# taz.de -- Neue Corona-Regeln in Berlin: „Ein sinnvoller Beschluss“ | |
> Das Tragen eines Mundschutzes im Bürogebäude sollte selbstverständlich | |
> sein, ist es aber nicht, sagt Verdi-Grundsatzreferent Andreas Splanemann. | |
Bild: Nun auch auf den Fluren von Bürogebäuden Pflicht | |
taz: Herr Splanemann, ab Samstag ist das Tragen von Mund-Nasen-Schutzen | |
auch in Büro- und Verwaltungsgebäuden Pflicht – in den Fluren und Aufzügen, | |
aber nicht am Schreibtisch. Ist dieser Senatsbeschluss nicht überflüssig, | |
weil das längst überall Usus ist? | |
Andreas Splanemann: Dass in Bürogebäuden Masken getragen und auch die | |
Hygieneregeln eingehalten werden, sollte längst eine Selbstverständlichkeit | |
sein. Bei uns hier bei Verdi ist das Tragen eines Mundschutzes außerhalb | |
des eigenen Büros schon seit Wochen Pflicht. Mein Eindruck ist aber, dass | |
das nicht überall der Fall ist. Deshalb ist der Senatsbeschluss sinnvoll | |
und hilft, die Schutzmaßnahmen weiter zu verbreiten. | |
Industrie- und Handelskammer und Unternehmensverbände haben den Beschluss | |
kritisiert. Die FDP-Fraktion spricht sogar von einem Eingriff in die | |
Grundrechte. | |
Das ist geradezu lächerlich. Die Coronapandemie muss ernst genommen werden. | |
Viele unserer Verdi-Mitglieder im Gesundheitsbereich berichten über die | |
Folgen, wenn sich jemand infiziert hat und auf der Intensivstation landet. | |
Man kann nur jedem raten, sich an die Vorgaben der Experten und Expertinnen | |
zu halten. | |
Wer muss dafür sorgen, dass die Vorschriften in den Bürogebäuden | |
eingehalten werden? | |
In erster Linie ist das Aufgabe des Arbeitgebers. Der Staat kann nicht | |
überall Kontrolleure vorbeischicken. Aber auch die Beschäftigten, also die, | |
die das betrifft, müssen darauf achten, dass die Regeln Akzeptanz finden. | |
Je mehr Leute sich beteiligen, desto eher haben wir eine Chance, | |
wirkungsvoll gegen die Pandemie vorgehen zu können. | |
Wie halten Sie es mit dem Mundschutz bei Ihnen im Verdi-Bürogebäude? | |
Wir tragen ihn, wenn wir außerhalb des eigenen Büros sind. Es gibt auch | |
überall Desinfektionsmittel. Noch sind wir verschont geblieben. Ich hoffe, | |
das bleibt so. | |
Veranstalten Sie noch Sitzungen und Konferenzen? | |
Oh, das ist ein großes Problem. Wie überall spielt das Digitale auch bei | |
uns eine große Rolle, aber wir können nicht alles digital machen. Wir leben | |
ja davon, dass wir Konferenzen und Veranstaltungen durchführen. Langsam | |
gibt es wieder Veranstaltung bei uns im Haus, aber mit sehr stark | |
reduzierter Personenzahl. Wenn es größere Gruppen sind, dann werden auch | |
entsprechend geeignete Räume angemietet. Denn wir haben nicht so große | |
Räume, wo man sich mit größeren Gruppen treffen könnte. Da muss man auch | |
auf kommerzielle Anbieter zurückgreifen. | |
Wie groß ist die Akzeptanz bei Ihren Mitgliedern, was die Hygieneregeln | |
betrifft? | |
Soweit wir das überschauen können, halten sich die Leute daran. Wir haben | |
das jetzt auch bei den Demonstrationen und Warnstreiks in den letzten Tagen | |
gesehen. Viele gehören ja selbst zu den Risikogruppen und haben Angst. | |
Kritiker der Warnstreiks verweisen darauf, dass viele Branchen seit dem | |
Lockdown ums Überleben kämpfen: Der Staat investiere Millionen, um die | |
Wirtschaft zu stabilisieren, und Verdi fordere weniger Arbeitszeit und mehr | |
Urlaub. | |
Die Beschäftigungsbedingungen in vielen Bereichen des öffentlichen | |
Dienstes, auch in den Krankenhäusern, sind nicht gut. Viele Stellen sind | |
nicht zu besetzen, weil Leute fehlen, die bereit sind, diese Aufgaben zu | |
machen. Busfahrer sind ebenso schwer zu finden wie Pflegepersonal. | |
30 Sep 2020 | |
## AUTOREN | |
Plutonia Plarre | |
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Michael Müller | |
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