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# taz.de -- Untersuchungsausschuss zu Wirecard-Pleite: Überflüssiges Gremium
> Der Untersuchungsausschuss zu Wirecard ist unnötig. Auch ohne ihn ist
> klar: Versagt haben die Wirtschaftsprüfer.
Bild: Die Grünen-Bundestagsmitglieder Danyal Bayaz und Lisa Paus nach Treffen …
Die Pleite des DAX-Konzerns Wirecard war zweifellos ein Skandal. Doch so
erstaunlich es klingen mag: Nicht jeder Skandal rechtfertigt einen
[1][Untersuchungsausschuss]. Es ist überflüssig, dass Grüne, FDP und Linke
jetzt ein [2][Extragremium zu Wirecard] einsetzen wollen.
Die Opposition spricht zwar davon, dass sie dann „noch mehr“ Zeugen
befragen und „noch mehr“ Akten einsehen könnte. Doch diese zusätzlichen
Befragungsrunden werden keine neuen Erkenntnisse zutage fördern. Die Lage
ist nämlich recht eindeutig: Das Bundeskanzleramt wusste von nichts; im
Finanzministerium wusste man nur, was in der Zeitung stand; und die
[3][Finanzaufsicht Bafin] war nicht wirklich zuständig und hat ansonsten
gepennt. An diesen bedauerlichen Tatsachen wird sich auch nichts ändern,
wenn man „noch mehr“ Zeugen befragt.
Zudem lag das zentrale Problem nicht bei der Bundesregierung – sondern bei
den Wirtschaftsprüfern. EY hat Wirecard zehn Jahre lang durchleuchtet und
die Bilanzen jedes Mal als ordnungsgemäß testiert. Wenn aber den Prüfern
nichts auffällt, ist es schwer, von außen Unregelmäßigkeiten zu entdecken.
Denn die Prüfer sind die Einzigen, die alle wichtigen Kontobewegungen
systematisch nachvollziehen. Die Regierung für die Fehler bei Wirecard
verantwortlich zu machen, ist ungefähr so, als würde man der Polizei die
Schuld geben, wenn ein Dieb einen Laden ausräumt.
Wie seltsam ein Untersuchungsausschuss zu Wirecard ist, zeigt auch ein
Vergleich mit anderen Untersuchungsausschüssen. Momentan befasst sich zum
Beispiel ein Sondergremium mit der Pkw-Maut. Und zwar völlig zu Recht. Hier
hat Verkehrsminister Andreas Scheuer schwere Fehler gemacht, die den
Steuerzahler am Ende bis zu 560 Millionen Euro kosten dürften. Es könnten
aber auch noch mehr werden.
## Blauäugige Kreditvergabe
Die Vorgänge bei Wirecard liegen hingegen völlig anders. Dort haben nicht
Minister versagt, sondern die Wirtschaftsprüfer. Und es wurden nicht die
Steuerzahler geschädigt, sondern vor allem jene Banken, die blauäugig
Kredite an Wirecard vergeben haben.
Natürlich muss die Politik auf den Skandal reagieren. Aber nicht durch
einen Untersuchungsausschuss. Stattdessen stellt sich die Frage, wie man
einen ähnlichen Betrug künftig verhindern kann. Vorschläge gibt es genug.
Um nur eine Idee zu nennen: Man könnte Whistleblower belohnen, damit sich
kritische Insider frühzeitig an die Behörden wenden. Aber um diese
Vorschläge zu diskutieren, reicht der Finanzausschuss des Bundestags völlig
aus.
1 Sep 2020
## LINKS
[1] /Aufarbeitung-des-Wirecard-Skandals/!5705597
[2] http://ID%204354121,%20MS-ID%205706693)
[3] /Bilanzexpertin-ueber-Wirecard-Skandal/!5699372
## AUTOREN
Ulrike Herrmann
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