Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Erpresst von Wegelagerern: Die Corona-Kids
> Die 10-jährigen Jungs aus der Nachbarschaft setzen neuerdings biologische
> Waffen ein, um ihre Forderungen durchzudrücken.
Bild: Angriff der Corona-Kids: bedrohlicher Husten
Völlig schutzlos bin ich dem Coronavirus ausgeliefert. Besser gesagt den
Corona-Kids, neben denen das echte Corona sehr zivilisiert daherkommt. Die
echten Coronaviren sind wohlerzogen und respektvoll, die bedrohen keine
unschuldigen Mitbürger lautstark mitten auf der Straße. Die machen
niemanden frontal von der Seite an.
Die unverschämten Corona-Kids schon:„Hey, Alter, wenn du nicht sofort fünf
Euro rausrückst, dann huste ich dir mitten ins Gesicht!“, brüllt der kleine
Nachbarjunge.
Kaum bin ich mit fünf Euro Lösegeld an dieser Straßensperre vorbeigekommen,
schon wartet der nächste Coronablutsauger auf mich.
„Sofort eine große Schokolade her, du Opfer! Sonst hetze ich alle meine
Coronaviren auf dich!“
Bei Allah, was hast du denn bloß für ungerechte Viren auf die Menschheit
losgelassen, die 10-jährige freche Kids völlig ungeschoren davonkommen
lassen, aber rechtschaffene, gesetzestreue Männer im besten Alter
reihenweise krepieren lassen?!
Mehr noch, sie kommen nicht nur ungeschoren davon, die frechen 10-jährigen
Kids, sie mutieren sogar zu völlig rücksichtslosen Wegelagerern.
Die brauchen dafür nicht mal irgendwelche Waffen. Die hocken einfach auf
der Straße rum und jonglieren mit ihren Killerviren im Mund.
„Fünf Euro her! Oder du bist tot, alter Mann!“
„Kinder, ihr macht einen großen Fehler. Ich bin nicht so alt, wie ich
aussehe“, lüge ich notgedrungen.
„Red keinen Mist, Alter! Du bist mindestens 100 Jahre alt. Wenn nicht sogar
200!“
„Außerdem habe ich kein Geld mehr. Eure Kollegen haben mir alles
abgeknöpft.“
„Gib den Wagenschlüssel als Pfand her, Alter. Wenn du nicht morgen mit dem
Geld antanzt, bist du tot!“
So in die Enge getrieben laufe ich schnurstracks zu Mahmut in den Keller
und besorge mir einen hübschen, gefälschten Pass.
Am nächsten Tag warten die Wegelagerer mit ihren eingebauten biologischen
Waffen im Anschlag sehnsüchtig auf mich.
„Geld her, oder ich huste dir mitten ins Gesicht, alter Mann!“
„Ihr Parasiten! Ich sagte doch, ich bin nicht so alt, wie ich aussehe. Hier
ist mein Pass.“
„Boah, krass, ey. Der alte Knacker ist erst 25 Jahre alt.“
„Der muss aber ein Scheißleben gehabt haben, wenn er mit 25 älter aussieht
als Donald Trampf“, meint der andere.
„Gebt endlich meinen Schlüssel zurück, Ihr Gauner“, rufe ich.
„Hier hast du deinen Schlüssel, Alter. Zur Sicherheit huste ich dir
trotzdem mal ordentlich ins Gesicht: Öhh-hööö, ööhhh-hööööö...“
Mit dem falschen Pass konnte ich die Corona-Kids reinlegen. Aber ob ich
damit auch die Coronaviren reinlegen kann?
28 Aug 2020
## AUTOREN
Osman Engin
## TAGS
Kolumne Alles getürkt
Erpressung
Kinder
Schwerpunkt Coronavirus
Satire
Kolumne Alles getürkt
Kolumne Alles getürkt
Kolumne Alles getürkt
Kolumne Alles getürkt
## ARTIKEL ZUM THEMA
Schluckauf beim bösen Wort: Die Corona-Allergie
Der Kolumnist kommt aus dem Hicksen nicht mehr raus. Er hat einen
coronabedingten Schluckauf, gegen den nichts helfen will.
Köfte in weiter Ferne: Der Corona-Hunger
Endlich ging ich mal wieder ins Restaurant, um mein Lieblingsessen zu mir
zu nehmen. Aber der Kellner wollte mir etwas anderes verkaufen.
Gemeingefährliche Türklinken: Der Corona-Putz
Meine Frau beschloss, den Coronaviren durch eine Putzaktion auf den Leib zu
rücken. Doch das ging nach hinten los.
Besondere Zeiten, besondere Maßnahmen: Der Corona-Wachhund
Unser Hausmeister hat wegen Corona eine Hundehütte in den Vorgarten gebaut.
Erst habe ich ihn nicht verstanden. Dann schon.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.