| # taz.de -- Urteil gegen Abtreibungsgegner: Holocaust-Vergleich untersagt | |
| > Ein Website-Betreiber hatte Christina Hänel mit den Nazis verglichen, | |
| > weil sie Schwangerschaftsabbrüche macht. Dafür muss er nun 6.000 Euro | |
| > zahlen. | |
| Bild: Erfolg vor dem Hamburger Landgericht: Kristina Hänel und ihr Anwalt am F… | |
| Hamburg taz | Das Hamburger Landgericht hat am Montag zugunsten der | |
| Gießener Ärztin Kristina Hänel geurteilt. [1][Hänel, die bekannt wurde, | |
| weil sie wegen des „Werbens“ für Schwangerschaftsabbrüche verurteilt | |
| wurde,] hatte den Betreiber der Website babykaust.de, Klaus Günter Annen, | |
| verklagt. Der stellt Hänel auf seiner Homepage auf eine Stufe mit | |
| NS-Täter*innen und [2][vergleicht Schwangerschaftsabbrüche mit dem | |
| Holocaust.] Er muss nun 6.000 Euro Strafe zahlen und die betreffenden | |
| Textstellen und Fotos von seiner Website löschen. | |
| Konkret wegen zweier Textpassagen sowie zweier Bilder hatte Hänel wegen | |
| Verleumdung und auf Unterlassung geklagt. Darin bezeichnete Annen die | |
| Medizinerin als „Entartete“. Auf den Bildern, die Wachmannschaften eines | |
| Konzentrationslagers zeigen, stellte er die Medizinerin auf eine Ebene mit | |
| den NS-Verbrechern. Das Gericht gab Hänel in diesen Fällen recht. | |
| Eine Passage, in der Annen geschrieben hatte, Hänel habe „Blut an den | |
| Händen“ kleben und dies sei „menschenverachtend“, sah die Richterin dage… | |
| bereits am Freitag als weniger eindeutigen Fall. Hänel und ihr Anwalt zogen | |
| diesen Punkt aus der Klage zurück. | |
| Der Angeklagte selbst erschien weder zur Verhandlung am Freitag noch zur | |
| Urteilsverkündung am Montag. Auch sein Anwalt Tomislav Cunovic, der in | |
| Frankfurt Mahnwachen von ultra-katholischen [3][Abtreibungsgegner*innen] | |
| organisierte, tauchte vor Gericht nicht auf. | |
| Während der Verhandlung schilderte Hänel, wie groß mittlerweile ihre Angst | |
| davor sei, von radikalen Abtreibungsgegner*innen, die im Netz gegen sie | |
| hetzen, auch körperlich angegriffen zu werden. | |
| Nach dem Urteil am Montag zeigte Hänel sich zufrieden. „Wir dürfen diesen | |
| Vergleich zwischen dem Holocaust und Schwangerschaftsabbrüchen niemals | |
| zulassen“, sagte Hänel. Der Verurteilte kann gegen das Urteil noch Revision | |
| einlegen. | |
| 24 Aug 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Prozess-wegen-Paragraf-219a/!5649421 | |
| [2] /Lebensschuetzerin-trifft-Minister/!5660560 | |
| [3] /Abtreibungsgesetze-in-Deutschland/!5693086 | |
| ## AUTOREN | |
| André Zuschlag | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Paragraf 219a | |
| Schwerpunkt Abtreibung | |
| Meinungsfreiheit | |
| Schwangerschaft | |
| Hetze | |
| Antisemitismus | |
| Schwerpunkt „Marsch für das Leben“ | |
| Schwerpunkt Paragraf 219a | |
| Paragraf 218 | |
| Schwerpunkt Paragraf 219a | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Lagebericht der Amadeu Antonio Stiftung: Alles voll mit Antisemitismus | |
| Der Ukraine-Krieg zeigt, wie verbreitet Judenhass ist – und bedroht | |
| ukrainische Shoah-Überlebende direkt. Rund 100 wurden nach Deutschland | |
| evakuiert. | |
| „Marsch für das Leben“: Gegner*innen machen mobil | |
| Am Samstag wollen in Berlin Fundamentalist*innen gegen | |
| Schwangerschaftsabbrüche demonstrieren. Widerstand ist angekündigt. | |
| Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland: Absaugen statt ausschaben | |
| Bislang gibt es in Deutschland keine medizinischen Leitlinien zum | |
| Schwangerschaftsabbruch. Das soll sich laut Bundesgesundheitsministerium | |
| nun ändern. | |
| Abtreibungsgesetze in Deutschland: § 218 schützt kein Leben | |
| Der Kompromiss zum deutschen Abtreibungsrecht wird 25 Jahre alt. Er hält | |
| keines seiner Versprechen, sondern spielt Fundamentalist*innen in die | |
| Hände. | |
| Schwangerschaftsabbruch in Deutschland: Die kleine Chronik des §218 | |
| Vor 25 Jahren reformierte der Bundestag das Strafgesetz. Abtreibungen sind | |
| verboten, aber unter bestimmten Bedingungen straffrei. |