# taz.de -- Kampf gegen die Coronapandemie: Rückschlag bei Impfstofftests? | |
> Bei der Entwicklung eines Impfstoffs gibt es Probleme. Der Pharmakonzern | |
> AstraZeneca stoppt Tests, weil ein Proband offensichtlich erkrankt ist. | |
Bild: Test eines Corona-Impfstoffs – hier allerdings das Präparat eines Konk… | |
New York ap | Der internationale Pharmakonzern AstraZeneca hat Studien an | |
einem möglichen Impfstoff gegen das [1][Coronavirus] auf Eis gelegt. Grund | |
sei ein Bericht, wonach bei einem Patienten eine schwere Nebenwirkung | |
aufgetreten sei, teilte das Unternehmen am Dienstagabend (Ortszeit) mit. | |
Man prüfe nun, ob das Phänomen mit der Impfung in Verbindung stehe. Details | |
wurden nicht genannt, AstraZeneca sprach lediglich von einer | |
Routinemaßnahme wegen „einer potenziell ungeklärten Krankheit“. Der | |
Impfstoffkandidat befand sich in der dritten und entscheidenden Testphase. | |
Über die Aussetzung der Studie hatte zuerst die Nachrichtenwebsite STAT | |
berichtet. Erkrankt sei ein Proband im Vereinigten Königreich, hieß es. Ein | |
Sprecher von AstraZeneca bestätigte später einen vorübergehenden Teststopp | |
in den USA und anderen Ländern. Im August hatte der Pharmariese begonnen, | |
30.000 Probanden in Amerika für seine größte Studie an dem | |
Impfstoffkandidaten zu rekrutieren. Getestet wird das von der Universität | |
Oxford produzierte Vakzin auch an Tausenden Menschen in Großbritannien, | |
kleinere Studien gibt es in Brasilien und Südafrika. | |
Groß angelegte letzte Testphasen laufen [2][auch für zwei weitere | |
Impfstoffkandidaten]: einer wird vom Biotechnologieunternehmen Moderna in | |
Massachusetts hergestellt, der andere von der Mainzer Biopharmafirma | |
Biontech und dessen US-Partner Pfizer. Diese zwei Impfstoffaspiranten | |
wirken anders als das Mittel von AstraZeneca. | |
Temporäre Teststopps bei großen klinischen Studien gelten nicht als | |
ungewöhnlich. Untersuchungen von gravierenden oder unerwarteten Reaktionen | |
auf die Verabreichung von Mitteln ist ein unerlässlicher Teil des | |
Sicherheitsverfahrens. AstraZeneca wies im aktuellen Fall darauf hin, dass | |
das medizinische Problem auch ein Zufall sein könne. Bei Studien mit | |
Tausenden Probanden könnten alle möglichen Leiden auftreten. Man arbeite | |
nun daran, die Prüfung des Einzelfalls zu beschleunigen, um mögliche | |
Auswirkungen auf den Zeitplan der Studie zu mindern, teilte das Unternehmen | |
weiter mit. | |
## Viele offene Fragen | |
Es sei möglich, dass die ungeklärte Krankheit des Probanden ernst genug | |
sei, um eine Klinikeinlieferung nötig zu machen, sagte die | |
Wissenschaftlerin Deborah Fuller von der University of Washington. | |
Wahrscheinlich lägen keine milden Nebenwirkungen wie Fieber oder | |
Muskelschmerzen vor. Es gebe keinen Grund zum Alarmismus. Vielmehr sollte | |
es beruhigen, dass das Unternehmen die Studie aussetze, um herauszufinden, | |
was vor sich gehe. Das Vorgehen zeige, dass es die Gesundheit der | |
Testteilnehmer umsichtig im Blick behalte. | |
Angela Rasmussen, Virologin an der Columbia University in New York, | |
twitterte, dass die Krankheit womöglich nichts mit dem möglichen Impfstoff | |
zu tun habe. Genau dies sei aber der Grund, „warum wir Studien machen, ehe | |
wir einen Impfstoff für die Allgemeinheit verfügbar machen“. | |
Bei der dritten und letzten Testphase halten Experten nach jeglichen | |
Anzeichen von Nebenwirkungen Ausschau, die bei den vorangegangenen | |
Forschungen unentdeckt geblieben sein könnten. Aufgrund des Umfangs gelten | |
diese Spätstudien als wichtigster Teil des Prozederes, in dem die | |
Sicherheit des Präparats gewährleistet werden soll. | |
Erst am Dienstag hatten AstraZeneca und acht weitere Pharmakonzerne in | |
einem ungewöhnlichen Schritt gemeinsam versprochen, sich bei der | |
Entwicklung von Impfstoffen gegen das Coronavirus an die höchsten ethischen | |
und wissenschaftlichen Standards zu halten. Hintergrund sind wohl Sorgen, | |
dass US-Präsident Donald Trump die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA | |
zur Zulassung eines Mittels zwingen könnte, ehe dessen Sicherheit und | |
Wirksamkeit belegt ist. | |
9 Sep 2020 | |
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