# taz.de -- Corona-Alarmzustand in Spanien: Eine Krise braucht Demokratie | |
> Die spanische Regierung hat sich auf die zweite Corona-Welle wider | |
> besseres Wissen nicht vorbereitet – weder gesetzlich, noch im | |
> Gesundheitswesen. | |
Bild: Intensivpfleger in einem Krankenhaus in Madrid | |
Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez hat angesichts der [1][zweiten | |
Coronawelle] erneut den Alarmzustand – einen zivilen Ausnahmezustand – | |
ausgerufen. Anders als im Frühjahr soll es keinen vollständigen Lockdown | |
geben, sondern nur nächtliche Ausgangssperren und – falls notwendig – | |
Einschränkungen in der Mobilität. Sicher, die Zahlen zeigen, dass | |
drastische Schritte notwendig sind. Doch das Problem ist das Warum und das | |
Wie dieses Ausnahmezustandes. | |
Die jetzige Situation war vorherzusehen. Doch die Regierung ließ fast acht | |
Monate verstreichen, ohne die Gesetzeslage so anzupassen, dass gezielte | |
Eingriffe ohne Ausnahmezustand für ein ganzes Land möglich sind. Hinzu | |
kommt, dass Sánchez Corona-Hilfsgelder an die Regionen vergab, ohne zu | |
überprüfen, wohin sie fließen. [2][Madrid] etwa hat 1,7 Milliarden Euro | |
bezogen, ohne, wie zugesagt, das Netz der Kontaktverfolger auszubauen oder | |
zusätzliches Personal im Gesundheitswesen anzuheuern. | |
Ende der Woche wird die Regionalregierung in Madrid mit großer | |
Marketingshow ein neues Pandemiekrankenhaus eröffnen. Es hat mehr als 50 | |
Millionen Euro gekostet. Es ist ein Krankenhaus ohne eigenes Personal. Die | |
notwenigen Ärzte und Pfleger werden aus anderen Hospitälern abgezogen. Das | |
verschärft die angespannte Lage noch. | |
Anders als im Gesetz vorgesehen, will Sánchez den Ausnahmezustand nicht | |
alle zwei Wochen vom Parlament verlängern lassen. Er will gleich sechs | |
Monate. Und es ist zu befürchten, dass ihm die Mehrheit im Parlament diesen | |
Gefallen tut. Die Möglichkeit schwerwiegender Einschränkungen von | |
Grundrechten, wie dem der Bewegungsfreiheit, bis Mai ohne parlamentarische | |
Kontrolle – Demokratie muss anders aussehen, auch in einer Krise. | |
Mit dem Alarmzustand will Sánchez zurück zu den Zahlen von Anfang Juli, als | |
tagelang keine Covid-Toten zu beklagen waren. Damals hatten es | |
Regionalregierungen und Sánchez eilig, das Land zu öffnen, um die | |
[3][Sommersaison im Tourismus] zu retten. Jetzt sterben wieder 200 | |
Patienten täglich. Und das alles wegen einer Handvoll Euro. | |
26 Oct 2020 | |
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## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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