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# taz.de -- Berliner Bäder: „Die Party fällt dieses Jahr aus“
> Für die Prinzenbad-Cafeteria war die Sommersaison mau. Im Vergleich zu
> anderen hätten sie aber noch Glück gehabt, sagen die Betreiber Daggi und
> Matze.
Bild: So war es dieses Jahr nicht: Terrasse im Prinzenbad im Sommer 2019
taz: Daggi und Matze, wie war die Sommersaison für eure Cafeteria im
Prinzenbad Kreuzberg?
Matze: Da wir das meistbesuchte Bad in Berlin sind, hatten wir noch Glück.
Es hat uns nicht ganz so schlimm getroffen wie die Gastronomiebetriebe in
anderen Sommerbädern. Ich habe gehört, dass viele Insolvenz angemeldet
haben.
Das heißt, trotz coronabedingter Einlassbeschränkungen seid ihr auf der
sicheren Seite?
Matze: Leider nicht. Das ist alles Horror. In Zahlen ausgedrückt hatten wir
ungefähr 28 Prozent des Umsatzes der letzten zwei Jahre. Wahrscheinlich
haben wir noch nicht mal unsere Kosten reinbekommen, abgerechnet wird aber
erst zum Schluss.
Ihr könntet bei den Berliner Bäder Betrieben beantragen, euch die Miete zu
stunden.
Matze: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Das muss man ja auch wieder
reinholen. Es kann sein, dass das unsere letzte Saison war.
Daggi: Natürlich kann man mit Krediten die Öffnung der nächsten Saison
finanzieren, aber ich werde nächsten Monat 63. Würde es noch ein Coronajahr
geben, wären wir verschuldet und ich wüsste nicht, wie ich das regeln
sollte.
Das Prinzenbad ohne Daggi und Matze? Kaum vorstellbar.
Matze: Das sagen viele. Aber ich sag mal so: Jeder ist ersetzbar, egal in
welcher Branche und in welchem Milieu.
Daggi: Wir würden sehr gern weitermachen! Aber Matze kann nicht alles auf
seine Schultern laden. Das, was er dieses Jahr geleistet hat, war schon
überirdisch: 13 Stunden mit einer Maske zu arbeiten und immer gut gelaunt –
allerhöchsten Respekt!
Welche Gäste habt ihr vermisst?
Matze: Wir haben eine Menge Leute vermisst. Die Älteren, die Jugendlichen,
die Kinder. Ein paar vereinzelte Kinder waren mit ihren Eltern da. Auch die
über 20-Jährigen haben gefehlt. Wir haben wirklich Glück, dass wir so viele
Stammgäste haben.
Daggi: Ich würde mir wünschen, den älteren Menschen das Buchen leichter zu
machen. Vielleicht einen Service in nahegelegenen Zeitungsläden, wo Leute
auch cash Karten für das jeweilige Bad kaufen können.
Normalerweise findet am letzten Tag im Prinzenbad immer eine kleine
Abschiedsfeier mit einem Buffet von euch statt. Auch am 13. September?
Matze: Wir würden gerne, aber aus Vernunftgründen auf gar keinen Fall. Beim
Abschiedsfest wird ja auch gerne mal einer gezwitschert oder man umarmt
sich. Am Ende ist am letzten Tag noch einer krank und dann ist das Geschrei
groß. Nee, nee, die Party fällt dieses Jahr aus.
Daggi: Umso mehr wünschen wir uns, unsere Gäste im nächsten Jahr gesund
wiederzusehen.
Was macht ihr denn in diesem Winter? Sonst verreist ihr ja immer.
Matze: Erstens: Wohin willst du derzeit denn fahren? Zweitens haben wir
null Verdienst. Drittens kann es deshalb sein, dass wir dieses Jahr auch im
Winter arbeiten müssen. Aber das wissen wir jetzt alles noch nicht.
10 Sep 2020
## AUTOREN
Plutonia Plarre
## TAGS
Berliner Bäder-Betriebe
Schwerpunkt Coronavirus
Prinzenbad
Berliner Bäder-Betriebe
Florian Schmidt
Lesestück Interview
Berliner Bäder-Betriebe
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