| # taz.de -- Wahltag in der Elfenbeinküste: Vorsicht, es wird gewählt | |
| > In der Metropole Abidjan gibt es wenige Störungen im Wahlablauf. Es gibt | |
| > aber auch nur vereinzelt großen Andrang vor den Wahllokalen. | |
| Bild: Der Wahlzettel: Links der Amtsinhaber, in der Mitte die beiden Boykotteure | |
| Abidjan taz | Noch Stunden später sind zahlreiche Bewohner*innen von | |
| Blockhauss wütend. Blockosso, wie die Gegend uch genannt wird, ist ein | |
| eigenes Dorf inmitten des schicken und teuren Stadtteils Cocody in der | |
| ivorischen Metropole Abidjan – eins, das sich der Opposition zugehörig | |
| fühlt. Deren Anhänger*innen errichteten am Samstagmorgen vor der | |
| Grundschule Barrikaden, um dort Wähler*innen von der Stimmabgabe | |
| fernzuhalten. Die Polizei setzte Tränengas ein. | |
| „Wir wollen Alassane Ouattara nicht mehr. Kein drittes Mandat“, ruft eine | |
| Händlerin. Ein Passant ballt die Faust: „Die Elfenbeinküste muss endlich | |
| unabhängig werden.“ Auch wenn am Nachmittag die Polizei längst abgezogen | |
| ist, bleibt die Stimmung aufgeheizt. | |
| Die Opposition in der Elfenbeinküste hatte zum „aktiven Boykott“ der | |
| [1][Wahl am 31. Oktober] aufgerufen, bei der Präsident Alassane Ouattara | |
| für eine von seinen Gegnern als verfassungswidrig abgelehnte dritte | |
| Amtszeit angetreten ist. „Aktiver Boykott“ heißt: die Wahl gar nicht erst | |
| stattfinden zu lassen. In Blockhauss gelang das nur halb. Die | |
| Wahlkommission entschied kurzerhand, im Lycée Classique anderthalb | |
| Kilometer entfernt abstimmen zu lassen. Dorthin verirrt sich aber niemand. | |
| In einem Wahllokal bitten die beiden Helfer darum, keine Fotos zu machen. | |
| Die Angst, dass ihre Gesichter in sozialen Netzwerken auftauchen und | |
| Oppositionsanhänger*innen sie attackieren, ist zu groß. In einer der | |
| durchsichtigen Urnen liegen drei Stunden vor Schließung gerade einmal vier | |
| Stimmzettel. In einer anderen sind es etwa ein Dutzend. | |
| Aus verschiedenen Städten im Land wird am Wahltag berichtet, dass | |
| Unterlagen zerstört und Wahllokale angegriffen wurden. Am Samstag Mittag | |
| spricht Ibrahime Kuibert-Coulibaly, Präsident der Wahlkommission, von 30 | |
| bis 40 betroffenen Wahllokalen landesweit. | |
| ## Opposition feiert ihren Sieg | |
| In den sozialen Medien zirkulieren allerdings Karten, die suggerieren, dass | |
| im Süden der Urnengang komplett verhindert wurde. Einige Informationen | |
| lassen sich nicht überprüfen oder stellen sich als falsch heraus. Die | |
| Präsenz der Sicherheitskräfte ist enorm. | |
| Die Störungen feiert [2][die Opposition] schon zwei Stunden vor Schließung | |
| der Wahllokale als ihren Sieg. „Wie auch immer die Ergebnisse sein werden: | |
| In dieser Form gab keine Wahlen in der Elfenbeinküste“, behauptet Pascal | |
| Affi N’Guessan (Ivorische Volksfront, FPI) am Nachmittag. Der andere | |
| Oppositionskandidat, Expräsident Henri Konan Bédié (Demokratische Partei | |
| der Elfenbeinküste, PDCI) äußert sich indes mit keinem Wort. Beide stehen | |
| auf den Wahlzetteln – die waren schon gedruckt, als die beiden Mitte | |
| Oktober zum Boykott aufriefen. | |
| In einer eigenen Videobotschaft ruft Simone Gbagbo, Frau des im Exil | |
| lebenden Ex-Präsidenten Laurent Gbagbo (FPI), der nicht zu den Wahlen | |
| zugelassen wurde, Stunden später zur Gründung einer Übergangsregierung auf. | |
| Volle Wahllokale gibt es trotz des Boykottaufrufs. Auf dem sandigen Hof der | |
| Schule „Mosquée de Wassakara“ im Stadtteil Yopougon, einne FPI-Hochburg, | |
| haben sich schon vor deren Öffnung Schlangen gebildet. Zahlreiche | |
| Wähler*innen sind lange vor acht Uhr gekommen. | |
| Auch Mariam Sidibe muss mehr als zwei Stunden warten. „Männer, Frauen, wir | |
| sind alle gekommen, um für ihren Kandidaten zu stimmen. Wir wählen den | |
| Frieden. Wir wollen Frieden für die Elfenbeinküste. Unser Präsident mag | |
| auch gar keine Gewalt.“ Sie macht kein Geheimnis daraus, dass sie für | |
| Ouattara stimmen wird. So äußern sich auch andere Wähler*innen. | |
| Hier hat die Mobilisierung der regierenden „Sammlung der Houphouetisten für | |
| Demokratie und das Volk“ (RDHP), Partei von Präsident Ouattara, jedenfalls | |
| funktioniert. Von einem „ersten Sieg“ spricht am Abend auch | |
| RDHP-Exekutivdirektor Adama Bictogo. Erste vorläufige Ergebnisse könnten am | |
| Sonntag verkündet werden. | |
| 1 Nov 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Katrin Gänsler | |
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