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# taz.de -- Kritik von Bücherei-Mitarbeitenden: Hochrisikogebiet Bücherei?
> Ein Mitarbeiter der öffentlichen Bibliotheken schlägt per Twitter
> Corona-Alarm. Kultursenator Klaus Lederer verspricht, sich zu kümmern.
Bild: Bücher in der AGB am Halleschen Tor
Die Fragen wurden schon während des Lockdowns im Frühjahr debattiert: Wer
ist systemrelevant? Und müssen sich Systemrelevante jedem Infektionsrisiko
aussetzen? Ein anonymer Twitterer hat sie neu aufgeworfen: Der Mann, der
als Informatiker bei Berlins öffentlichen Bibliotheken tätig ist, prangert
in einem [1][an Kultursenator Klaus Lederer (Linke) gerichteten Thread] zu
hohe Risiken in den Büchereien an.
Gepostet hat der Mann, der sich „Bücherschubser“ nennt, seine Kritik
privat, unterschrieben ist sie allerdings mit „Ihre Mitarbeitenden der
Berliner Öffentlichen Bibliotheken“. Deren Arbeitssituation, so der
„Bücherschubser“, passe nicht zum wachsenden Infektionsrisiko: „Mit jedem
Tag, wo wir Dienst nach Vorschrift machen, Veranstaltungen planen und eine
Normalität durchscheinen lassen wollen, die es so nicht gibt, fühlen wir
uns unsicherer.“
Trotz aller Hygieneregeln gebe es mittlerweile mehr Corona-Infizierte unter
den KollegInnen als im März. Die Räume würden nicht mit Luftreinigern
ausgestattet, stattdessen „sitzen wir in kalten Bibliotheken mit
‚Lüftungskonzepten‘ bei Temperaturen unter 18°C.“ In Zeiten, „wo wir …
von unnötigen Reisen und dem Verlassen der Wohnung Abstand nehmen sollen,
fahren wir Angestellte täglich durchs oder ins Risikogebiet im z. T. vollen
ÖPNV, um den Bürger*innen ihr ‚Wohnzimmer der Stadt‘ zu öffnen“.
Das klingt, als würden sich die Angestellten am liebsten sofort zu Hause
einschließen. Der Appell an den Senator liest sich aber schon wieder etwas
versöhnlicher: Man sei ihm für „die tolle Zusammenarbeit“ dankbar, er sol…
nur bitte bei den künftigen Beratungen im Senat „genauso fürsorglich an uns
Kultur- und Bildungsvermittler“ denken, wie er es gerade im laufenden Jahr
„immer getan“ habe.
Tatsächlich antwortete Lederer prompt: „Was ich tun kann, werde ich tun.“
Sein Einfluss beschränke sich aber in erster Linie auf die Zentral- und
Landesbibliothek (ZLB). Dort versuche man, „Standards und Hygienekonzepte
so zu gestalten, dass die Kolleg*innen so sicher wie möglich sind“. Wo die
Bezirke Personalverantwortung hätten, unterstütze man „nach Möglichkeit“.
Nachdem die öffentlichen Bibliotheken im März komplett dichtgemacht worden
waren, [2][begann Anfang Mai ein Öffnungsprozess], bei dem anfangs nur ein
Abholservice für Onlinebestellungen angeboten wurde. Mittlerweile wurden
viele Nutzungsmöglichkeiten wieder hergestellt, allerdings in deutlich
abgespeckter Form.
So bietet die Amerika Gedenkbibliothek (AGB) am Halleschen Tor aktuell
gerade einmal 49 Arbeitsplätze an, an denen sich NutzerInnen mit Büchern
oder dem eigenen Laptop niederlassen können. Ohne Corona gebe es ein
Vielfaches an Plätzen, sagt ZLB-Sprecherin Anna Jacobi. Auch ziehe man
aktuell in Erwägung, ein Online-Buchungssystem für diese Plätze
einzurichten, um den Andrang besser zu kontrollieren.
„Das werden einige wohl als Einschränkung erleben“, so Jacobi, „aber
derzeit bilden sich mittags oft lange Schlangen vor unseren beiden
Häusern.“ Die maximale NutzerInnen-Zahl sei in der AGB im September oft
erreicht worden.
Was die Sicherheit der Mitarbeitenden angehe, habe sie persönlich nicht den
Eindruck, dass die Stimmung kippe. Die ZLB nehme es mit den geltenden
Hygienekonzepten sehr genau. Für die NutzerInnen gelte eine durchgehende
Maskenpflicht, und die Angestellten, die an den durch Spuckschutzwände
geschützten Arbeitsplätzen nicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes
verpflichtet seien, könnten dies freiwillig tun. „Und die meisten tun das
auch“, so Jacobi zur taz.
21 Oct 2020
## LINKS
[1] https://twitter.com/buch_schubser/status/1318286308893200386
[2] /Bibliotheken-in-Berlin-oeffnen-wieder/!5681367
## AUTOREN
Claudius Prößer
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