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# taz.de -- Überblick zur Coronasituation: 5.853 Neuinfektionen im Schnitt
> In Deutschland steigen die Coronazahlen weiter, auch der 7-Tage-Schnitt
> liegt erstmals höher als im April. Die Lage auf den Intensivstationen ist
> bisher noch entspannt.
Bild: Hier ist die Lage schon jetzt dramatisch: Szene aus einer Intensivstation…
Berlin dpa/reuters | Die Zahl der nachgewiesenen
[1][Coronavirus]-Infektionen weltweit hat die Marke von 40 Millionen
überschritten. Das ergibt eine Reuters-Erhebung auf Basis offizieller
Daten. Demnach starben mehr als 1,1 Millionen Menschen an oder mit dem
Virus. Die Virusverbreitung beschleunigte sich zuletzt deutlich: Es dauerte
nur 32 Tage, um von weltweit 30 Millionen Fällen auf 40 Millionen zu
kommen, nachdem es für einen Anstieg von 20 auf 30 Millionen Fälle noch 38
Tage und von zehn auf 20 Millionen 44 Tage dauerte.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet derweil für Deutschland 4.325
Neuinfektionen. Damit steigt die Gesamtzahl der Menschen, die sich mit dem
Virus hierzulande angesteckt haben, auf 366.299. Weitere 12 Menschen sind
binnen 24 Stunden an oder mit dem Virus gestorben. Der 7-Tage-Schnitt liegt
am Montag bei 5.853 und damit erstmals höher als auf dem Höhepunkt der
ersten Welle (5.595 am 4. April) – wobei die Werte wegen der deutlich
gestiegenen Testzahl nicht direkt vergleichbar sind.
Ab diesem Montag können – vorerst befristet bis zum Jahresende – Patienten
mit leichten Atemwegserkrankungen telefonisch bis zu sieben Kalendertage
krankgeschrieben werden. Die niedergelassenen Ärzte müssen sich dabei
persönlich vom Zustand der Patienten durch eine eingehende telefonische
Befragung überzeugen. Eine einmalige Verlängerung der Krankschreibung kann
telefonisch für weitere sieben Tage erfolgen.
Derweil richten sich wieder vermehrt Blicke auf Deutschlands Krankenhäuser
und insbesondere deren Intensivstationen. Die werden wieder wichtig, wenn
mehr Menschen schwer an Covid-19 erkranken. Es gehe darum, „unser
Gesundheitssystem nicht zu überlasten“, sagte jüngst [2][Bundeskanzlerin
Angela Merkel]. Doch wann ist dieses System „überlastet“?
## Eine „weltweit einmalige Versorgungssituation“
Hinsichtlich der Kapazitäten an Intensivbetten sei Deutschland in einer
weltweit einmaligen Versorgungssituation, sagt Georg Baum,
Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Von mehr
als 30.000 Intensivbetten sind laut Deutscher Interdisziplinärer
Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) derzeit etwa 9.000
(Stand Sonntag) frei. Zudem gibt es weitere 12.000 Betten, die im Notfall
aktiviert werden können. „Zusätzlich haben wir gezeigt, dass wir circa
150.000 bis 200.000 normale Betten frei machen können“, erklärt Baum.
Ihm bereitet eher die ausreichende Versorgung mit geschultem Personal
Sorge. Eine entsprechende Auslastung der Betten „würde maximale
innerbetriebliche Personalumsetzungen und Konzentrationen in die
vordringlich zu versorgenden Bereiche erforderlich machen.“
Noch ist es auf den Intensivstationen vergleichsweise ruhig. Rund 770
Corona-Patient:innen wurden zuletzt (Stand Sonntag) laut DIVI dort
behandelt. Zum Vergleich: Mitte April waren es zeitweise mehr als 2.500.
Doch die Werte steigen. „Wir haben deutlich zunehmende Zahlen von
Covid-19-Patienten im Krankenhaus“, sagt Baum. Vor zwei Wochen wurden nur
rund 420 Covid-19-Patient:innen intensivmedizinisch betreut.
Ein wichtiger Faktor ist auch, ob die Gesundheitsämter Ausbrüche
zurückverfolgen und potenziell Infizierte warnen können. Das kann einer
weiteren Ausbreitung vorbeugen. Das System ist allerdings fragil, wie das
Beispiel des Berliner Bezirks Neukölln zeigt, der mit besonders vielen
Neuinfektionen kämpft. „Wir haben nicht mehr einen Brandherd, sondern
multiple Glutnester – nicht Dutzende, sondern Hunderte“, sagte Neuköllns
Amtsarzt, Nicolai Savaskan, dem Tagesspiegel vergangene Woche. Bei 70
Prozent der Fälle sei der Infektionsherd nicht mehr zu finden.
## Und die Grippe?
Das Bundesgesundheitsministerium kann nicht abschätzen, wie viele
Neuinfektionen unser Gesundheitssystem aushält. „Die Anzahl der schweren
Verläufe hängt zwar davon ab, wie hoch die Fallzahlen insgesamt sind, aber
andere Faktoren spielen hier auch eine große Rolle, zum Beispiel wie viele
Menschen aus Risikogruppen betroffen sind“, teilte ein Sprecher des
Ministeriums auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Zuletzt gab es
laut Robert-Koch-Institut wieder vermehrt Corona-Ausbrüche in Alten- und
Pflegeheimen. Ältere und Vorerkrankte sind besonders anfällig für einen
schweren Verlauf.
Der bislang vergleichsweise milde Verlauf der Pandemie dürfte nicht dazu
verleiten, die Gefahren zu unterschätzen, sagt Uwe Janssens, Präsident der
DIVI. Die Belegung der Intensivbetten hänge im kommenden Winter von vielen
Faktoren ab, die im vergangenen Frühjahr kaum eine Rolle spielten. Dazu
gehört die kommende Grippewelle – und wie stark sie angesichts der
Coronamaßnahmen einschlagen werde. Untersuchungen des Robert-Koch-Instituts
legen nahe, dass Hygienemaßnahmen, das Abstandhalten und das Tragen von
Masken auch die Verbreitung der Grippe eindämmen.
Für 2020 sei das schnelle Abklingen der Influenzaaktivität und eine um
mindestens zwei Wochen kürzere Dauer der Grippewelle auffällig gewesen,
hieß es in der RKI-Studie. Derzeit könne man noch nicht abschätzen, wie
stark die Grippewelle in der kommenden kalten Jahreszeit wüten werde, hieß
es dazu jüngst in einem RKI-Bericht. Eine starke Grippewelle würde die Zahl
der belegten Intensivbetten nach oben treiben.
19 Oct 2020
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