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# taz.de -- Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie: Schlag zwölf und kein gutes …
> Wenn sich das Kanzleramt anfühlt wie die UNO: Ewig reden, wenig
> beschließen, und gleichzeitig wissen, dass wir eigentlich viel mehr
> brauchen.
Bild: „...sonst wird das kein gutes Ende nehmen“, Merkel bei einer Presseko…
Ich bin ein großer Freund der Routine. Beim Essen sitze ich immer am selben
Platz, ich arbeite seit 27 Jahren für dieselbe Zeitung. Deshalb hat mich
die [1][Absage der diesjährigen UN-Klimakonferenz] schwer getroffen. Mir
fehlt einfach irgendwie die Routine zum Jahresende aus mieser Stimmung,
schlechten Essen und nichts sagenden Beschlüssen.
Nur am Mittwochabend war es plötzlich so wie bei der UNO. Erst warteten wir
stundenlang auf eine Entscheidung. Dann traten die VerhandlerInnen (eine
aus einem Industrieland, einer aus dem armen Osten, einer aus dem Globalen
Süden) vor die Kameras. Und sagten, was man bei UN-Gipfeln so formuliert:
The time to act is now!
Allen voran natürlich [2][Markus Söder]: „Vielleicht ist es gar nicht fünf
vor zwölf, sondern Schlag zwölf, um jetzt die Weichen richtig zu stellen.“
Ich dachte an die Feuer, die gerade mitten in einer Rekorddürre Kalifornien
niederbrennen. An unsere heimischen Hitzesommer mit gesperrten Wäldern und
Parks, weil den sterbenden Bäumen die Äste abfallen. Und an das halbherzige
Klimapaket der Bundesregierung. „Ob das reicht, ist meiner Meinung nach
offen“, sagte Söder.
## „Das wir kein gutes Ende nehmen“. Das denke ich auch oft.
Dann kam Angela Merkel: „Meine Unruhe ist mit dem heutigen Tag noch nicht
weg“, sagte die Bundeskanzlerin. Ich dachte an die Rückkehr des
Forschungsschiffs „Polarstern“ aus der Arktis, wo das Forscherteam „dem E…
beim Sterben zugesehen hat“, wie ein Experte sagte. Und an die Berichte von
einem Nordpolsommer, der 10 Grad zu warm war. Wenn die Anstrengungen nicht
ausreichten, dann müsse „nachgeschärft“ werden, „sonst wird das kein gu…
Ende nehmen“, sagte Merkel.
Mir fiel das [3][Gutachten ein, das Fridays for Future am Montag
vorgestellt hatten]: Um das 1,5-Grad-Ziel zu halten, müsse Deutschland CO2
siebenmal teurer machen, Häuser viermal schneller sanieren und Ökostrom
viermal stärker ausbauen. Sonst nimmt das kein gutes Ende mit den 1,5 Grad.
Später meldete sich Kanzleramtsminister Helge Braun: „Ein wichtiger
Schritt, aber nicht ausreichend.“ Ich dachte an den Vorschlag auf dem
EU-Gipfel am Donnerstag, die CO2-Emissionen bis 2030 um 55 oder 60 Prozent
zu senken. Und daran, dass es für 1,5 Grad eigentlich minus 85 Prozent sein
müssten.
Schließlich ergriff Michael Müller das Wort. Der Regierende Oberberliner
wetterte: „Was können wir eigentlich noch tun, um jedem begreiflich zu
machen: Wir sind in einer weltweiten Krise. Und in einer weltweiten Krise
gibt es Einschränkungen.“
Ich dachte daran, dass Australien gerade die Hälfte seiner Korallen im
Great Barrier Riff als tot meldet. Und an Einschränkungen in Form von
verbotenen Ölheizungen, Inlandsflügen und Verbrennungsmotoren. Wohltuende
Routine umgab mich.
Dann aber sagte Müller: 80 bis 90 Prozent der Bevölkerung „verhalten sich
sehr verantwortungsbewusst“. Moment mal, dachte ich: Reden die vielleicht
gar nicht vom Klima?
16 Oct 2020
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## AUTOREN
Bernhard Pötter
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