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# taz.de -- Nachfrage nach Vinyl-Schallplatten: Rillen in der Nische
> Das erste Mal seit 1986 werden wieder mehr Vinyl-Schallplatten verkauft
> als CDs. Das meldet der US-Branchenverband der Musikindustrie.
Bild: Das meistverkaufte Album des ersten Halbjahres 2020: „Abbey Road“ von…
Die Talsohle kommerzieller Musikverlage ist durchschritten. Seit dem
Negativrekord von gut 7 Milliarden Dollar Umsatz im Jahr 2014 geht es
stetig aufwärts. Legale Downloads und vor allem [1][Streaminganbieter]
retten das Geschäft. Der aktuelle Halbjahresbericht der Recording Industry
Association of America (RIAA), des US-Branchenverbands der Musikindustrie,
[2][bestätigt diesen Trend].
Die Beendigung der jahrelangen konsequenten Realitätsverweigerung der
Labels zahlt sich also aus. Statt Hörer*innen zum Kauf physischer Tonträger
zu erpressen und die informelle Selbsthilfe der unzähligen Torrent- und
Downloadplattformen wie auch illegaler Streamingdienste mit teuren
Urheberrechtsverfahren zu überziehen, ergab man sich den neuen Playern auf
den digitalen Vertriebswegen und bekommt so wieder einen Teil des Kuchens
ab. Beileibe nicht so viel wie im besten Jahr der Branche, als 1999 allein
in den USA mehr als 22 Milliarden Dollar Umsatz erzielt wurden, aber
immerhin. Entwickeln sich die Verkäufe im zweiten Halbjahr 2020 wie im
ersten, fahren die Labels etwa die Hälfte der alten Traumumsätze ein.
Eine Überraschung enthält der Halbjahresbericht. Oder, um genau zu sein:
zwei. Die erste ist, dass das erste Mal seit 1986 wieder mehr
[3][Vinyl-Schallplatten] als CDs verkauft werden. Die zweite: Es werden
überhaupt noch CDs verkauft. Die durch Musikkassetten und Minidiscs
erzielten Umsätze werden leider nicht extra ausgewiesen.
Der Vinylerfolg findet auf vergleichsweise niedrigem Niveau statt. Sein
Anteil beträgt gerade einmal 4 Prozent. Das Wachstum am unteren Ende der
Nahrungskette ist dennoch stetig. Gut, wer einst dem Druck zum Rückbau der
Presswerke widerstanden hat. In dieser Nische haben sich einige
Spezialfirmen in den vergangenen Jahren gut einrichten können.
Der Trend ist im Übrigen nicht den Spezialinteressen der Clubkultur
geschuldet, auch wenn die den Laden in seiner tiefsten Krise am Laufen
gehalten hat. Nein, ganz gewöhnliches Publikum sehnt sich zurück zum
wohligen Knistern auf 33 Umdrehungen und ist dabei nicht sonderlich
fantasievoll. Das meistverkaufte Album im ersten Halbjahr war nämlich schon
mal die Nummer 1 1969. „Abbey Road“ von den Beatles.
15 Sep 2020
## LINKS
[1] /Zukunft-des-Radios/!5710970
[2] https://www.riaa.com/wp-content/uploads/2020/09/Mid-Year-2020-RIAA-Revenue-…
[3] /Geschichte-der-Schallplatte/!5698631
## AUTOREN
Daniél Kretschmar
## TAGS
Schallplatten
Streaming
Beatles
Lesestück Recherche und Reportage
Beatles
Schallplatten
Musikindustrie
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