Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neubau der Mühlendammbrücke: Schmaler wäre schöner
> Mehrere Initiativen kritisieren die Neubaupläne des Senats für die
> Mühlendammbrücke in Mitte. Sie rechnen mit mehr Menschen in weniger
> Autos.
Bild: In Autobahnbreite durch die Innenstadt: die Mühlendammbrücke in Mitte
Der Streit über den Neubau der Mühlendammbrücke geht weiter: Am Donnerstag
luden Initiativen zu einer Ortsbegehung ein, bei der sie ihre Kritik an der
[1][Planung der Senatsverkehrsverwaltung] erneuerten und Alternativen
vorstellten. Ebenso wie der in Mitte für Stadtentwicklung zuständige
Stadtrat Ephraim Gothe (SPD) akzeptieren sie die Haltung der
Senatsverwaltung nicht, die künftige Brücke nur geringfügig schmaler als
jetzt zu errichten.
Weil die Senatsverwaltung von Regine Günther (Grüne) schnellen Ersatz für
die marode Brücke will, verzichtet sie auf ein neues, langwieriges
Planfeststellungsverfahren. Dadurch kann aber die heute mit 45 Metern
Breite einer Autobahn ähnelnde Brücke nur auf 39,60 Meter reduziert werden.
Stefan Lehmkühler vom Verein Changing Cities präsentiert Skizzen deutlich
schlankerer Brückenquerschnitte: Die schmalste beläuft sich auf nur 32,60
Meter. Bei dieser Variante gebe es nur eine Kfz-Spur pro Richtung. In der
Mitte befinde sich, wie auch vom Senat geplant, eine Straßenbahntrasse für
die Verbindung zwischen Alex und Potsdamer Platz. Hinzu kämen 3 Meter
breite Radstreifen und 4 Meter breite Wege für den Fußverkehr.
Eine Kfz-Spur sei völlig ausreichend, so die Berechnung von Changing
Cities: Die für die Brücke errechnete „Durchschnittliche Tägliche
Verkehrsstärke“ (DTV) von gut 65.000 Pkws sei mit einer Kombination von
Tram und Autos locker zu toppen: Bei Letzteren sänke die DTV auf 27.000,
allerdings befördere die Tram das Äquivalent von fast 44.000 Pkws. „Es geht
ja darum, wie viele Menschen über die Brücke kommen, nicht, wie viele
Autos“, so Lehmkühler.
## Leitbild der 70er Jahre
Auch Roland Stimpel von FUSS e. V. meint: „Eine schmalere, aber gut
geplante Brücke kann die Kapazität sogar erhöhen.“ Bleibe sie in etwa so
dimensioniert, wie sie in den autofixierten 70ern gebaut wurde, werde sie
weiterhin Kfz-Verkehr anziehen.
„Vollkommen verfehlt“ findet Hendrik Blaukat von der
[2][Interessengemeinschaft (IG) Leipziger Straße] das Vorgehen der
Senatsverwaltung. Dass es bislang keine Beteiligung der Öffentlichkeit
gegeben habe, widerspreche den senatseigenen Leitlinien und lasse sich auch
nicht mit dem Planungsbeschleunigungsgesetz in Einklang bringen, auf dessen
Grundlage der Neubau erfolge.
Eine Art Beteiligung wird es nun geben: Am Montag lädt die
Verkehrsverwaltung zu einer [3][Infoveranstaltung auf ihrem Youtube-Kanal]
ein. Per Kommentarfunktion können dabei auch Fragen gestellt werden.
Sprecher Jan Thomsen dementierte Berichte, die Verwaltung habe den
Realisierungswettbewerb bereits im Europäischen Amtsblatt veröffentlicht
und so Fakten geschaffen. Zudem, so Thomsen, beruhe die Idee, dass eine
deutlich schmalere Brücke genüge, auf veralteten Bevölkerungsprognosen:
„Wir wollen ein künstliches Nadelöhr an dieser Stelle für alle
Verkehrsarten vermeiden.“
5 Nov 2020
## LINKS
[1] https://www.berlin.de/sen/uvk/verkehr/infrastruktur/brueckenbau/muehlendamm…
[2] https://www.leipzigerstrasse.info/
[3] https://www.youtube.com/channel/UC-lUvOKzkBn9Uf0teQUqZ0A
## AUTOREN
Claudius Prößer
## TAGS
Berlin-Mitte
Regine Günther
Verkehrswende
Verkehrswende
Wochenvorschau
Regine Günther
## ARTIKEL ZUM THEMA
Streit um die Mühlendammbrücke: Langsam abschwellende Kfz-Ströme
Haben Autos auf der umstrittenen neuen Mühlendammbrücke ab 2029 nur noch
eine Spur zur Verfügung? Ganz so schnell geht es offenbar nicht.
Die Wochenvorschau für Berlin: Ein Brückenstreit, viele Dominosteine
Aufregen kann man sich diese Woche über eine Brücke und die Räumung eine
Jugendzentrums. Beim Beruhigen hilft dann backen und Märchen hören.
Streit um Autoverkehr in Berlin: Brücken bauen zwischen Rot und Grün
Die Verkehrspolitik wird zum Wahlkampfthema werden. Die SPD will sich dabei
als Freund der kleinen Autofahrer präsentieren. Nur in Mitte nicht.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.