
| sei es zu Unregelmäßigkeiten zu Gunsten von Bueno gekommen. Die heute | |
| 43-jährige Politikerin gewann die Wahlen gegen ihre einstige Partei, die | |
| konservative Partido Popular, die in Bauspekulation verwickelt war. In | |
| diesem Zusammenhang hatten die Richter auch längere Zeit Bueno im Visier – | |
| ohne ihr etwas nachweisen zu können. | |
| 27 Nov 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Reiner Wandler | |
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