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# taz.de -- Gänsestopfleber in Gourmetrestaurant: Tierschützer protestieren
> Das Restaurant „Chapeau la Vache“ an der Bemer Hollerallee bietet
> Gänsestopfleber an. Die Tierrechtsorganisation PETA fordert, das zu
> beenden.
Bild: Protest gegen die Herstellung von Stopfleber gibt es auch andernorts wie …
Bremen taz | „Der Name,Chapeau la Vache' steht für französische Lebensart�…
Das sagte Ende Oktober anlässlich der Eröffnung des gleichnamigen
Restaurants der Betreiber gegenüber dem Weser-Kurier. Die
Tierrechtsorganisation PETA hat das Bremer Gourmetrestaurant nun
aufgefordert, einen Teil dieser „französischen Lebensart“ von der
Speisekarte zu streichen, nämlich Foie gras oder schlicht: Stopfleber.
Dabei handele es sich um ein „Qualprodukt“, heißt es in der Forderung der
Tierrechtsorganisation. Enten und Gänse würden dafür massiv gequält und
bewusst krank gemacht. Die Herstellung des Gerichts ist in Deutschland seit
2005 verboten. Gegessen wird es hier aber noch immer gerne, darum wird es
importiert – aus Frankreich.
Foie gras ist ein altes Gericht. Bereits etwa 2500 v. Chr. wurde die
Fettleber von Enten in Ägypten verspeist. In Frankreich gilt sie als
Delikatesse. Fleisch und auch Innereien werden weltweit nach wie vor gerne
gegessen.
Den Tieren geht es aber bei der Herstellung von speziell diesem Produkt
nicht einfach nur an den Kragen: Noch bevor die Gans drei Monate alt ist,
beginnt ihre Qual. Täglich bekommen die Tiere zwei bis viermal ein etwa 50
Zentimeter langes Rohr in den Hals geschoben, bis herunter zum Magen. Etwa
ein Kilo fettreicher Getreidebrei wird ihnen so in den Magen gepumpt. Die
engen Käfige, in denen sie gehalten werden, verhindern, dass die Tiere
entkommen oder sich während der qualvollen Prozedur winden können.
Zwei oder drei Wochen lang werden sie so „gestopft“. Dann schlachtet man
sie. Die Tiere sind dann allerhöchstens sechs Monate alt und ihre Lebern
auf das Zehnfache ihrer normalen Größe angeschwollen. Etwa 50 Prozent der
Leber-Masse ist Fett – das macht sie in den Augen vieler zur Delikatesse.
Das deutsche Tierschutzgesetz verbietet es, einem Tier mittels Zwang Futter
einzuverleiben. Deutsche Landwirte müssen sich an diese Regeln halten. Auch
eine europaweite Richtlinie über den Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere,
die bereits 1999 in Kraft trat, verbietet eigentlich die Herstellung von
Stopfleber in den Mitgliedsstaaten. Die Art des Fütterns darf hiernach bei
Tieren „keine unnötigen Leiden oder Schäden“ hervorrufen.
Es sind allerdings Ausnahmen zugelassen – und Frankreich hat sich einen
Kniff überlegt: Seit 2005 ist Foie gras dort jetzt nationales und
gastronomisches Kulturerbe. In Deutschland hält man sich zwar an die
Gesetzesvorgaben, die Nachfrage nach Stopfleber ist aber auch hierzulande
nach wie vor groß.
Frankreich ist weltweit führender Hersteller des umstrittenen Produkts.
Hier werden jährlich über 24.000 Tonnen Leber produziert. Das entspricht
etwa 63 Prozent der Weltproduktion an Foie gras. Nach Frankreich ist
Spanien größter Abnehmer, Deutschland kommt an fünfter Stelle. Da der
Import nach wie vor geduldet ist, findet man immer wieder Stopfleber auf
den Speisekarten gehobenerer Restaurants in Deutschland.
PETA hat sich bereits in der Vergangenheit immer wieder für einen Boykott
von Stopfleber ausgesprochen. Bereits 2006 starteten die AktivistInnen eine
Aktion und stellten Strafanzeige gegen etwa 50 deutsche Restaurants und
Köche – erfolglos. Nun kontaktieren die TierrechtlerInnen immer wieder
einzelne Restaurants und fordern sie dazu auf, das Gericht von der Karte zu
nehmen.
Das Restaurant Chapeau la Vache in der Villa Rocholl am Bremer Standesamt
in der Hollerallee habe kürzlich eine Mail erhalten, adressiert an die
Geschäftsführung, sagt Tanja Breining, Biologin und Fachreferentin bei
PETA. „Wir klären darin über das Leid hinter der Stopfleber-Pastete auf“,
sagt sie. Daneben habe PETA die Geschäftsführung freundlich darum gebeten,
das Produkt von der Karte zu nehmen und auch, es gegebenenfalls durch ein
veganes Gericht zu ersetzen.
Eine Reaktion habe PETA bisher nicht bekommen. „Erhalten wir keine Antwort,
schauen wir, ob sich das Gericht noch auf der Karte des Restaurants
befindet“, sagt Breining. „Falls ja, haken wir nach zwei Wochen noch einmal
nach.“
Auch auf Nachfrage der taz reagierte das Restaurant nicht. Zurzeit findet
man die umstrittene französische Delikatesse noch immer auf der Karte vom
„Chapeau la Vache“.
3 Aug 2020
## AUTOREN
Mahé Crüsemann
## TAGS
Tierschutz
Gänse
Tierquälerei
Schwerpunkt Frankreich
Bremen
Peta
Tierschutz
Tierhaltung
Tierschutz
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