# taz.de -- Wahlunruhen in Westafrika: Tote in Guinea und Elfenbeinküste | |
> Guineas Wahlergebnis bleibt umstritten, es toben Straßenschlachten. In | |
> der Elfenbeinküste nimmt vor der Abstimmung die Gewalt zu. | |
Bild: Polizeiaufgebot auf den Straßen Conakrys, der Hauptstadt von Guinea, am … | |
BERLIN taz | Die Nachwahlunruhen in Guinea und die Vorwahlunruhen in der | |
Elfenbeinküste weiten sich aus. In beiden Ländern kamen am Mittwoch | |
zahlreiche Menschen ums Leben und weitere Gewalt wurde erwartet. Guinea | |
wählte am 18. Oktober einen neuen Präsidenten, die Elfenbeinküste folgt am | |
31. Oktober; in beiden Ländern treten die greisen [1][Amtsinhaber Alpha | |
Condé] und Alassane Ouattara zu einer von der jeweiligen Opposition als | |
illegal abgelehnten dritten gewählten Amtszeit an. | |
In Guinea gab es bislang neun Tote, wie die Regierung in der Nacht zum | |
Donnerstag erklärte. Dort hatte sich [2][Oppositionsführer Cellou Calein | |
Diallo am Montag zum Wahlsieger erklärt]. Seitdem gehen seine Anhänger auf | |
die Straße – erst in Feierlaune, dann teils aggressiv gegen Anhänger des | |
Präsidenten und die Polizei. | |
In Teilen der Hauptstadt Conakry entwickelten sich am Mittwoch | |
Straßenschlachten an brennenden Barrikaden: junge Demonstranten warfen | |
Steine auf die Polizei, die mit Tränengasgranaten antwortete. Auch in | |
anderen Städten kam es zu Unruhen. Verschiedentlich wurden nach | |
Medienberichten Häuser bekannter Regierungsvertreter in Brand gesteckt. | |
Laut Guineas Regierung wurde bei den Unruhen ein Polizist erschossen und | |
ein anderer mit einer Stichwaffe schwer verletzt; zudem gebe es weitere | |
Tote durch Schüsse. Guineas Opposition nennt höhere Opferzahlen, darunter | |
auch getötete Kinder, und macht die Regierung dafür verantwortlich. | |
## Guineas Opposition reklamiert Wahlsieg | |
Während erste Teilergebisse der Wahlkommission in Guinea Amtsinhaber Condé | |
vorne sehen, legte Diallos Partei UFDG (Union der demokratischen Kräfte | |
Guineas) eigene Zahlen vor, wonach der Oppositionsführer die Wahl mit 53,4 | |
Prozent gewonnen habe, gegen 39,4 Prozent für Condé. Sie veröffentlichte | |
[3][einen 35-seitigen Bericht], der die aus den einzelnen Wahllokalen | |
zusammengeführten Zahlen nach den einzelnen Provinzen aufschlüsselt. | |
Erwartungsgemäß liegen im Oppositionsbericht die beiden Hauptkandidaten in | |
ihren jeweiligen Hochburgen klar vorn, während die Hauptstadt Conakry | |
gespalten ist. Ihren angeblichen Wahlsieg führt die UFDG auf einen | |
„Durchbruch in der Region Forestière“ zurück, dem entlegensten Landesteil | |
an den Grenzen zu Liberia und zur Elfenbeinküste. | |
Die Zahlen der UFDG sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, unter anderem | |
weil ihnen zufolge die Wahlbeteiligung in den Hochburgen des Präsidenten | |
Condé besonders niedrig gewesen sei, teils weniger als 50 Prozent, während | |
ansonsten zwischen 70 und 80 Prozent der Wähler an die Urnen gegangen | |
seien. | |
## Kampf der Milizen in der Elfenbeinküste | |
In der Elfenbeinküste stehen die Wahlen erst noch bevor, aber durch den | |
Rückzug der beiden wichtigsten Oppositionskandidaten Henri Konan Bédié und | |
Pascal Affi N'Guessan steht der [4][Wahlsieg des Amtsinhabers Ouattara] | |
kaum infrage. Fraglich ist nur, ob die Wahl ordnungsgemäß stattfinden kann, | |
da die Opposition zu ihrer Verhinderung aufgerufen hat. | |
Am Montag war es bereits zu [5][Unruhen in der Wirtschaftsmetropole | |
Abidjan] gekommen, nachdem die oppositionsnahe Studentengewerkschaft zum | |
Streik aufgerufen hatte. Blutige Auseinandersetzungen zwischen Anhängern | |
Ouattaras und N'Guessans Partei FPI (Ivorische Volksfront) wurden aus | |
mehreren Städten gemeldet, am Mittwoch aus der FPI-Hochburg Dabou, 50 | |
Kilometer westlich von Abidjan. | |
In Dabou stehen sich bewaffnete Milizionäre unterschiedlicher Volksgruppen | |
gegenüber. Die Präfektur nannte am Mittwochabend die Bilanz von sieben | |
Toten und 40 Verletzten, wobei Ouattara-treue Kämpfer der | |
Dioula-Volksgruppe in ein von ihnen nicht bewohntes Stadtviertel | |
eingedrungen seien und auch Sturmgewehre eingesetzt hätten. | |
Andere Berichte machen Banditen, die die Verunsicherung der Bevölkerung | |
ausnutzten, für die Übergriffe verantwortlich. Die Regierung entsandte am | |
Mittwoch die Gendarmerie nach Dabou, um die Gewalt zu beenden. | |
22 Oct 2020 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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