# taz.de -- Wahlen in der Elfenbeinküste: Die jammernde Opposition | |
> Dem Antiregierungsblock in der Elfenbeinküste ist es nicht gelungen, eine | |
> Alternative anzubieten. Die Aufrufe zum Wahlboykott helfen nicht weiter. | |
Bild: Stimmauszählung in Abidjan: Teile der Opposition hatten zum Boykott aufg… | |
Die schwache Wahlbeteiligung will die ivorische Opposition als Erfolg für | |
sich reklamieren. Die Bevölkerung der Elfenbeinküste sei dem [1][Aufruf zum | |
Boykott der Wahl] gefolgt. Tatsächlich ist es der alten Politikergarde um | |
Henri Konan Bédié, Pascal Affi N’Guessan, Laurent Gbagbo und Guillaume Soro | |
nicht gelungen, eine echte Alternative zu bieten. | |
Vom Antiregierungsblock hat man in den vergangenen Monaten genau eines | |
gehört: Ein drittes Mandat für Präsident Alassane Ouattara sei unzulässig. | |
Es sei eine Verletzung der Verfassung des Landes und ein Wortbruch. | |
[2][Dieser Aussage kann man sich durchaus anschließen]. Selbst Wählerinnen | |
und Wähler, die mit Ouattaras Regierung zufrieden sind, haben seine erneute | |
Kandidatur kritisiert. | |
Um in dem Land tatsächlich etwas zu ändern, reicht dieser Aspekt aber nicht | |
aus, und vor allem ersetzt er keine Strategie. | |
Die hatte die Opposition nicht, ist sie doch wieder einmal nicht vereint | |
und dazu mit verbrauchten Kandidaten angetreten. Affi N’Guessan holte schon | |
vor fünf Jahren nicht einmal 10 Prozent der Stimmen. Der 86-jährige Bédié | |
begeistert sicherlich keine Jungwähler*innen in einem Land, in dem 77 | |
Prozent der Bevölkerung unter 36 Jahre alt sind. Auch das Hin und Her, ob | |
die Wahlen nun boykottiert werden, ob man sich ganz zurückzieht oder doch | |
Kandidat bleibt, hat ihr geschadet. | |
Vor allem aber haben die Verantwortlichen eines unterschätzt: [3][Millionen | |
Ivorerinnen und Ivorer sind müde]. Das Land hat seit Ende der 1990er Jahre | |
einen Staatsstreich erlebt, einen Bürgerkrieg und 2010 eine schwere | |
Nachwahlkrise. Machtwechsel liefen nicht friedlich ab, und eine | |
Aufarbeitung und eine Versöhnung hat es nie gegeben; vor allem nicht durch | |
flächendeckende staatliche Initiativen. | |
Das Feld haben längst Nichtregierungsorganisationen, Kirchen und Moscheen | |
übernommen. Egal, ob für die Anhänger*innen Ouattaras oder die | |
Regierungskritiker*innen: Frieden und ein ruhiges, sicheres Leben ist | |
das, was zählt. Von den Parteien wollen sich immer weniger missbrauchen | |
lassen. | |
1 Nov 2020 | |
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## AUTOREN | |
Katrin Gänsler | |
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