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# taz.de -- Umweltschützer über Motorradlärm: „Wer fährt, will das Ding h…
> Der Forderungskatalog grüner Bundestagsabgeordneter gegen Motorradlärm
> setze zu sehr auf Kampagnen, sagt Umweltschützer Holger Siegel.
Bild: Wollen Krach: Demonstration von MotorradfahrerInnen gegen schärfere Gese…
taz: Herr Siegel, mehrere Grünen-Bundestagsabgeordnete um [1][Fraktionsvize
Oliver Krischer haben kürzlich 6 Maßnahmen gegen Motorradlärm
vorgeschlagen]. An erster Stelle nennen sie Kampagnen, damit die „Biker“
leiser fahren. Gute Idee?
Holger Siegel: In dem Papier kommt die Forderung des Bundesrats zu kurz,
dass besonders belastete Strecken für Motorräder an Sonn- und Feiertagen
gesperrt werden können, um Lärm zu reduzieren. Diese Positionierung der
vier grünen Abgeordneten ist erstaunlich, weil [2][für die Entschließung
der Länderkammer] ausgerechnet Winfried Hermann, der grüne Verkehrsminister
von Baden-Württemberg, maßgeblich verantwortlich war.
Warum ist Ihnen die Forderung nach Fahrverboten so wichtig?
Dadurch ist die Debatte wirklich in Schwung gekommen. Wir wollen das
Druckmittel Fahrverbote nicht aufgeben, das wir brauchen, [3][damit die
Maschinen leiser werden]. Wenn Motorradfahren sozialverträglich ist, sind
Streckensperrungen unnötig.
Was muss dafür passieren?
Motorräder müssen künftig die Lärmgrenzwerte immer einhalten, nicht nur in
Situationen wie im amtlichen Zulassungstest. Bisher sind sie meist auf der
Straße viel lauter als bei der Prüfung. Da sind wir uns mit den grünen
Abgeordneten einig.
Was halten Sie von dem Vorschlag der Parlamentarier, dass der Bund
Kampagnen etwa mit Ermahnungen auf Schildern unterstützen soll, damit
Motorradfahrer nicht so laut beschleunigen?
Das verkennt die Psychologie des Motorradfahrens. Das sage ich als
Motorradfahrer. Wer Motorrad fährt, will das Ding auch hören. Das ist
einfach so fest in den Köpfen drin, dass die Geräuschemission dazugehört.
Es ist naiv zu glauben, man müsse nur lange genug auf die einreden, und
dann wird es leiser. Dazu ist das Thema für die Motorradfahrer einfach zu
stark emotional aufgeladen. Die Strecken sind doch schon mit Schildern
gepflastert. Hinterm Ortsschild wird trotzdem wieder ordentlich Gas
gegeben.
Die Grünen betonen, nur eine „laute Minderheit“ verursache die Probleme.
Stimmt diese Analyse?
Nein, das ist ein Narrativ der Industrie und der Fahrer, das die
Abgeordneten leider übernommen haben. [4][Fast alle neuen schweren
Motorräder sind ab Werk legal zu laut]. Dann gibt es eine ganz kleine
Minderheit, die ihre Maschinen illegal so manipuliert, dass sie noch lauter
sind. Und es gibt eine große Minderheit, die ihre Motorräder legal mit
extra lauten Auspuffen nachrüsten lässt. Manche große Harley-Händler sagen,
dass sie an jeder zweiten neuen Maschine einen Klappenauspuff montieren,
der im Zulassungstest leise genug ist, aber im richtigen Leben unerträglich
laut. Wir reden nicht von 3 Prozent aller Motorradfahrer, die auffällig
belästigend sind, sondern eher von 30 Prozent.
Was finden Sie außer der Reform der Zulassungstests gut an dem
Grünen-Papier?
Zum Beispiel auch, dass die Polizei überdurchschnittlich laute
Motorradfahrer bestrafen können soll. Oder dass das Problem gelöst werden
muss, dass Raser wegen der Vermummung mit Helmen und der vorne fehlenden
Nummernschilder nur sehr schwer zu sanktionieren sind. Die
Halterkostenhaftung wäre ein Mittel, also dass der Fahrzeughalter die
Verwaltungskosten tragen muss, die etwa durch die Ermittlung des Fahrers
entstehen.
16 Aug 2020
## LINKS
[1] https://www.oliver-krischer.eu/2020/08/08/autorinnenpapier-fuer-motorradfah…
[2] /Bundesrat-zu-Laermgrenzen/!5685921
[3] /Appell-an-Hersteller/!5687971
[4] /Unnoetig-laute-Motorraeder-und-Autos/!5459901
## AUTOREN
Jost Maurin
## TAGS
Schwerpunkt Motorradlärm
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Raser
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Verkehrswende
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