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# taz.de -- Aufarbeitung des Wirecard-Skandals: Dubioser Aktienhandel
> Im Finanzausschuss des Bundestages kommen immer neue Details zum
> Bilanzskandal und zur Bankenaufsicht Bafin heraus.
Bild: Felix Hufeld, Präsident der Bafin, vor der Sondersitzung des Finanzaussc…
Berlin taz Die Abgeordneten des Bundestags bohren weiter in der Affäre um
das gescheiterte Finanzunternehmen Wirecard – und fördern neue Details zu
dem größten [1][Betrugsfall der jüngeren deutschen Wirtschaftsgeschichte]
zutage. Die Fragen der Mitglieder des Finanzausschusses betreffen vor allem
die Rolle der Bundesregierung und ihrer Behörden.
Diese haben Wirecard auch dann noch gefördert, als längst ein klarer
Verdacht auf unsaubere Machenschaften bestand. Außerdem haben sie bei der
Aufdeckung der eklatanten Probleme dann offensichtlich versagt.
Statt das Ausmaß des Betrugs ans Licht zu zerren, haben die Mitarbeiter der
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) anscheinend ihr
Wissen um die Probleme des Unternehmens für persönliche Spekulationen
genutzt – das ist jedenfalls der Eindruck, der [2][nach den Befragungen am
Montag und Dienstag] entstanden ist. Die Beschäftigten der Bafin haben
gerade in der Zeit, als die Verdachtsmomente sich häuften, keine Aktie so
stark selbst gekauft und verkauft wie Wirecard.
Bafin-Chef Felix Hufeld sieht darin kein Fehlverhalten: Die Geschäfte der
eigenen Mitarbeiter seien korrekt gemeldet worden. Die Opposition hält
dennoch in diesem Bereich Reformen bei der Finanzaufsicht für nötig. Ein
„instinktloses Signal“ nennt Florian Toncar, der finanzpolitische Sprecher
der FDP-Fraktion, die Eigengeschäfte der Aufseher.
## Untersuchungsausschuss kommt
Die Grünen, die FDP und die Linke wollen in der kommenden Woche gemeinsam
einen Untersuchungsausschuss zum Thema Wirecard anschieben. Kernthema wird
sein, wie [3][die Bafin den riesigen Betrug so lange übersehen] konnte. Die
Behörde hatte zwar 2019 eine Untersuchung zu Wirecard angestoßen; diese
wurde jedoch von einem einzelnen Mitarbeiter in einem privaten Verein
übernommen. Von der Größenordnung der verschwundenen Summen erfuhr die
Finanzaufsicht erst nach dem Insolvenzantrag aus der Presse.
In den Bilanzen des Unternehmens fehlen nach derzeitigem Stand 2,8
Milliarden Euro. Die Bafin gab derweil an, für das Unternehmen nicht
zuständig gewesen zu sein, weil es keine Bank ist. Stattdessen war nach
ihrer Ansicht die Bezirksregierung von Niederbayern zuständig. Die
Wirtschaftsprüfer von Wirecard, die Firma Ernst & Young, hatte sich mit
einem Geldwäscheverdacht daher auf der Suche nach der zuständigen Stelle
dorthin gewandt.
Doch eine Prüfung durch die örtlichen Beamten blieb ohne Ergebnis. Zugleich
hat die Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen (FIU) in Köln
entsprechende Meldungen an das Landeskriminalamt in München weitergeleitet.
Die entsprechenden Ermittlungen wurden jedoch nach nur zwei Monaten im
April 2019 eingestellt.
## Alle getäuscht
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat zudem bei einer Chinareise für eine
Marktöffnung [4][für Wirecard geworben]. Auch das war Thema der Sitzungen
des Finanzausschusses. „Bei der Gewährung exklusiver Zugänge für Wirecard
war die Regierung offensiv, obwohl sie defensiv hätte sein müssen“, beklagt
sich der grüne Bundestagsabgeordnete Danyal Bayaz. Nun, bei der Aufklärung,
sei sie „defensiv, obwohl sie offensiv sein müsste“.
Es sei zu leicht, auf informellem Wege kommerzielle Anliegen bei der
Bundeskanzlerin einzubringen, sagt auch FDP-Finanzpolitiker Toncar. Bis zu
der Chinareise sei aber auch keine Zeit für eine umfassende Prüfung
gewesen. Tatsächlich haben sich auch Wirecard-Kritiker nicht träumen
lassen, dass fast das gesamte Geschäftsvolumen des Unternehmens erfunden
war.
1 Sep 2020
## LINKS
[1] /FAQ-zum-Wirecard-Skandal/!5695456
[2] /Aufarbeitung-des-Wirecard-Skandals/!5705597
[3] /Bilanzexpertin-ueber-Wirecard-Skandal/!5699372
[4] /Sondersitzung-zum-Wirecard-Skandal/!5699371
## AUTOREN
Finn Mayer-Kuckuk
## TAGS
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