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# taz.de -- Wahlen in der Elfenbeinküste: Ouattaras unschöner Sieg
> Der Präsident gewinnt die von der Opposition boykottierte Wahl haushoch,
> aber Beobachter üben Kritik. Die Opposition gründet einen „Übergangsrat�…
Bild: Elfenbeinküste, Abidjan: Präsident Alassane Ouattara nach seiner Stimma…
Abidjan taz | Die Wahlkommission der Elfenbeinküste (CEI) ließ sich viel
Zeit, bis sie am Dienstagmorgen gegen 5 Uhr Ortszeit den Sieg des
Präsidenten Alassane Ouattara bei den [1][Wahlen vom 31. Oktober] bekannt
gab: 94,27 Prozent für den Amtsinhaber – bei einer Wahlbeteiligung von 53,9
Prozent. Gut 3,03 Millionen Ivorer*innen haben demnach für ihn gestimmt.
Trotz ihres Boykottaufrufs erhielten die beiden Oppositionsführer Henri
Konan Bédié und Pascal Affi N'Guessan zusammengenommen über 85.000 Stimmen;
sie standen schließlich noch auf den Wahlzetteln. Der vierte Kandidat
Kouadio Konan Bertin, der sich als einziger Ouattara-Gegner nicht aus der
Wahl zurückgezogen hatte, landete bei 64.000 Stimmen und 1,99 Prozent.
Laut CEI waren 17.601 Wahllokale geöffnet, obwohl mehr als 22.000 im In-
und Ausland eingerichtet worden waren. Das heißt: der [2][Aufruf der
Opposition zum „aktiven Boykott“] hat durchaus Wirkung erzielt. Die Störung
des Wahlablaufs hat die Opposition als Erfolg für sich verbucht. Am
Montagabend bereits betonte das Bündnis der Parteien Ivorische Volksfront
(FPI) und Demokratische Partei der Elfenbeinküste (PDCI) erneut, man werde
das Ẃahlergebnis nicht hinnehmen.
Ihre schon zuvor angekündigte Übergangsregierung nennt die Opposition nun
„Nationalen Übergangsrat“; der 86-jährige Expräsident Bédié ist dessen
Vorsitzender. Wie schon an den Tagen zuvor äußerte sich der Ex-Präsident
nicht und überließ das Verlesen der Erklärung dem FPI-Kandaten Affi
N'Guessan.
Der rief erneut zum zivilen Ungehorsam und zu Demonstrationen auf. Die
Regierung reagierte umgehend und verhängte bis einschließlich 15. November
ein Demonstrationsverbot. Aus Kreisen der regierenden Sammlung der
Houphouetisten für Demokratie und das Volk (RDHP) heißt es am
Dienstagmorgen allerdings, man wolle eine Feier organisieren.
## Schüsse in der Nacht
Vor Bédiés Haus im Stadtteil Cocody von Abidjan ist es gut zwölf Stunden
nach dem Aufruf zu Protesten ruhig. In der Nacht hatte Bédié jedoch über
Twitter berichtet, sein Haus ebenso wie die weiterer Oppositionsmitglieder
seien angegriffen worden. Man habe laute Schüsse gehört.
Die Polizei ist Stunden später nicht zu sehen. Stattdessen sitzen wie an
jedem Morgen unter einem weißen Zelt Dutzende junge Männer auf
Plastikstühlen. Auf der anderen Seite der Straße hält einer einen
5000-CFA-Schein (7,62 Euro) in den Händen.
Wahlbeobachterbündnisse haben die Vorbereitung und den Verlauf der Wahlen
am Montag überwiegend kritisch beurteilt. Besonders deutlich äußert sich
die internationale Beobachtermission des Carter Centers und EISA (Institut
für nachhaltige Entwicklung in Afrika). Durch den politischen Kontext sei
es nicht möglich gewesen, faire und glaubwürdige Wahlen zu organisieren, so
[3][ihr Fazit]. Die im Vorfeld abgelehnten Kandidaten – nur 4 von 44 wurden
zugelassen – hatten keine Möglichkeit, Rechtsmittel einzulegen. Die
Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit wurde eingeschränkt.
Die EU, die keine Wahlbeobachter entsandt hatte, zeigt sich „zutiefst
besorgt über die Spannungen, Provokationen und Anstiftung zum Hass, die im
Land um diese Wahlen herrschten und weiterhin bestehen“.
Positiver schätzt es nur die AU (Afrikanische Union) ein. Trotz des
politischen Kontextes sei die Wahl generell zufriedenstellend verlaufen.
3 Nov 2020
## LINKS
[1] /Wahltag-in-der-Elfenbeinkueste/!5724956/
[2] /Wahlen-in-der-Elfenbeinkueste/!5721128/
[3] https://www.cartercenter.org/news/pr/2020/cote-divoire-110220.html
## AUTOREN
Katrin Gänsler
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