| # taz.de -- Linke lehnt Berliner Karstadt-Deal ab: Kampf um die Glaubwürdigkeit | |
| > Die Absage an den rot-rot-grünen Deal ist in dieser Deutlichkeit | |
| > überraschend. Offenbar glaubt niemand an ein langfristiges Engagement von | |
| > Karstadt. | |
| Bild: Da hat er über die Karstadt-Vereinbarung noch gelacht: Klaus Lederer, re… | |
| Die Linke hat sich [1][auf ihrem Parteitag] am Samstag [2][klar gegen den | |
| umstrittenen Karstadt-Deal des Senats positioniert]. Eine in ihrer | |
| Deutlichkeit durchaus überraschende Entscheidung, denn Kultursenator Klaus | |
| Lederer – zugleich Stellvertreter von Michael Müller und wahrscheinlicher | |
| Spitzenkandidat der Linken für die Wahl 2021 – hatte den sogenannten | |
| „Letter of Intent“ zuvor klar verteidigt. Und auch Parteichefin Katina | |
| Schubert stellte das Abkommen an sich, mit dem Karstadtinvestor Signa | |
| Unterstützung für drei große Bauprojekte versprochen wird, am Samstag nicht | |
| infrage. Ein Aufstand der Basis? | |
| Besonders für die linken VertreterInnen im Senat, damals auch noch | |
| Bausenatorin Katrin Lompscher, war die Entscheidung die Wahl [3][zwischen | |
| Pest und Cholera]: Die Sicherung von Arbeitsplätzen für ein paar Jahre und | |
| der Nahversorgung in einigen Kiezen wurde erkauft mit dem Kotau vor einen | |
| unberechenbaren Investor, den man so nur von der FDP erwartet hätte. | |
| Auf dem Linken-Parteitag wurde nun deutlich, dass trotz der anfänglichen | |
| Verteidigung des Deals die Zweifel daran immer größer werden. Offenbar | |
| glaubt kaum noch jemand an ein langfristiges Engagement von Karstadt und | |
| den entsprechenden Erhalt der Kaufhäuser und Jobs. Der Vorschlag von | |
| Lederer, Schubert und auch anderer RednerInnen, über Kaufhäuser in | |
| kommunaler Trägerschaft nachzudenken, ist zugleich das Eingeständnis, dass | |
| die baupolitischen Zugeständnisse an Signa zu groß waren und der | |
| Glaubwürdigkeit der Koalition und der Linken im Besonderen massiv schaden | |
| werden. | |
| Die scharfe Kritik der Linkenbasis an dieser Entscheidung nach | |
| Gutsherrenart erinnert an eine ähnliche Situation bei den Grünen. Dort | |
| hatte sich Ende 2019 Wirtschaftssenatorin Ramona Pop – ebenfalls | |
| aussichtsreichste Kandidatin für die Spitzenkandidatur 2021 – dafür | |
| starkgemacht, die Automesse IAA in veränderter Form nach Berlin zu holen. | |
| Doch ein Parteitag [4][sprach sich dagegen aus.] Dass die IAA nach München | |
| zog, wird auch auf die Entscheidung der Grünen zurückgeführt. Pops | |
| Autorität im Senat und der Partei war angekratzt. | |
| ## Gar nicht erst erpressbar werden | |
| Dank der in Dialektik geübten Linken und seiner Beliebtheit dürfte Lederer | |
| von diesem Schicksal verschont bleiben – vorerst. Immerhin hatte er sich | |
| für ein erklärtes Ziel seiner Partei eingesetzt: der Sicherung von | |
| Arbeitsplätzen eher armer Menschen. Gleichwohl dürften die Kritiker an dem | |
| Deal genau beobachten, ob Lederer und der neue Stadtentwicklungssenator | |
| Sebastian Scheel wirklich erkannt haben und umsetzen, was nach Meinung der | |
| Partei schwerer wiegt als ein paar schlecht bezahlte Arbeitsplätze: sich | |
| nicht vom Großkapital erpressen zu lassen. | |
| 23 Aug 2020 | |
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| Bert Schulz | |
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