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# taz.de -- Schaukeln im Berliner Mauerpark: Nett, aber auch ein bisschen glatt
> In der Fläche fast verdoppelt, mit neuem Grün also mächtig zugelegt.
> Deswegen aber muss man den neuen Mauerpark nicht gleich gern haben.
Bild: Da geht schon was auch für ältere Kinder im neuen Mauerpark
Berlin taz | Der Mauerpark in Prenzlauer Berg war schon immer eine etwas
absurde Angelegenheit: eigentlich furchtbar hässlich. Nichts weiter als
eine kopfsteingepflasterte, staubige Piste durch ein im Sommer stets
sonnenverbranntes und im Winter immer schlammiges Grasviereck. Oben, auf
dem Hügel am [1][Jahnsportpark], steht die Wand für die Graffitisprayer,
daneben kaputte Kinderschaukeln. Und zu Füßen des Hügels, im Amphitheater
genannten Steinrund, immer sonntags die Freestyle-Poeten, die für die
FlohmarkttouristInnen ein bisschen Berlinfeeling performen.
Die Kulisse für diese Theater leicht vermüllt, Einweggrills und
Plastiktüten in struppigen Büschen. Eine Art Parkdystopie. Und deshalb
eigentlich voll Berlin. Jedenfalls das Berlin der nuller Jahre, bisschen
schäbig, aber auch eine ganz geile Party: Das ist eine Idee, die im
Mauerpark vielleicht mehr als sonst wo in Berlin zum Klischee geronnen ist.
Das denke ich so, als ich im Park mit den Kindern auf den neuen, nicht
kaputten Schaukeln sitze und hoch und höher schwinge, bis der Grünstreifen
unter mir wegzufliegen scheint: Dieses neue Grün, der Streifen ist in etwa
nochmal genauso breit wie das alte Parkrechteck und liegt direkt daneben,
nennt sich auch [2][Mauerpark – klar, ist ja nur die Erweiterung des
alten]. Aber was die landeseigene Grün Berlin GmbH da vor Kurzem dem
Publikum freigegeben hat zum Bespielen und Beschaukeln, ist eine Art
Anti-Entwurf zum alten Viereck, siehe oben.
Da gibt’s einen Spielplatz, den sogar der 10-Jährige noch nicht komplett
langweilig findet. Ganz sauber ist der Sand. Schöne Menschen kommen aus
Richtung Prenzlauer Berg und Mitte in den Park spaziert und flanieren mit
ihren auf dem Flohmarkt zu teuer gekauften Lampenschirmen einmal ums
Rondell, bevor sie irgendwo ein angesagtes Eis essen gehen. Aus der anderen
Richtung, der Mauerpark grenzt auch an Wedding, kommen am Wochenende
türkisch- und arabischstämmige Familien – und ja, das ist schon hübsch
anzuschauen, von der Schaukel aus, wie da alles scheinbar zusammenkommt. Am
Ende aber geht jeder wieder durch seinen Parkausgang zurück.
Und noch ein anderer Gedanke auf der Schaukel: Wenn ich mir so die hübsch
gemachte Version des Mauerparks angucke und ein bisschen die Augen
zusammenkneife, sodass ich die Graffitiwand nicht mehr sehe, dann könnte
ich gerade genauso gut im Kreuzberger Gleisdreieckpark schaukeln.
Den managt auch die Grün Berlin GmbH, von daher ist das wahrscheinlich kein
Zufall, und man kann nun überhaupt nicht sagen, dass die
LandschaftsarchitektInnen bei Grün Berlin keinen Geschmack hätten oder ihr
Handwerk nicht verstünden, im Gegenteil. Aber es ist ein bisschen so wie
mit dem Südkreuz, dem Ostkreuz und all den anderen in den letzten Jahren
gebauten Bahnhöfen: nett, aber auch ein bisschen glatt. Was wiederum zu der
Stadt und wie sie sich verändert hat seit den nuller Jahren, passt.
Der alte Mauerpark war hässlich und wurde geliebt. Der neue Mauerpark ist
schön. Ob ich ihn gerne habe, weiß ich noch nicht.
10 Jul 2020
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## AUTOREN
Anna Klöpper
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