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# taz.de -- Steigende Coronazahlen in Frankreich: Fünf Stunden anstehen für T…
> In Frankreich wird viel mehr getestet als zuvor. Nicht nur deshalb halten
> Statistiker die aktuell hohen Fallzahlen für erklärungsbedürftig.
Bild: Pariser Masken-Chic
Paris taz | Jeden Tag liefern in Frankreich die Gesundheitsbehörden der
Direction de la santé ihre aktualisierte Statistik. Diese vermittelt ein
quantifiziertes Bild einer Entwicklung, die vorerst keinen Anlass gibt zu
viel Optimismus: Derzeit werden täglich rund 10.000 zusätzliche Infektionen
innerhalb von 24 Stunden gemeldet, mehr als viermal mehr als in Deutschland
zur selben Zeit.
[1][Die Bürgerinnen und Bürger finden in mehreren Medien jede Menge Zahlen
zur aktuellen Entwicklung der Pandemie]. Vielleicht wäre eine
Gebrauchsanweisung zur Beurteilung dieser statistischen Angaben von Nutzen.
Denn: Was genau sagen die Zahlen aus, und was soll man daraus für das
individuelle und kollektive Verhalten ableiten?
Da ist etwa am Dienstag zu lesen: Mit 5.616 CovidpatientInnen in
Krankenhauspflege, davon 919 in Intensivstationen, wird eine wöchentlich
zunehmende Tendenz konstatiert. Sind mehr als 13.200 Neuinfektionen, wie am
Wochenende binnen 24 Stunden gemeldet, in ganz Frankreich besonders viel?
Oder ist das bloß das Ergebnis der vervielfachten Zahl von Tests?
Zumindest warnen Statistiker, die Zahl der bestätigten Fälle in Frankreich
sei mit Vorsicht zu interpretieren. Denn ab Ende Mai wurde die Zählmethode
geändert, überdies sei die Zahl der Tests pro Woche von 200.000 Anfang Juni
auf mehr als eine Million Anfang September gestiegen.
Zudem mussten die kürzlichen Zahlen relativiert werden, denn ein großes
Krankenhaus in der Pariser Region hatte seine Dossiers nicht an die
Zentrale weitergeleitet. In der Folge gab es einen sprunghaften Anstieg der
Statistik der Todesfälle, der allein betrachtet zur Einschätzung der
Entwicklung, die schon dramatisch genug ist, trügen könnte.
## Bars und Cafés müssen vielerorts früher schließen
Lokal haben jedenfalls schon einige Städte ihre bisherigen Restriktionen
verschärft. Von privaten Feiern und Treffen mit mehr als 10 Personen wird
dringend abgeraten. In Städten wie Nizza, Marseille oder Bordeaux müssen
Bars und Cafés früher schließen.
Neue Regeln gibt es auch für die Schulen: Seit dem Wiederbeginn des
Unterrichts Anfang September waren Dutzende von Schulklassen schon wegen
vereinzelter Covidfälle oder bloßem Verdacht geschlossen worden. Nun hat
Frankreichs Erziehungsminister klare Leitlinien herausgegeben: Erst wenn in
einer Klasse drei Kinder oder Jugendliche aus verschiedenen Familien
positiv getestet wurden, muss die Klasse geschlossen werden.
Die Tests sind in Frankreich jedoch ein Problem für sich: Wie dies seit
Wochen behördlich empfohlen wird, wollen oder müssen sich sehr viele Leute
in den privaten Labors oder den speziell dazu eingerichteten Stellen testen
lassen. Doch das Angebot hält bei dieser enormen Nachfrage nicht mit. Vor
den Testzentren bilden sich Warteschlangen, das Anstehen kann bis zu fünf
Stunden dauern, die Testergebnisse werden oft vier Tage später versprochen.
Die Ankündigung, PatientInnen mit Covidsymptomen und einer ärztlichen
Verordnung hätten Priorität, wird nicht eingehalten.
Der Direktor der Gesundheitsbehörden der Hauptstadtregion, [2][Aurélien
Rousseau, behauptete in der Sonntagszeitung Journal du dimanche], es gebe
seit August eine Internetplattform, dies es den Ärzten ermögliche, ihren
potenziell mit Coronavirus infizierten PatientInnen einen Vorrang bei den
PCR-Tests zu geben. Mehrere von der taz befragte AllgemeinpraktikerInnen
sagen allerdings, davon sei ihnen nichts bekannt. Oft dauere es in
Wirklichkeit bis zu acht Tage, um in einem Labor in Paris einen Termin für
den Test zu erhalten.
22 Sep 2020
## LINKS
[1] https://www.francetvinfo.fr/sante/maladie/coronavirus/infographies-covid-19…
[2] https://www.lejdd.fr/Societe/Sante/le-directeur-de-lars-dile-de-france-il-f…
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
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Lesestück Recherche und Reportage
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