# taz.de -- Weltnaturerbe in Gefahr: Ölbohrungen bedrohen Elefanten | |
> Die Regierungen von Botswana und Namibia erlauben einer kanadischen Firma | |
> die Suche nach Öl- und Gasvorkommen. Deutschland ist beteiligt. | |
Bild: Noch idylisch: Elefant am Okavango-Delta | |
BRÜSSEL taz | Das Okavango-Binnendelta in Botswana ist ein einzigartiges | |
Naturschutzgebiet: Weltnaturerbe und Afrikas wichtigste noch intakte Heimat | |
von [1][Elefanten] sowie zahlreicher anderer großer Tiere. Jetzt ist es in | |
Gefahr: die Regierungen von [2][Botswana] und Namibia haben der kanadischen | |
Firma ReconAfrica die Öl- und Gaserkundung in Okavango-Quellgebieten | |
erlaubt. | |
Das Gebiet umfasst 35.000 Quadratkilometer und ist damit etwa so groß wie | |
Baden-Württemberg. Eine von ReconAfrica bei „Worldwide Geochemistry“ in | |
Auftrag gegebene Studie spricht von Reserven von über 100 Milliarden | |
Barrel, etwa ein Drittel derer von Venezuela oder Saudi-Arabien und damit | |
weltweit mit an der Spitze. | |
Manche dieser Ölreserven sind danach konventionell ausbeutbar, andere | |
würden Fracking erfordern – eine kontroverse Technologie, die nach Angaben | |
von Surina Esterhuyse vom „Centre for Environmental Managament“ an der | |
südafrikanischen University of the Free State mit hochgiftigen und teils | |
sogar radioaktiven Abwassern das Grundwasser des Okavango-Deltas schädigen | |
würde. | |
## Umweltschützer in Sorge | |
Namibias Bergbauminister Tom Alweendo versicherte zwar im September, dass | |
ReconAfrica kein Fracking einsetzen würde. Aber Scot Evans, Geschäftsführer | |
des Unternehmens, hatte sich im Juni damit gebrüstet, einen hochrangigen | |
Fracking-Experten angeworben zu haben. Evans ist in der Ölwelt berüchtigt: | |
Er war einst Vizepräsident der vom ehemaligen US-Vizepräsidenten Dick | |
Cheney geführten texanischen Ölfirma [3][Halliburton], die in zahlreiche | |
Skandale verwickelt gewesen ist. | |
Umweltschützer sind nun in großer Sorge. Testbohrungen sind an drei Stellen | |
entlang des Kavango-Flusses an der namibisch-botswanischen Grenze | |
vorgesehen, zwei in Namibia und eine in Botswana. Sie liegen flussaufwärts | |
des Okavango-Deltas innerhalb des transnationalen Naturparks | |
„Kavango-Zambezi Transfrontier Conservation Area (KAZA-TFCA), das auf der | |
Fläche Frankreichs 36 Naturschutzgebiete vereint. | |
Drei Schutzgebiete – Khaudum, Manghetti und Bwabwata – befinden sich in der | |
Nähe des Erkundungsgebietes. Der Kavango-Fluss ist der einzige | |
Wasserzubringer des Okavango-Deltas, das wiederum das Herz des | |
Safaritourismus in Botswana darstellt. Aus diesem Grund ist das Gebiet auch | |
von erheblicher ökonomischer Bedeutung. | |
## Deutschland beteiligt | |
Die Ölsuche könnte auch eines der letzten Rückzugsgebiete der Ureinwohner | |
der Gegend betreffen, der San-Buschmänner, die seit über 40.000 Jahren in | |
der Kalahari-Wüste leben. Ein geplantes Bohrgebiet befindet sich nahe der | |
archäologischen Stätte Tsodilo Hills, wo sich rund 4.500 prähistorische | |
Wandmalereien befinden. Der Lebensstil der San wäre durch die Ankunft von | |
Ölfirmen in Gefahr, sagt Annette Hübschle von der Universität Kapstadt. | |
Deutschland ist durch ein Projekt an dieser Sache direkt beteiligt. Die | |
staatliche deutsche Entwicklungsbank Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) | |
unterstützt das [4][KAZA-TFCA]-Naturparkprojekt im Auftrag der | |
Bundesregierung seit 2010 als Hauptfinanzierer. Im Jahr 2018 unterzeichnete | |
die KfW mit Botswanas Umweltministerium eine Vereinbarung über 15,5 | |
Millionen Euro zur Entwicklung des Ökotourismus im Okavango. | |
Die Gefahr durch Ölsuche spielt die KfW herunter. „Aktuell ist es | |
vollkommen unklar, ob in der Region Öl oder Gas gefunden werden kann“, | |
erklärt die KfW auf taz-Anfrage. „Führende Geologen in Namibia halten | |
förderungswürdige Vorhaben von Öl oder Gas in der Region für sehr | |
unwahrscheinlich.“ | |
Falls es doch anders kommt, ist die KfW zuversichtlich: „Angesichts der | |
sehr guten Umweltgesetzgebung in Namibia gehen wir derzeit davon aus, dass | |
– sollten in den bisherigen Prüfungen noch nicht alle potentiellen Umwelt- | |
und Sozialverträglichkeitsrisiken in der nötigen Tiefe untersucht worden | |
sein – diese wissenschaftlichen Analysen durch die entsprechenden | |
öffentlichen oder privaten Stellen nachgeholt werden und bei Vorliegen der | |
Informationen entsprechende Handlungen erfolgen.“ Nach Angaben des | |
namibischen Umweltministeriums hat ReconAfrica eine | |
Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt, aber laut Kritikern wurden die | |
Anwohner und die lokale Zivilgesellschaft nicht einbezogen. | |
8 Dec 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Mysterioeses-Elefantensterben-in-Botswana/!5694787 | |
[2] /Militarisierter-Naturschutz-in-Afrika/!5671719 | |
[3] /Erdoel-im-Ueberfluss/!5670568 | |
[4] https://www.gtai.de/gtai-de/trade/entwicklungsprojekte/angola/kavango-zambe… | |
## AUTOREN | |
François Misser | |
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