| # taz.de -- Podcast „Nur Mut“: Gib es endlich zu | |
| > In der letzten Folge vom taz-Podcast geht es um Sprache als | |
| > Machtausübung. Wie sagen wir, was uns stört, ohne einander in die Enge zu | |
| > drängen? | |
| Bild: „Im Streit geht es oft um Macht und Unterwerfung,“ sagt Petra Muth | |
| Köln taz | In der letzten Folge vom [1][taz-Podcast „Nur Mut“ – Anleitung | |
| für den Krisenkopf“] sprechen die Therapeutin Petra Muth und die | |
| Journalistin Anett Selle darüber, dass Sprache nicht immer ein Mittel ist, | |
| das uns verbindet: Manchmal trennt sie auch. | |
| „In Beziehungen geht es im Streit oft um Macht und Unterwerfung“, sagt | |
| Muth. „Und gar nicht um das Miteinander und die Augenhöhe. Also: Entweder | |
| ich hab Recht – oder du. Entweder machen wir das so – oder gar nicht.“ | |
| Anstatt um eine Lösung geht es dann um die Fragen: Wer setzt sich durch? | |
| Wer ist stärker? | |
| Eine Weise, wie wir andere unter Druck setzen – zum Teil auch ohne es zu | |
| merken – sind Listen, die über die Zeit immer länger werden, sagt Muth. „… | |
| wird unter den Teppich gekehrt, bis die Beule ganz groß ist, und dann | |
| passiert es. Bam, bam, bam, du hast dann, du hast dann. Und da wird vor | |
| drei Jahren noch was aus der Tasche geholt – was als Gefühl eine Spur | |
| hinterlassen hat, aber nie ausgesprochen oder geklärt wurde.“ | |
| So eine Kaskade halte kein Mensch aus. Und: Wenn wir zulassen, dass sich | |
| Dinge so anstauen, sei das die eigene Verantwortung und nicht die der | |
| anderen Person. Merken wir also, dass wir eine Liste haben, sei es wichtig, | |
| sie Schritt für Schritt abzuarbeiten. „Ein Kritikpunkt oder zwei pro | |
| Gespräch, aber mehr auf keinen Fall. Das überfordert“, sagt Muth. „Lieber | |
| ein bisschen Zeit vergehen lassen.“ Zum Beispiel einen Monat. „Und dann | |
| ansprechen.“ | |
| Ein weiterer Punkt sind Wörter wie „immer“ oder „nie“, „meistens“,… | |
| oder „selten“ in Streits. Die führen in der Regel weg vom eigentlichen | |
| Thema, weil es dann ins Kleinklein geht. Zum Beispiel: „Nie hilfst du mir | |
| dabei – Voll wohl, vor zwei Monaten – Oha, dann hilfst du halt selten! – | |
| Quatsch, schon viermal dieses Jahr! – Das ist selten! – Das ist nicht | |
| selten!“ | |
| Und zuletzt ist es auch [2][hilfreich, ein Verhalten zu kritisieren, nicht | |
| den Menschen]. „Dieses Verhalten von dir, das fand ich echt rücksichtslos“ | |
| thematisiert etwas, das außerhalb der Person liegt. Etwas, das vergangen | |
| ist und sich in Zukunft anders machen lässt. Im Gegensatz zum Satz: „Du | |
| bist rücksichtslos“, der einem Menschen Rücksichtslosigkeit als fixe | |
| Eigenschaft unterstellt. | |
| Daran, wie wir miteinander reden, erkennen wir das Wesen unserer Beziehung, | |
| sagt Muth. „Die Beziehung spiegelt sich im Kommunikationsstil wieder: Wenn | |
| Sie eine wertschätzende Beziehung haben, würde da kein Kommunikationsstil | |
| zu passen, der abfällig und anschuldigend ist. Das hängt miteinander | |
| zusammen.“ | |
| 18 Jul 2020 | |
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| Anett Selle | |
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