# taz.de -- Covid-PatientInnen in Berlin: Die Lage ist gelb | |
> In den Krankenhäusern ist die Zahl der mit Covid-19-Patienten belegten | |
> Intensivbetten auf über 17 Prozent gestiegen. Es fehlt an Fachpersonal. | |
Bild: Das sieht nicht gut aus: In Sachen Corona wird es langsam eng | |
So langsam wird es kritisch: Auch bei den von PatientInnen mit Covid-19 | |
belegten Intensivbetten tritt Berlin jetzt in eine neue Phase ein. Die vom | |
Senat eingerichtete „Corona-Ampel“, die über die Belegung der | |
intensivmedizinischen Plätze mit Covid-19-PatientInnen Auskunft gibt, | |
[1][steht seit Dienstagabend auf „gelb“]. | |
Laut der [2][Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und | |
Notfallmedizin (Divi)] befanden sich schon am Dienstagmittag 220 Personen | |
mit Covid-19 in den Intensivstationen der Berliner Krankenhäuser. Nach | |
dieser Rechnung wären bereits 18 Prozent der 1.221 regulären Intensivbetten | |
in Berlin belegt. Die „Corona-Ampel“ zur Bettenbelegung springt bei einer | |
Belegung von 15 Prozent auf „gelb“. | |
Die Senatsgesundheitsverwaltung rechnet allerdings mit anderen Zahlen. Wie | |
Sprecherin Lisa Frerichs der taz mitteilte, habe man für die „Abbildung | |
verfügbarer Ressourcen“ in Krankenhäusern den Interdisziplinären | |
Versorgungsnachweis (Ivena) eingeführt. Diesem zufolge gab es zu | |
Wochenbeginn 1.277 unmittelbar belegbare Intensivplätze, was jetzt immer | |
noch eine Belegung durch Covid-PatientInnen von gut 17 Prozent ergibt. | |
Weitere 233 Intensivbetten seien „innerhalb von 24 Stunden betriebsbereit“, | |
ergänzte die Sprecherin. Diese werden allerdings nicht in die | |
Ampel-Berechnung einbezogen. | |
In absoluten Zahlen klaffte die Intensivbettenbelegung laut Divi und Senat | |
zu Wochenbeginn deutlich auseinander. Von Montag auf Dienstag erhöhte sich | |
jedoch die von der Gesundheitsverwaltung angebebene Zahl sprunghaft von 170 | |
auf 218, ein Plus von fast 30 Prozent. | |
## Noch gibt es Betten | |
Die meisten PatientInnen werden von der Charité intensivmedizinisch | |
versorgt: Von den vorhandenen 437 Intensivbetten an deren drei Standorten | |
sind aktuell 72 mit CovidpatientInnen belegt. Noch stünden weitere | |
Intensivbetten zur Verfügung, aber die Lage in Berlin habe sich in den | |
letzten Tagen verschärft, sagte Charité-Sprecherin Manuela Zingl der taz. | |
Der „limitierende Faktor“ sei dabei weniger die Technik als der „bundeswe… | |
anhaltende Fachkräftemangel an Pflegepersonal“. Um darauf zu reagieren, | |
habe die Charité schon vor einiger Zeit die sogenannten elektiven – | |
verschiebbaren – Eingriffe reduziert. | |
Im landeseigenen Krankenhauskonzern Vivantes befinden sich derweil 53 | |
PatientInnen mit Covid-19 in Intensivbehandlung. Laut Sprecherin Kristina | |
Tschenett erweitert Vivantes seine Kapazitäten kontinuierlich durch weitere | |
Betten und die Reduzierung planbarer OPs: „Es handelt sich nicht um ein | |
statisches, sondern um ein flexibles System in einer dynamischen | |
Situation.“ | |
Die Senatsgesundheitsverwaltung betont, sie habe „Freihaltequoten für | |
Notfallkrankenhäuser per Rechtsverordnung eingeführt, die automatisch ein | |
sukzessives Rückfahren der planbaren Eingriffe und OPs bewirken“. Gemäß | |
diesen Quoten wurden die Covidkapazitäten auf Intensivstationen bereits von | |
15 auf 20 Prozent erweitert. | |
## „Probleme, wenn das so weitergeht“ | |
In kleineren Krankenhäusern, die ebenfalls Covid-IntensivpatientInnen | |
betreuen, kann sich die tatsächliche Belegung dagegen zum Teil sprunghaft | |
erhöhen. Laut Thomas König, Chefarzt der Intensivmedizin an der | |
Caritas-Klinik „Maria Heimsuchung“ in Pankow, sind von 11 belegbaren | |
Intensivbetten derzeit fünf mit CovidpatientInnen belegt, vier mit anderen | |
PatientInnen. „Wir haben in den letzten zwei Wochen eine massive Zunahme | |
von Patienten mit Covid-19 gesehen“, sagt König zur taz. „Wenn sich das so | |
weiterentwickelt, bekommen wir große Probleme.“ | |
Im Berliner Coronaversorgungssystem ist die Caritas-Klinik eines von 16 | |
„Level 2“-Krankenhäusern, in das auch Fälle von der Charité (dem „Leve… | |
verlegt werden können. Wie König berichtet, habe man aber bereits | |
angemeldet, vorerst keine weiteren Covid-Intensivfälle aufnehmen zu können. | |
Schließlich habe man ja auch CovidpatientInnen im eigenen nicht | |
intensivmedizinischen Bereich, deren Zustand sich verschlechtern könne. | |
Für sein Haus gebe es zurzeit keine Unterstützung durch die öffentliche | |
Hand, um wie im Frühjahr die Einnahmen aus abgesagten planbaren OPs zu | |
kompensieren. Nur so aber könne mehr Personal in die Intensivbetreuung | |
verschoben werden, sagt König: „Alle unsere Beschäftigten arbeiten mit | |
großem Engagement, und wir haben uns gut auf Corona vorbereitet. Ohne ein | |
Mehr an Ressourcen wird es aber nicht gehen.“ | |
Die vom Senat eingerichteten knapp 500 Notbetten im | |
Coronabehandlungszentrum an der Jafféstraße (CBZJ) befinden sich derweil | |
weiter im „Stand-by-Betrieb“. Wie die Gesundheitsverwaltung betont, handelt | |
es sich dabei um eine Reserveklinik, die keine intensivpflichtigen | |
CovidpatientInnen, sondern lediglich solche mit leichteren Verläufen | |
aufnehmen soll, wenn die Krankenhäuser überlastet sein sollten. | |
„Derzeit werden regelmäßig Schulungen durchgeführt, damit die | |
Mitarbeitenden mit den Örtlichkeiten und Abläufen vertraut gemacht werden | |
können und im Ernstfall gut vorbereitet sind“, so Sprecherin Lisa Frerichs. | |
Mehr als 300 Personen seien durch den Betreiber Vivantes bereits geschult | |
worden, sie könnten als „Kernteams“ den Betrieb durchführen. Eine | |
Inbetriebnahme des CBZJ sei mit wenigen Tagen Vorlauf „realistisch“, so | |
Frerichs. „Die Lage wird sorgfältig beobachtet.“ | |
3 Nov 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.berlin.de/corona/lagebericht/ | |
[2] https://www.intensivregister.de/#/intensivregister?tab=laendertabelle | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
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