# taz.de -- Standards beim Schulessen: Geschmack ist Glücksache | |
> Für gute Verpflegung fehlen in fast allen Bundesländern verpflichtende | |
> Vorgaben. Das will Ernährungsministerin Julia Klöckner jetzt ändern. | |
Bild: Was kommt auf den Teller? Essensausgabe in einer Berliner Schule | |
BERLIN taz | Täglich Gemüse, Kartoffeln oder Getreide, maximal zwei mal die | |
Woche Fleisch; die Lebensmittel kühl und dunkel lagern, erst kurz vor der | |
Zubereitung zerkleinern und unter kaltem Wasser waschen, nicht darin liegen | |
lassen. Unter anderem dies sehen die Empfehlungen der Deutschen | |
Gesellschaft für Ernährung (DGE) für gutes Schulessen vor. Verbindlich für | |
die Träger der Schulen, zum Beispiel Kommunen oder Kirchen, [1][sind die | |
über zehn Jahre alten DGE-Standards] aber nur in Berlin, Hamburg und im | |
Saarland. | |
Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) hat die Länder jetzt | |
aufgefordert, die Empfehlungen als verpflichtend einzuführen. „Hier darf es | |
keine Ausreden mehr geben“, sagte sie dem Spiegel. Unterstützung erhält sie | |
aus der Wirtschaft: Der Großanbieter Sodexo, der bundesweit nach eigenen | |
Angaben 130.000 SchülerInnen versorgt, bedauert, „dass es bislang keine | |
deutschlandweite Zertifikatspflicht gibt“. | |
Die Schulverpflegung falle „in die Verantwortung der Kommunen als | |
Schulträger“, sagt eine Sprecherin des Ministeriums für Verbraucherschutz | |
Baden-Württemberg. Es seien deshalb keine verbindlichen Vorgaben seitens | |
der Landesregierung geplant. Um hochwertiges und kindgerechtes Essen in der | |
Schule zu fördern, biete das Ministerium ein umfangreiches | |
Unterstützungsangebot an, etwa mehrere Modellprojekte. | |
Das in Rheinland-Pfalz zuständige Umweltministerium verweist ebenfalls auf | |
zahlreiche Projekte, mit denen das Schulessen im dem Land verbessert werden | |
soll. So arbeiteten etwa in der Vernetzungsstelle Schulverpflegung | |
Verantwortliche aus Verwaltungen, Schulen, Verpflegungsanbietern und | |
Elternvertreter/innen daran, das Essen gemäß den DGE-Standards zu | |
optimieren. Das Ministerium verweist aber auch auf die Verantwortung des | |
Bundes: Die Einführung der DGE-Standards sei zwar überfällig, könne aber | |
nicht einseitig zulasten der Kommunen erfolgen. Diese bräuchten dafür | |
„dringend eine Unterstützung durch Bundesmittel“, heißt es aus dem | |
Ministerium. | |
## Es fehlt eine valide Datengrundlage | |
Ob die Initiativen der Länder oder die Umsetzung der DGE-Empfehlungen die | |
Qualität des Schulessens insgesamt verbessert haben, weiß allerdings | |
niemand: „Wir werben schon lange für ein Monitoring“, sagt Anke Oepping, | |
Leiterin des Nationalen Qualitätszentrums für Ernährung in Kita und Schule. | |
Bislang wurden keine wissenschaftlichen Daten in längeren Zeiträumen in den | |
Schulen erfasst. Das sei auch nicht trivial, sagt Oepping: „Messen sie die | |
Absatzzahlen oder die Nähe der Speisepläne zum DGE-Qualitätsstandard | |
[2][oder die Nachhaltigkeit der Zutaten]?“, fragt sie. | |
Die DGE-Kriterien umzusetzen sei aber kein Hexenwerk, sagt Oepping: „Wir | |
bräuchten dafür den gemeinsamen politischen Willen, für satte, gesunde und | |
zufriedene Kinder zu sorgen.“ | |
15 Aug 2020 | |
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## AUTOREN | |
Heike Holdinghausen | |
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