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# taz.de -- Sexuelle Bildung für LehrerInnen: Wissen hilft schützen
> Die Unis Leipzig und Merseburg haben ein Curriculum entwickelt, um
> Lehramtsstudierenden bei der Sexualkunde zu helfen. Der Bedarf ist
> riesig.
Bild: Besonders im Bereich sexuelle Vielfalt und Inklusion gebe es enorm Wissen…
Berlin taz | Sexualaufklärung ist für Kinder wichtig, darin sind sich
Fachleute einig: Bescheid zu wissen über den eigenen Körper und über Formen
gelebter Sexualität, das ist der beste Schutz vor ungewollten
Schwangerschaften, [1][sexuellen Übergriffen] und Ausbeutung. In allen
Bundesländern ist sexuelle Bildung daher verpflichtend in den Lehrplänen
verankert – bereits in den Grundschulen. Doch wie gut sind Lehrkräfte für
diese anspruchsvolle Aufgabe gerüstet?
Das haben WissenschaftlerInnen der Universität Leipzig und die Hochschule
Merseburg in einem gemeinsamen Pilotprojekt namens „SeBiLe – Sexuelle
Bildung für das Lehramt“ erforscht und konkrete Vorschläge für ein
Lehramtscurriculum erarbeitet. Am Montag stellten die
Projektverantwortlichen beider Hochschulen in einer gemeinsamen digitalen
Pressekonferenz ihr Curriculum und erste Erfahrungen aus dessen praktischer
Anwendung vor.
Zuerst wurden bundesweit 2.771 LehrerInnen sowie Lehramtsstudierende zu
ihren Erfahrungen und ihrem Kenntnisstand beim Thema sexueller Bildung
befragt. Das Ergebnis ist ernüchternd, wie Heinz-Jürgen Voß von der
Hochschule Merseburg zeigte: Die wenigsten TeilnehmerInnen waren im Studium
mit dem Thema Sexuelle Bildung in Berührung gekommen- und nur 8 Prozent der
Befragten gaben an, dasss der [2][Schutz gegen sexuelle Gewalt] in ihrer
Ausbildung oder beruflichen Fortbildung eine Rolle gespielt habe. Die
meisten Befragten hätten zwar „beträchtliche Wissenslücken“, so Voß, ab…
auch eine große Bereitschaft, diese zu schließen. Viele hätten
Schwierigkeiten, eine passende Fortbildung zu finden.
Aus den gewonnenen Erkenntnissen zum Fortbildungsbedarf wurde ein
Curriculum entwickelt, das 7.000 Studierende der Universität Leipzig seit
dem Sommersemester 2020 in der Praxis testen. In insgesamt vier Seminaren
über zwei Semester befassten sie sich mit Gesetzesgrundlagen, dem
historischen Wandel sexueller Diskurse und Normen, Sexualität und
Behinderung, altersgemäßer Kommunikation sexueller Themen im Unterricht
sowie Körper-und Geschlechterbildern in den Medien.
## Gewaltiger Wissensbedarf
Der Zuspruch war enorm, berichtete die Dozentin Lena Lacher am Montag: „Die
Kurse waren sofort voll, wir hatten Anfragen ohne Ende.“ Vom Lateinlehrer
am Gymnasium bis zur Förderfachkraft sei das Interesse breit gestreut
gewesen, besonders im Bereich sexuelle Vielfalt und Inklusion gebe es
gewaltigen Wissensbedarf. Zwei Unterrichtsmodule waren dem Thema
sexualisierte Gewalt gewidmet, ein Thema, das Wolfgang Stein als besonders
wichtig einschätzt. Der Psychologe im Beirat des Projekts und Fachberater
beim Unabhängigen Beauftragten für Fragen des Sexuellen Kindesmissbrauchs
(UNSKM) sagte: „Wissen hilft schützen.“
Stein lobte das Curriculum: Es schaffe die Grundlage dafür, dass Schulen
sexuelle Gewalt besser verhindern und im Akutfall besser intervenieren
könnten. Im nächsten Schritt, forderte Stein, müssten die entsprechenden
Inhalte auch in den Lehrplänen verankert werden.
In einem Folgeprojekt sollen auch Studierende in Halle und Berlin das
Curriculum testen, die Inhalte werden dabei laufend weiterentwickelt und an
die neue Realität des (teil-)digitalen Unterrichtens angepasst.
16 Nov 2020
## LINKS
[1] /Mein-paedophiler-Onkel/!5725920
[2] /Sexuelle-Gewalt-in-der-Schule/!5718169
## AUTOREN
Nina Apin
## TAGS
sexueller Missbrauch
Sexualisierte Gewalt
Schule
Sexualaufklärung
Kinder
Lesestück Recherche und Reportage
Kinderschutz
Sexualisierte Gewalt
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