# taz.de -- Versorgungsausgleich im Scheidungsfall: Betriebsrente für die Ex | |
> Bei Betriebsrenten erhält die Ex ein eigenes Konto. Justizministerin | |
> Zypries: Geschiedene Frauen, die während der Ehe auf einen Job verzichtet | |
> haben, werden profitieren. | |
Bild: Die Gesetzesänderungen "beseitigen jahrzehntealte Defizite, unter denen … | |
BERLIN taz Anwälte haben die Neuregelung des sogenannten | |
Versorgungsausgleichs begrüßt. Demnach soll in Zukunft die Altersvorsorge | |
für geschiedene Frauen gestärkt werden. Die Gesetzesänderungen "beseitigen | |
jahrzehntealte Defizite, unter denen Frauen gelitten haben", erklärte die | |
Präsidentin des Deutschen Juristinnenbundes, Jutta Wagner. Die | |
Bundesregierung hatte am Mittwoch den Entwurf eines Gesetzes beschlossen, | |
nachdem Ansprüche auf Altersversorgungen im Falle der Scheidung anders | |
aufgeteilt werden. | |
Die Reform betrifft vor allem Anwartschaften auf Betriebsrenten und private | |
Renten. Künftig sollen alle Ansprüche auf Altersvorsorge, die Männer und | |
Frauen während der Ehezeit erworben haben, zum Zeitpunkt der Scheidung | |
gesplittet werden. Dies bedeutet, dass etwa eine Frau, die sich um die | |
Kinder gekümmert und wenig gearbeitet hat, zum Zeitpunkt der Scheidung die | |
Hälfte der Ansprüche, die ihr Mann beispielsweise in einer Betriebsrente | |
erworben hat, zugesprochen bekommt. Beim Versicherungsträger erhält sie ein | |
eigenes Konto. Die Anwartschaft des Mannes vermindert sich entsprechend. | |
Gleiches gilt für eine private Rentenversicherung. | |
Bisher konnten Ansprüche aus betrieblicher und privater Rente oft erst zum | |
Zeitpunkt des Ruhestandsbeginns von der Geschiedenen geltend gemacht | |
werden. Für Exfrauen, die schon jahrelang keinen Kontakt mehr zum Mann | |
hatten, war es dann aber oft zu mühsam, sich erneut mit ihrem verflossenen | |
Gatten auseinanderzusetzen, um ihren Anteil etwa aus einer betrieblichen | |
Rente einzufordern. "Manchen Frauen musste ich regelrecht Mut machen, ihren | |
Anspruch dann auch wahrzunehmen", erzählt Wagner. | |
Bislang galt zudem die Regel, dass zum Zeitpunkt der Scheidung während der | |
Ehezeit erworbene Ansprüche aus unterschiedlichen Versorgungen | |
gegeneinander verrechnet werden konnten. Um diese Ansprüche vergleichbar zu | |
machen, rechnete man sie in fiktive Anwartschaften gegenüber der | |
gesetzlichen Rentenversicherung um. Die Wertedifferenz wurde dann bei | |
Ruhestandsbeginn von den Rentenkassen ausgezahlt. Da die gesetzliche Rente | |
bei gleichem Kapitaleinsatz aber am Ende weniger Geld ergibt als eine | |
private Altersvorsorge, resultierten daraus - meist für die Frauen - | |
erhebliche Nachteile. Diese Art der wechselseitigen Verrechnung wird nun | |
überflüssig. | |
"Vor allem der Ehepartner, der im Interesse der Familie ganz oder teilweise | |
seine eigene Erwerbsarbeit zurückstellt, wird von der Reform profitieren, | |
gerade bei langjährigen Ehen. Das sind häufig die Frauen", sagte | |
Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD). "Bagatellausgleiche" mit | |
sehr geringen Ansprüchen sollen allerdings nicht vorgenommen werden. | |
Unternehmer befürchten dennoch einen höheren Bürokratieaufwand durch das | |
neue Gesetz, das im nächsten Jahr in Kraft treten soll. | |
Bei der Aufteilung der Ansprüche aus der gesetzlichen Rentenversicherung | |
ändert sich durch das Gesetz nichts. Hier werden zum Zeitpunkt der | |
Scheidung die erworbenen Anwartschaften zwischen den Ehegatten gesplittet | |
und anteilig beispielsweise dem Rentenkonto der Frau gutgeschrieben. Auch | |
Kapitallebensversicherungen werden wie bisher nach dem Zeitwert aufgeteilt. | |
22 May 2008 | |
## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
Barbara Dribbusch | |
## TAGS | |
Rente | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Petition zu unfairer Rentenzahlung: Keine Rente mehr für den toten Ex | |
Eine Rentnerin erhält weniger Rente, weil sie den Versorgungsausgleich für | |
ihren Ex-Mann zahlen muss – obwohl dieser verstorben ist. |