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# taz.de -- Präsidentenwahl in den USA: Ein offenes Rennen
> Der Kandidat der Demokraten Biden liegt in den meisten Umfragen vorne.
> Aber Trump hat noch nicht verloren.
Bild: Landesweit führt Joe Biden in Umfragen zwar weiterhin deutlich, aber das…
Der Parteitag der US-Republikaner war in mehrfacher Hinsicht [1][eine
merkwürdige Veranstaltung]. Erstaunlich vor allem, wie viel Raum dem
demokratischen Herausforderer Joe Biden eingeräumt wurde. Üblicherweise
arbeitet sich eine Opposition an einer Regierung ab, nicht umgekehrt.
Aber Präsident Donald Trump und seine Fangemeinde haben die Dämonisierung
von Biden in den Mittelpunkt des Parteitags gestellt. Ausgerechnet dieser
brave und ziemlich langweilige Politiker soll nun ein verkappter
Linksradikaler sein, der das Land ins Chaos stürzen will und Gewalt auf den
Straßen propagiert.
Diese Taktik führte dazu, dass sich die Parteitage der Republikaner und der
Demokraten auf seltsame Weise ähnelten: Beide warnten vor allem vor dem
jeweiligen Gegner und verzichteten weitgehend darauf, konkrete Konzepte für
die nächsten vier Jahre vorzustellen. Für einen Herausforderer, der die
Abwahl eines in breiten Bevölkerungsschichten unpopulären Präsidenten
erreichen möchte, kann das eine vernünftige Strategie sein. Aber ein
Staatsoberhaupt bringt sich damit um den Amtsbonus und wirkt wenig
souverän.
Möglicherweise geht das Kalkül der US-Republikaner dennoch auf. Immerhin
haben sie offenkundig erkannt, dass sie für einen Sieg auch auf die Stimmen
von Leuten angewiesen sind, um die sie bisher kaum geworben haben. Die
Folge: Eine für Republikaner ungewöhnlich hohe Zahl von Frauen,
Afroamerikanern und Menschen mit Migrationshintergrund kamen auf dem
Parteitag zu Wort. Dass sie alle die Politik des US-Präsidenten in den
höchsten Tönen lobten, war ebenso zu erwarten gewesen wie das ausführliche
Eigenlob von Donald Trump. Aber bemerkenswert war doch, dass dies selbst
für Republikaner offenbar nur möglich ist, wenn die Realität dabei
vollständig ausgeblendet wird.
## Corona, Rassismus? Kein Thema
Der Parteitag schien in einem Paralleluniversum stattzufinden, nicht in den
Vereinigten Staaten. Corona? Sei praktisch schon besiegt, einen Impfstoff
gebe es spätestens am Ende des Jahres, und Trump habe Millionen
Menschenleben gerettet. Rassismus? Kein Thema. Stattdessen war viel von
Solidarität mit der Polizei die Rede und davon, dass einem tobenden,
gewalttätigen Mob unnachsichtig Einhalt geboten werden müsse.
Wirtschaftskrise? Keine Rede davon. Probleme, entstanden durch den
„China-Virus“, würden bald gelöst, und die USA sähen einer glänzenden
Zukunft entgegen.
Es ist leicht, sich über diese Weltsicht lustig zu machen und über die
Fülle von Tatsachenverdrehungen oder sogar offenen Lügen den Kopf zu
schütteln. Aber weder Spott noch Empörung ändern etwas daran, dass der
Kampf ums Weiße Haus gerade erst begonnen hat – und dass die Chancen von
Donald Trump sich derzeit zu verbessern scheinen.
Landesweit führt Joe Biden in Umfragen zwar weiterhin deutlich, aber das
besagt nicht viel. Niemand bezweifelt, dass er bevölkerungsreiche Staaten
wie Kalifornien und New York holen wird, die wählen schließlich
traditionell die Demokraten. In den meisten wahlentscheidenden Swing
States, in denen mal die eine, mal die andere Partei gewinnt, ist der
Vorsprung von Biden in den letzten Wochen jedoch geschrumpft. Das ist ein
für ihn alarmierender Trend.
Zu den Swing States gehört auch Wisconsin, jener Staat also, in dem vor
wenigen Tagen dem Afroamerikaner Jacob Blake von einem weißen Polizisten
sieben Mal in den Rücken geschossen wurde. Die Protestbewegung gegen
Rassismus hat danach großen Zulauf gewonnen.
Gestiegen ist in Teilen der Bevölkerung aber auch die Angst vor
Ausschreitungen bei Demonstrationen. Wie die Stimmung in Wisconsin sich in
den nächsten Tagen entwickelt, wird Aufschluss darüber geben, ob Donald
Trump erfolgreich ist mit seinem Versuch, die Spaltung der Gesellschaft zu
vertiefen. Ausgeschlossen ist das nicht. Leider.
28 Aug 2020
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[1] /Abschluss-des-US-Republikaner-Parteitags/!5710469
## AUTOREN
Bettina Gaus
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US-Wahl 2024
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
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