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# taz.de -- Erinnerung an den Mauerfall: Stahligel im Mauerpark
> Am Mauerpark sind nun Eingänge von Fluchttunneln und ausgegrabene Reste
> von Fahrzeugsperren zu sehen. Damit wurde auch ein neuer Vorplatz
> eingeweiht.
Bild: Rosen in der Hinterlandmauer erinnern an den Mauerfall vor 31 Jahren
BERLIN taz | Es ist grau und nebelig an diesem Montagmorgen am südlichen
Eingang des Mauerparks. Etwa ein Dutzend Menschen steht um das
„archäologische Fenster“ herum, das hier heute offiziell für die
Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Das Fenster stellt zusammen mit
Markierungen im Boden, die die Mauerverläufe darstellen und auch auf den
Eingang eines Fluchttunnels hinweisen, eine Open-Air-Ausstellung dar, die
den südlichen Eingang des Parks an der Bernauer Straße um einen Ort zum
Informieren und Gedenken erweitert.
Das „Fenster“ ist eine quadratische Ausgrabungsstelle, die, mit Metall
verkleidet und mit Informationstafeln bestückt, die Überreste von
Fahrzeugsperren umschließt, die in der DDR errichtet wurden, um
Fluchtversuche mit Autos zu verhindern. Tritt man näher heran, sieht man
die Reste der aus dem Boden ragenden „Stahligel“, die zunächst gar nicht
mehr so leicht als solche zu erkennen sind. Torsten Dressler, der für die
Ausgrabung verantwortliche Archäologe, erklärt, dass diese Sperren „noch zu
Mauerzeiten abgeflext“ und danach versiegelt wurden. Im Gegensatz dazu
seien viele der anderen Fahrzeugsperren komplett abgerissen worden.
Auch für Dressler war lange nicht klar, dass die Überreste, die das
archäologische Fenster jetzt sichtbar macht, überhaupt existieren. Gerhard
Sälter von der Stiftung Berliner Mauer, die zusammen mit der Grün Berlin
Stiftung für die Konzipierung und Realisierung des Projekts verantwortlich
ist, erzählt, dass die Reste im Winter 2017 „zufällig bei Bauarbeiten
gefunden wurden“.
## Fast unvorstellbar
Umrundet man die Gedenkstätte, stößt man auf jeder Seite der Verkleidung
der Ausgrabung auf Informationen: Wissenswertes zum Mauerpark, zum Bau und
Verlauf der Mauer an der Schwedter Straße, natürlich zu den
Fahrzeugsperren, aber auch zum Weinstein-Fluchttunnel, dessen Eingang nur
ein paar Meter von dem Ort entfernt lag, wo jetzt das archäologische
Fenster steht.
Unter den Menschen, die sich um das Fenster herum aufhalten, befindet sich
auch Carl Wolfgang Holzapfel, der damals mit Gerd Weinstein, nach dem der
Tunnel benannt ist, an dem Fluchtweg gegraben hat. Er erzählt allen, die es
hören wollen, ihre Geschichte, vom Bau des Tunnels im März 1963 bis zum
Verrat der Unternehmung im Juli desselben Jahres.
Etliche Passanten bleiben kurz stehen, umrunden den Ort, hören zu und
betrachten diesen ans Licht geholten Teil eines Berlins, das für viele
heute, 31 Jahre nach dem Fall der Mauer, unvorstellbar geworden ist.
9 Nov 2020
## AUTOREN
Roberto Sanchino Martinez
## TAGS
Mauerpark
Mauerfall
Archäologie
Lesestück Recherche und Reportage
Andreas Geisel
Mauerpark
Mauerpark
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