# taz.de -- Wirtschaftskrise durch Corona: Dem Staat sei Dank | |
> Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal um 11,7 Prozent | |
> eingebrochen. Ohne staatliche Hilfen wäre es noch schlimmer gekommen. | |
Bild: Ein soloselbstständiger Musiker demonstriert für Unterstützung | |
Die Zahl wirkt dramatisch: Im zweiten Quartal ist die deutsche Wirtschaft | |
um minus 11,7 Prozent eingebrochen, wenn man es mit den Monaten April bis | |
Juni 2019 vergleicht. Trotzdem gibt es keinen Grund zur Trübsal. Denn es | |
ist geradezu ein Wunder, dass die Wirtschaft nicht stärker geschrumpft ist. | |
Schließlich befand sich Deutschland wochenlang im Lockdown. | |
Die Coronapandemie verlief ökonomisch glimpflich – was allein dem Staat zu | |
verdanken ist. Denn er hat sehr viele Bundesbürger mit Einkommen versorgt. | |
Ob durch Kurzarbeitergeld, Rettungskredite für Unternehmen oder | |
[1][Konjunkturprogramm]. | |
Anders gesagt: Der Staat hat Einkommen aus dem Nichts geschaffen – indem er | |
Schulden aufgenommen hat. Viele Deutsche werden misstrauisch, wenn sich der | |
Staat verschuldet. Aber es war ein blendendes Geschäft. Das ifo-Institut | |
prognostiziert, dass das Minus aufs Gesamtjahr gerechnet 5 Prozent betragen | |
dürfte. Das ist ein Verlust, aber keine Katastrophe. | |
Niemand hat besser verstanden, wie wichtig der Staat war, als ausgerechnet | |
die Börsianer. Die DAX-Kurve vom Frühjahr ist da lehrreich. Als sich Corona | |
ankündigte, rauschte der Aktienindex um 40 Prozent in die Tiefe. Und die | |
Börsenkurse wären weiter senkrecht gefallen – wenn nicht die | |
Bundesregierung Rettungspakete angekündigt hätte. Kaum wurden die | |
Hilfsprogramme bekannt, ging es wieder aufwärts mit dem DAX. Der Markt wäre | |
ohne den Staat rettungslos verloren, wie sich damals erneut beobachten | |
ließ. | |
So weit, so schön. Doch es gibt eine Kehrseite. Die Coronakrise zeigt, wie | |
sehr wir auf Wachstum angewiesen sind. Doch in einer endlichen Welt kann | |
man nicht unendlich wachsen. Es geht nicht. | |
Bisher hat jedoch niemand ein Konzept, wie kapitalistische Gesellschaften | |
ohne Wachstum auskommen sollen. Die Coronakrise ist jedenfalls nicht der | |
Einstieg in eine andere Welt. Sie hilft nur, das jetzige System besser zu | |
verstehen: Ohne Staat geht es nicht. | |
30 Jul 2020 | |
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## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
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