| # taz.de -- Terroranschlag in Wien: Ins Herz der Stadt | |
| > Das Attentat traf eine belebte Gegend im Ersten Bezirk. Sie ist | |
| > Ausgehviertel, schicke Einkaufsmeile und Ort der jüdischen Gemeinde in | |
| > einem. | |
| Bild: Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bei der Kranzniederlegung im Tatortsbereich… | |
| Berlin taz | Ein [1][Terroranschlag] traf am Montagabend mit dem Ersten | |
| Bezirk, der Inneren Stadt, das Herz von Wien. Die Gegend ist immer belebt | |
| und so war es auch an diesem Abend, trotz Corona-Pandemie. Denn es sollte | |
| der letzte Tag vor dem erneuten Lockdown in Österreich sein. Viele Leute | |
| hatten sich hier mit Freunden oder Familie verabredet. | |
| Um den Ersten Bezirk liegen 22 weitere Bezirke: Erst nachvollziehbar der | |
| Reihe nach in Schneckenform bis zum Neunten Bezirk und dann eher beliebig, | |
| als hätte man es schließlich nicht mehr so genau genommen. Die Namen der | |
| einzelnen Bezirke lernen Wiener:innen in der Grundschule zwar mühsam | |
| auswendig, im Sprachgebrauch werden sie aber nur bei ihrer Nummer genannt. | |
| Die Stadt ist mit 415 km2 etwa halb so groß wie Berlin und hat 1,9 | |
| Millionen Einwohner:innen. | |
| Und auch wenn „der Erste“ das Herz der Stadt ist, ein Hot Spot für | |
| Tourist:innen, mit seinen Prunkstraßen und dem Stephansdom, der Staatsoper | |
| und den vielen Cafés, Restaurants und Bars, kann man ihn nicht das | |
| Ausgehviertel Wiens nennen, davon gibt es mehrere. Etwa den Naschmarkt, | |
| alles rund um Mariahilfer Straße, das Museumsquartier – und noch vieles | |
| mehr. | |
| Wie der Anschlag chronologisch ablief, konstruieren die Wiener | |
| Sicherheitsbehörden derzeit noch. Am Dienstag ging man von mindestens sechs | |
| Tatorten zwischen Schweden- und Stephansplatz aus. Vom Schwedenplatz aus | |
| läuft man über die Rotenturmstraße etwa 600 Meter leicht bergauf zum | |
| Stephansdom, dem Wahrzeichen von Wien. | |
| Ein Tatort, der im Zentrum der Aufmerksamkeit stand, ist die | |
| Seitenstettengasse, angrenzend an das sogenannte Bermuda Dreieck. Es | |
| handelt sich um eine reine Fußgängerzone. Das Bermuda Dreieck wird so | |
| genannt, weil viele Gäste dazu tendieren, dort in Alkohol und Feierlaune | |
| unterzugehen. Traditionell ist das ein Ort, an dem man viele junge Menschen | |
| antrifft, die sich am Wochenende schick machen und Freunde treffen. | |
| Jugendliche, die noch bei ihren Eltern wohnen und auch jene, die gerne noch | |
| jugendlich wären. | |
| ## Eine vielseitige Gegend | |
| In der Seitenstettengasse liegt aber [2][auch der Stadttempel, die | |
| Hauptsynagoge der Stadt]. Von außen wirkt sie fast unscheinbar, ein großes | |
| Holztor mitten in einer Häuserreihe, die wie aus einem Guß erbaut zu sein | |
| scheint. Es heißt, dass diese enge Verbauung der Grund dafür war, dass die | |
| Synagoge in der Pogromnacht 1938 nicht in Brand gesteckt wurde, so [3][wie | |
| unzählige andere]. Doch auch hier wurde [4][der Gemeinde Unsägliches | |
| angetan]. | |
| Gleich nebenan befindet sich heute ein koscheres Restaurant, das zum | |
| Tatzeitpunkt [5][geschlossen hatte]. Und ein paar Meter weiter, am | |
| Ruprechtsplatz, gibt es weitere Bars und Restaurants, aber hier steht auch | |
| [6][die Ruprechtskirche, die älteste erhaltene Kirche der Stadt]. Von | |
| dieser Anhöhe aus eine Treppe runter, ist man in wenigen Metern am | |
| sogenannten Salzgries. Auch hier befinden sich Restaurants, Bars und Büros | |
| – und ein unter Jugendlichen sehr beliebtes Billiardcafé, direkt am | |
| Morzinplatz. | |
| Über die Tuchlauben sind es etwa 600 Meter zum Graben, einer Gegend, die | |
| dominiert wird von teuren Designer- und Schmuckgeschäften, edlen | |
| Restaurants, prunkvoller Architektur und antiken Geschäften. Hier, rund um | |
| die Pestsäule und das berühmteste Delikatessengeschäft der Stadt, Julius | |
| Meinl am Graben, trifft man vor allem Tourist:innen und die High Society. | |
| In den teuren Restaurants sitzen durchaus auch mal die eine oder der andere | |
| Politiker:in. | |
| Der Schwedenplatz in der Nähe des Fleischmarkts, ist zwar nicht weit weg, | |
| aber hierzu ein Kontrast. Hier gibt es Fast-Food-Restaurants, Bäckereien, | |
| Banken, Hotels von denen aus man auf den Donaukanal und den stets stark | |
| befahrenen Franz-Josefs-Kai blicken kann. Hier befinden sich Fitnesscenter, | |
| aber auch einer der berühmtesten Eissalons der Stadt. | |
| Von hier aus führen Brücken über den Donaukanal in den Zweiten Bezirk, | |
| einem ebenfalls stark [7][von jüdischem Leben geprägten Stadtteil]. Doch | |
| der Schwedenplatz ist auch ein Verkehrsknotenpunkt, denn hier überschneiden | |
| sich unter anderem zwei U-Bahn-Linien. Abends sind hier viele Menschen auf | |
| dem Weg von der Arbeit nach Hause. | |
| 3 Nov 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Terroranschlag-in-Wien/!5725986 | |
| [2] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Stadttempel | |
| [3] https://www.yadvashem.org/yv/de/exhibitions/novemberpogromnacht/index.asp | |
| [4] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Gedenkraum_f%C3%BCr_Holocaust-Opfer_i… | |
| [5] https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20201103_OTS0078/synagogen-juedisch… | |
| [6] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Ruprechtskirche | |
| [7] https://www.stadtbekannt.at/juedische-leopoldstadt/ | |
| ## AUTOREN | |
| Saskia Hödl | |
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