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# taz.de -- Ertrinkungsgefahr in Brandenburger Seen: Öffnet die Freibäder!
> Die DLRG Berlin mahnt, die Freibäder im Sommer trotz Corona zu öffnen.
> Andernfalls könnten die Ertrinkungsunfälle in Seen drastisch steigen.
Bild: Schöner Spaß. Aber das Seepferdchen sollte man haben
Berlin taz | Wien macht vor, wie es gehen könnte: Ende Mai will die
österreichische Hauptstadt ihre Freibäder öffnen – trotz Corona. Allerdings
ist das Freizeitangebot reduziert, und es gibt Regeln. Der Berliner Senat
und die landeseigenen Bäderbetriebe indes haben bisher keine vergleichbaren
Signale ausgesendet. Die Schwimmbegeisterten sind enttäuscht. Unterstützung
bekommen sie nun von Seiten der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft
(DLRG).
Zur Eindämmung des Coronavirus ist der Betrieb von Schwimmbädern laut
Senatsverordnung seit dem 14. März untersagt. Im Gespräch mit der taz
appellierte Michael Neiße, Vorstandsmitglied der DLRG Berlin, am Montag an
den Senat, diese Vorschrift zu lockern: „Mit Auflagen, die Hygiene- und
Abstandsregeln betreffen, müsste es doch möglich sein, die städtischen
Freibäder im Sommer zu öffnen.“
Blieben die Bäder zu, sei zu erwarten, dass Menschen massenhaft und
unkontrolliert an die Seen und Gewässer strömten, so Neiße. Dadurch erhöhe
sich nicht nur das Infektionsrisiko, sondern auch die Unfallgefahr –
insbesondere an unbeaufsichtigten Badestellen. „Die Menschen gefährden
nicht nur sich selbst, sondern auch die Retter“, weiß Neiße. Denn: Wer
einem Ertrinkenden zu Hilfe komme, sei schutzlos einer möglichen Ansteckung
ausgeliefert. „Man muss ganz nah ran an die Person“.
Der DLRG Landesverband Brandenburg hatte sich schon Ostern mit der
Aufforderung an Frühschwimmer und Stand-Up-Paddler gewandt, nicht ins
Wasser zu gehen. Im vergangenen Jahr sind in Brandenburg laut DLRG 34
Menschen ertrunken – sechs mehr als 2018. In der Mehrzahl waren Männer
betroffen, besonders die Altersgruppe der 51- bis 55-Jährigen. Alle
Todesfälle ereigneten sich der DLRG zufolge in Seen, Teichen, Kanälen und
Flüssen. In Schwimmbädern, wo Rettungsschwimmer sofort zur Stelle sein
können, ist in Brandenburg im letzten Jahr niemand ertrunken.
Martin Pallgen, Sprecher von Innen- und Sportsenator Andreas Geisel (SPD),
kommentierte die Aufforderung am Montag gegenüber der taz mit den Worten:
„Wir verstehen den Appell der DLRG, können aber zum jetzigen Zeitpunkt
keine seriöse Prognose abgeben.“ Die Frage, ob die Bäder öffnen können od…
nicht, hänge vom weiteren Infektionsverlauf ab. „Wir sind mit den
Bäderbetrieben im engen Kontakt, um alle Möglichkeiten auszuloten“, so
Pallgen
Zur Ermutigung empfiehlt sich ein Blick in das Nachbarland Österreich. Wien
bereitet die Öffnung der kommunalen Bäder für Ende Mai vor. Die
Einzelheiten sind auf der Homepage der Stadt nachzulesen: Vorgesehen ist
demnach eine maximale Anzahl an Badegästen und eine maximale Anzahl an
gleichzeitig Badenden. Das Bäderpersonal werde auf den nötigen Abstand
achten und die Gäste entsprechend informieren.
Die Einhaltung des Abstandes liege auch in der Eigenverantwortung der
Gäste. Kinder unter 10 Jahren seien dieses Jahr nur in Begleitung
Erwachsener erlaubt. Ob die Rutschen geöffnet werden können, werde noch
geprüft, möglich sei aber, vor Ort Volleyball, Tennis oder Minigolf zu
spielen. Im Verlaufe der Saison werde die Situation laufend evaluiert.
Und auch das hat Wien beschlossen: Die Eintrittspreise in den Sommerbädern
werden gesenkt, weil eine uneingeschränkte Nutzung nicht garantiert werden
kann. Kinder zahlen einen Euro, Jugendliche zwei und Erwachsene drei. „Mit
diesen klaren, runden Beträgen soll ein zügiger Eintritt bei den Kassen
ermöglicht werden“, schreibt die Stadtverwaltung auf ihrer Internetseite.
## Kinder nur in Begleitung erlaubt
[1][Auf die Abstandsregel] an den Kassen werde ebenfalls genau geachtet.
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig und Bäderstadtrat Jürgen Czernohorszk
begründen die Entscheidung so: „Es gibt keinen Grund, die Sommersaison
abzuschreiben – schließlich kann man sich durch das Wasser nicht anstecken
und Bewegung an der frischen Luft und viel Sonne sind günstige
Einflussfaktoren für das Immunsystem.“
Eine Thematisierung der aktuellen Corona-Lage? Ein Statement zur Öffnung
der Freibäder? Die Presseerklärung, die die Berliner Bäder Betriebe (BBB)
am Dienstag verschickt hatten, hatte mit diesen Themen rein gar nichts zu
tun. Verkündet wurde vielmehr der Baubeginn einer lange geplanten
Ersatzschwimmhalle in Kreuzberg. Bis zur Eröffnung ist es aber noch eine
Weile hin: Im Frühjahr 2021 soll die Halle, die in Leichtbauweise auf dem
Gelände des Sommerbades Prinzenbad entsteht, fertig sein.
Das Wellenbad Kreuzberg soll danach für eine Grundsanierung „für
mindestens“ zweieinhalb Jahre geschlossen werden, teilten die BBB mit. Dass
es länger dauern könnte, ist schon einkalkuliert. Der Ersatzbau sei für
drei Jahre konzipiert, könne aber auch fünf Jahre stehen bleiben, sagt
Bäder Sprecher Matthias Oloew zur taz. Kompensiert werden soll damit nicht
nur das Spreewaldbad, auch andere Bäder fallen wegen Sanierung jahrelang
aus.
Ausgestattet sein wird das mit Kosten von 3,6 Millionen Euro veranschlagte
Interimsbad Kreuzberg mit fünf Bahnen zu jeweils 25 Metern. Ein Baum habe
auf dem Grundstück des Prinzenbades vor Baubeginn gefällt werden müssen,
erzählt Oloew. „Aber dafür haben wir vier neue gepflanzt.“ Der [2][Betrieb
des Prinzenbades] werde unabhängig von dem Ersatzbad weiterlaufen.
Letzteres werde hauptsächlich Schulen und Vereinen vorbehalten bleiben. Die
Öffentlichkeit habe nur werktags von 6.30 Uhr bis 8 Uhr und am Wochenende
von 10 Uhr bis 17 Uhr Zutritt.
Aber das ist alles Zukunftsmusik. Wie es aktuell mit Blick auf die
Sommersaison weiter geht? Er wage da keine Prognose, sagt der
Bädersprecher.
5 May 2020
## LINKS
[1] /Berliner-Amtsarzt-fuer-Lockerungen/!5682791&s=abstandsregel+corona/
[2] /Berliner-Baederbetriebe/!5566539&s=prinzenbad/
## AUTOREN
Plutonia Plarre
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