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# taz.de -- Tester rügen Onlineshops: Gute Urteile billig zu kaufen
> Stiftung Warentest findet jede Menge Schummelei bei Onlinebewertungen von
> Produkten – durch verdeckte Recherchen.
Bild: Erwischt: Wer bewertet schon eine Mausefalle?
Berlin taz | Auch beim Kauf einer Mausefalle in einem Onlineshop verlassen
sich Käufer offenkundig auf die Bewertung anderer Kunden. „Zwei Mäuse
sauber gefangen“, heißt es da in einer mit fünf Sternen versehenen
[1][Produktbewertung], „ging schnell“. Simone Vintz von der Stiftung
Warentest wird bei derlei Lob [2][skeptisch]. Tatsächlich würde wohl kaum
ein Kunde eine Mausefalle von sich aus bewerten.
Deshalb hat die Projektleiterin der [3][Zeitschrift Test verdeckt
recherchiert], ob bei den Bewertungen auch gemogelt wird – und wurde
schnell fündig. Spezialisierte Agenturen bieten Rezensionen zum Kauf an.
Bei sieben haben Mitarbeiter der Stiftung als verdeckte Ermittler
Bewertungen geschrieben. 42-mal würdigten die Tester unterschiedliche
Produkte vom Kopfhören über Perücken, Lichterketten und Datingvermittler
bis hin zu Mausefallen.
Ergebnis: Es wird kräftig gemogelt. Bei zwei von drei Rezensionen mischten
sich die Agenturen ein. Bei jeder vierten Bewertung bestanden sie auf die
Vergabe von vier oder fünf Sternen. „In 21 Prozent der Fälle durften wir
die Waren nicht einmal ausprobieren“, heißt es im aktuellen Test-Heft. Von
den sieben Agenturen arbeiten demnach nur zwei sauber.
Seriöse Portale haben eigene Algorithmen entwickelt, um gefälschte
Bewertung zu finden. Das gelingt aber nicht in jedem Falle, wie Vintz
bemerkt. „Sie wollen ja, aber es klappt halt nicht“, sagt die Expertin.
Drei Seiten spielen bei den Schummeleien mit. Am Ende stehen die
nebenberuflichen Tester, die von den Agenturen mit Aufträgen versehen
werden. Der Stiftung boten sie mal einen US-Cent pro Bewertung an, mal
durfte sie die Produkte behalten oder günstiger erwerben.
## Agenturen werden reich
Reich werden mit diesem Geschäft dagegen die Agenturen. Sie verlangen der
Untersuchung zufolge rund 10 Euro pro Bewertung. Die Stiftung trat in einem
Fall auch selbst als Kunde der Agenturen auf. Ein Unternehmer bestellte für
sie bei vier Agenturen 120 gute Bewertungen. „Sie können bei uns problemlos
Höchstbewertungen für ihr Google-Profil kaufen“, antwortete ein Anbieter
unverhüllt.
Die Manipulationen haben verschiedene Methoden: Erstens gebe es klare
Anweisungen, das Produkt mit fünf Sternen auszuzeichnen. Der zweite Trick
ist, ihnen nur ein Foto zukommen zu lassen und auf positive Merkmale des
Produkts hinzuweisen. Druck aufzubauen gehört auch zum Repertoire. Dabei
ploppte bei einer nicht so guten Bewertung in roter Farbe die Frage auf, ob
man sich mit der Bewertung sicher sei.
Die Stiftung Warentest rät: „Lesen Sie lieber die negativen Kritiken und
suchen Sie nach Übereinstimmungen.“ Auch ein Klick auf das Profil des
Rezensenten kann helfen. „Wer immer fünf Sterne vergibt oder in einer Woche
zehn Handys bewertet, ist sehr wahrscheinlich kein normaler Verbraucher“,
warnen die Experten.
23 Jun 2020
## LINKS
[1] /Urteil-zu-Kundenbewertungen/!5662908
[2] /Urteil-des-Bundesgerichtshofs/!5486519
[3] https://www.test.de/Fake-Bewertungen-Wie-Verkaeufer-mit-gekauftem-Lob-Kunde…
## AUTOREN
Wolfgang Mulke
## TAGS
Stiftung Warentest
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Online-Shopping
Bausparkasse
Handy
Schwerpunkt Klimawandel
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