# taz.de -- Prozess um Attentäter von Halle: Plädoyer für lebenslange Haft | |
> Die Bundesanwaltschaft fordert für den Halle-Attentäter lebenslange Haft. | |
> Seine Tat sei einer der „widerwärtigsten antisemitischen Akte seit dem | |
> Zweiten Weltkrieg“. | |
Bild: Lebenslange Freiheitsstrafe für den Halle-Attentäter Stephan B. geforde… | |
Magdeburg epd | Am Mittwoch hat die Bundesanwaltschaft in ihrem Plädoyer | |
eine lebenslange Freiheitsstrafe für Stephan B. gefordert. Außerdem | |
forderte sie eine anschließende Sicherheitsverwahrung für den | |
Synagogen-Attentäter. B. sei vollumfänglich schuldfähig, sagte Bundesanwalt | |
Kai Lohse vor dem Oberlandesgericht Naumburg und plädierte für eine | |
Verurteilung wegen Mordes in zwei Fällen und versuchten Mordes in mehreren | |
Fällen sowie weiterer Straftaten wie Volksverhetzung und Körperverletzung. | |
Zudem sei nach der Haft eine Sicherungsverwahrung anzuordnen, weil B. für | |
die Allgemeinheit gefährlich sei. Aus Sicherheitsgründen findet [1][der | |
Prozess] in Magdeburg statt. | |
Lohse sagte, der Angeklagte sei zwar geständig, habe aber weder Einsicht | |
noch Reue gezeigt, sondern seine Taten gerechtfertigt. In gut einer Stunde | |
habe Stephan B. eine Vielzahl schwerster Delikte begangen. Die Motive seien | |
zutiefst menschenverachtend. Der Bundesanwalt sprach von einem der | |
„widerwärtigsten antisemitischen Akte seit dem Zweiten Weltkrieg“. Dieser | |
Terroranschlag stelle einen Einschnitt für alle in Deutschland lebende | |
Menschen dar: „Der von unbändigem Hass und Vernichtungswillen angetriebene | |
Attentäter wollte in der Synagoge ein Blutbad anrichten.“ B. sei [2][an der | |
Tür der Synagoge gescheitert], aber habe am Ende zwei Menschen ermordet, | |
zahlreiche weitere verletzt und traumatisiert. | |
„B. zielte auf jüdisches Leben und damit auf uns alle“, sagte der | |
Bundesanwalt. „Jüdisches Leben ist und bleibt ein unverzichtbarer Teil | |
Deutschlands.“ Die in der Anklageschrift benannte rassistische, | |
fremdenfeindliche und antisemitische Motivation habe sich in der | |
Hauptverhandlung in vollem Umfang bestätigt. Im juristischen Sinn sei B. | |
ein Einzeltäter, doch er habe sich auf den Nationalsozialismus bezogen und | |
sich „bewusst in eine Reihe der Täter an der Rampe von Auschwitz gestellt“. | |
Anfang Dezember folgen die Plädoyers der Anwälte der Nebenklage und der | |
Verteidigung. Es gibt 45 Nebenkläger, die von 21 Anwälten vertreten werden. | |
Mit einem Urteil wird noch in diesem Jahr gerechnet. | |
Am Mittwoch verfolgte auch der Antisemitismusbeauftragte der | |
Bundesregierung, Felix Klein, den Prozess. Klein sagte am Rande des | |
Prozesses, es sei deutlich geworden, wie gefährlich die Radikalisierung im | |
Internet sei. Dies müsse stärker beobachtet und bekämpft werden. Auch im | |
Alltag dürfe man nicht aus falsch verstandener Toleranz antisemitische | |
Narrative einfach so stehenlassen. | |
Auch der Antisemitismusbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland | |
(EKD), Christian Staffa, war als Prozessbeobachter im Gerichtssaal. | |
Antisemitische, rassistische und frauenfeindliche Einstellungen, wie sie | |
sich bei dem Anschlag in Halle gezeigt haben, seien weit verbreitet und | |
müssten in allen Zusammenhängen aufgedeckt werden, sagte Staffa. Das gelte | |
auch für den Bereich der Kirchen. | |
B. hatte am 9. Oktober 2019 einen Anschlag auf die Synagoge in Halle | |
verübt. Zum Zeitpunkt des Attentats hielten sich dort zum höchsten | |
jüdischen Feiertag Jom Kippur mehr als 50 Gläubige auf. Weil es ihm nicht | |
gelang, mit Sprengsätzen und Schusswaffen in die Synagoge einzudringen, | |
erschoss B. eine 40 Jahre alte Passantin und anschließend in einem | |
Döner-Imbiss einen 20-jährigen Mann. | |
18 Nov 2020 | |
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