# taz.de -- Petition zu unfairer Rentenzahlung: Keine Rente mehr für den toten… | |
> Eine Rentnerin erhält weniger Rente, weil sie den Versorgungsausgleich | |
> für ihren Ex-Mann zahlen muss – obwohl dieser verstorben ist. | |
Bild: Im Alter für den toten Mann bezahlen – willkommen in Deutschland | |
Margitta Lüdtke aus der Kleinstadt Frankenthal in Rheinland-Pfalz hat mit | |
dem Internet eigentlich wenig am Hut. Auch das Phänomen „Online-Petition“ | |
entdeckte sie eher durch Zufall. Als sie sah, für was Bürger:innen sich | |
dort einsetzen – zum Beispiel gegen Barschließungen oder auch für mehr | |
Hundeauslaufstellen –, wollte sie ebenfalls aktiv werden. Ihr Anliegen ist | |
jedoch etwas komplizierter: Es geht um ihre Rente. [1][Die Pfälzerin zahlt | |
Geld an ihren Ex-Mann, der mittlerweile verstorben ist.] | |
Werden Ehen geschieden, tritt der Versorgungsausgleich in Kraft. Er sorgt | |
dafür, dass während der Ehe erworbene Versorgungsansprüche (zum Beispiel | |
für Renten) gleichmäßig auf beide Ex-Partner:innen aufgeteilt werden. Die | |
Ansprüche beider Eheleute werden einander angeglichen, indem beide die | |
Hälfte an die jeweils andere Partei abtreten. Der Gedanke dahinter ist, | |
dass während der Ehe geleistete Tätigkeiten wie Pflege-, Erziehungs- und | |
Bildungsarbeit unbezahlt sind und nicht steuerlich erfasst werden. | |
Deshalb entstehen daraus auch keine Rentenansprüche. Im Falle einer | |
Trennung kann das zu Altersarmut führen. Der 1976 eingeführte | |
Versorgungsausgleich sollte dies besser regeln. Damals betraf das Gesetz | |
hauptsächlich Frauen, die nicht als Verliererinnen aus einer | |
„Einverdienerehe“ gehen sollten. Im Fall von Margitta Lüdtke sind die | |
Verhältnisse umgedreht: Während ihrer Ehe verdiente sie mehr Geld als ihr | |
Ehemann. | |
Nach ihrer Trennung 1981 entschied das Familiengericht, dass sie einen | |
Teil ihrer Rentenansprüche abtreten muss. Margitta Lüdtke fällt noch unter | |
die alte Gesetzesregelung, bei der die Hälfte dessen, was sie mehr verdient | |
hat, an ihren Ex-Mann geht. Als dieser 2017 verstarb, war sie sich sicher, | |
dass mit seinem Ableben auch ihre Rentenabgaben enden würden. Doch dem war | |
nicht so, sie muss weiterhin die Abgaben zahlen. Das führt dazu, dass sie | |
jährlich 1.000 Euro weniger Rente erhält. | |
## Niemand scheint von dem Geld zu profitieren | |
Frau Lüdtke ist schockiert. Sie versteht die Regelung nicht, denn niemand | |
scheint von ihrem Geld zu profitieren. Auch die Hinterbliebenen können die | |
Rentenpunkte nicht erben, das ist zivilrechtlich nicht möglich. Stattdessen | |
geht das Geld an den zuständigen Versorgungsträger. Nach dem Tod bleiben | |
Rentenkontos dort bestehen. | |
Müssen etwa nach dem Ableben Witwen-, Witwer- oder Waisenrenten gezahlt | |
werden, wird das Geld aus diesem Topf verwendet. Doch auch wenn dies nicht | |
der Fall ist, geht das Geld an den Versorgungsträger. In den meisten Fällen | |
sind die Betroffenen damit einverstanden, ihre Rente zu teilen, um dem oder | |
der Ex ein Auskommen zu ermöglichen. Doch die Fortführung der Zahlung nach | |
dem Ableben empfinden die meisten als unfair. | |
Schon vor Margitta Lüdtkes Petition gab es Versuche, gegen das Gesetz | |
vorzugehen. So [2][berichtet die B.Z. von einem Berliner Rentner], der es | |
bereits geschafft hat, das Geld einzuklagen. Damit dies funktioniert, muss | |
der Versorgungsausgleich nach altem Recht, also von vor 2009, erfolgt sein. | |
Zudem muss sich der Wert der Rente geändert haben, zum Beispiel durch eine | |
Mütterrente. Auf Margitta Lüdtke scheint all dies jedoch nicht zuzutreffen. | |
Ein Richter des Familiengerichts hat ihr von einem Verfahren abgeraten. | |
20 Oct 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.openpetition.de/petition/online/rueckbuchung-von-rentenpunkten-… | |
[2] https://www.bz-berlin.de/berlin/tempelhof-schoeneberg/berliner-rentner-muss… | |
## AUTOREN | |
Leonard Maximilian Schulz | |
## TAGS | |
Rente | |
Online-Petition | |
Ehe und Familie | |
Tod | |
Rentenpolitik | |
Schwerpunkt Feministischer Kampftag | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Doppelte Besteuerung der Rente: Letzte Warnung der Finanzrichter | |
Noch ist die Rentenbesteuerung nicht verfassungswidrig, entschied der | |
Bundesfinanzhof. Doch bei künftigen Klagen könne das schnell anders | |
aussehen. | |
Frauen in der Altersarmut: Wenn das Leben eng wird | |
Viele Frauen erhalten im Alter so wenig Geld, dass es für den Alltag kaum | |
reicht. Wie gehen sie damit um? Ein Besuch bei drei Rentnerinnen. | |
Familienrechtlerin über Scheidungsrecht: "Trennungen werden gerechter" | |
Ab 1. September gelten neue Regelungen für Ehetrennungen. Expartner können | |
Geld nicht mehr so leicht zur Seite schaffen und vor allem Frauen | |
profitieren, so die Familienrechtlerin Ingeborg Rakete-Dombek | |
Versorgungsausgleich im Scheidungsfall: Betriebsrente für die Ex | |
Bei Betriebsrenten erhält die Ex ein eigenes Konto. Justizministerin | |
Zypries: Geschiedene Frauen, die während der Ehe auf einen Job verzichtet | |
haben, werden profitieren. |